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TTB 112: Menschen für den Mars

TTB 112: Menschen für den Mars

Titel: TTB 112: Menschen für den Mars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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erteilt?«
    »Natürlich nicht, Sir.« Crosley lächelte.
    »Gut. Machen Sie sich auf den Weg.«
     
    *
     
    Die Stunden vergingen. Der Zapfenstreich wurde geblasen, aber Wharton blieb wach. Unruhig marschierte er in seinem Dienstzimmer auf und ab. Das Licht der Sterne, die hell in der mondlosen Dunkelheit flimmerten, fiel durch das Fenster herein. Wharton ballte die Fäuste und starrte in die Nacht hinaus.
    Er empfand Mitleid mit Breckenridge. Es war eine verteufelte Sache, wenn man nicht mehr zwischen Phantasie und Wirklichkeit unterscheiden konnte. Zu behaupten, etwas sei wahr, wenn es den Stempel der Falschheit trug. Die psychiatrischen Tests hatten nichts erwiesen; Breckenridge behauptete steif und fest, er habe den Auftrag zum Verhandeln gehabt. Schizophrenie – so hatte der Arzt es genannt. Aber Schizophrenie war keine Krankheit, die man sich plötzlich zuzog. Schizophrenie baute sich langsam auf, sie hatte Vorboten, die auch dem Nichtmediziner im Laufe der Zeit auffielen. Breckenridge hatte immer den Eindruck eines ausgeglichenen, verläßlichen Offiziers gemacht.
    Kein Wunder, daß Wharton zu der Überzeugung kam, die Halivanu hätten etwas mit Breckenridge angestellt. Aber Breckenridge leugnete es, und die EEG-Tests erbrachten keinen Beweis, daß er unter der Einwirkung von Rauschgiften oder Hypnose stand. Aber das EEG war nie hundertprozentig zuverlässig ...
    Wharton musterte sein verschwommenes Spiegelbild, das ihm aus der Scheibe entgegenblickte. Er war sicher, daß die Halivanu nicht über übernatürliche Kräfte verfügten. Sie waren lediglich eine sich gegen die Umwelt abschließende Rasse, und es bestand kein Anlaß, ihnen magische Fähigkeiten zuzuschreiben.
    Ein Licht bewegte sich durch die Dunkelheit. Wharton hörte das Röhren des Jetschlittens. Crosley kehrte zurück.
    Ungeduldig stürmte Wharton hinaus. Die Nachtluft war klar und kalt. Crosley und sein Fahrer, ein Unteroffizier namens Rodriguez, entstiegen dem Schlitten. Sie nahmen Haltung an, als sie ihn sahen.
    »Hat es Schwierigkeiten gegeben?« fragte Wharton.
    »Nein, Sir. Aber wir haben ihn nicht gefunden«, erwiderte Crosley. »Wir haben stundenlang gesucht, aber ...«
    »Wovon, zum Henker, reden Sie?« fragte Wharton mit einer Stimme, die halb erstickt klang. » Wen haben Sie nicht gefunden?«
    »Breckenridge natürlich, Sir«, sagte Crosley. »Wir haben in großen Kreisen gesucht, wie Sie es befahlen, aber ...«
    Wharton blinzelte verdutzt. »Was heißt das, daß Sie nach Breckenridge suchten, Crosley?«
    »Haben Sie uns nicht ausgeschickt, um nach ihm zu forschen? Er hatte sich doch auf der Rückfahrt von dem fremden Schiff in der Ebene verirrt, und Sie gaben uns den Befehl, nach ihm Ausschau zu halten. Fühlen Sie sich nicht wohl, Sir?«
    Eine kalte Faust schien sich um Whartons Herz zu klammern. »Kommen Sie zu mir herein, Leutnant. Sie ebenfalls, Rodriguez.«
    Er ging in sein Dienstzimmer voraus und spielte ihnen das Band vor, das sein Gespräch mit Crosley enthielt. Je länger die beiden Männer zuhörten, um so sichtbarer wurde ihre Verwirrung.
    Als das Band abgelaufen war, sagte Wharton: »Wollen Sie immer noch behaupten, ich hätte Sie ausgeschickt, um nach Breckenridge zu suchen?«
    »Aber – ja ...«
    »Breckenridge schläft in der psychiatrischen Abteilung. Er hat sich nie verirrt. Er kam vor Stunden zurück. Ich habe Sie ausgeschickt, um ein Ultimatum zu übergeben. Haben Sie Ihre eigene Stimme nicht erkannt, Crosley?«
    »Sie klang wie meine Stimme, zugegeben, Sir. Aber ich erinnere mich nicht – das heißt ...«
    Die weitere Befragung lief immer auf das gleiche hinaus. Das Anhören des Tonbandes trug nur dazu bei, die Verblüffung Crosleys zu steigern. Sein Gesicht wirkte geisterhaft bleich. Er war sicher, daß sie nur in weiten Kreisen nach Breckenridge gesucht hatten, was Rodriguez bestätigte. Selbst als Wharton ihnen erklärte, daß er ihre Fahrt zum Schiff der Halivanu auf dem Radarschirm verfolgt habe, schüttelten sie die Köpfe.
    »Wir sind nie in die Nähe des Schiffes gekommen, Sir. Unser Befehl lautete ...«
    »Schon gut, Leutnant. Gehen Sie zu Bett. Sie auch, Rodriguez. Vielleicht hat sich Ihr Gedächtnis bis zum Morgen gebessert.«
     
    *
     
    Wharton konnte nicht schlafen. Zuerst Breckenridge, dann Crosley und Rodriguez. Alle drei kamen mit unsinnigen Geschichten von dem fremden Schiff zurück. Wharton fühlte, wie sein Selbstvertrauen zum erstenmal erschüttert wurde. War am Ende doch etwas an diesen

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