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TTB 112: Menschen für den Mars

TTB 112: Menschen für den Mars

Titel: TTB 112: Menschen für den Mars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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Foss zu beachten, trank er in kleinen Schlucken. Schließlich sagte er: »Hören Sie, Mr. Foss, Erdmenschen sind, wie Sie sicher wissen, auf Sandoval IX nicht allzu gern gesehen. Nicht nur auf Sandoval, sondern auf allen adaptierten Welten. Man behandelt uns nicht gerade zuvorkommend, wenn wir – hm – normale Welten besuchen. Man gibt uns die billigsten Hotels, stellt uns die schäbigsten Fahrzeuge zur Verfügung, verspottet uns – nun, Sie wissen sicher Bescheid. ›Seht euch den Adaptierten an, ist er nicht zum Lachen?‹ Mehr brauche ich Ihnen wohl nicht zu erzählen.«
    »Ich weiß Bescheid. Sie können mich aber nicht verantwortlich machen für das, was dumme, schlecht erzogene Leute sagen. Sie verstehen nicht, daß Adaptierte ebenso menschlich sind wie sie selbst, daß ohne sie die Planeten nie hätten besiedelt werden können. Aber ...«
    »Sparen Sie sich Ihren Sermon«, sagte Haldane. »Die Tatsache bleibt bestehen, daß wir von der Erde abstammen und doch wie Geschöpfe behandelt werden, die nichts Menschliches mehr an sich haben. Verdammt, wir sind menschlich und widerstandsfähiger als die verweichlichten Erdmenschen, die kein Jahr auf diesem Planeten überleben würden.«
    »Es kommt nicht darauf an, wer wertvoller ist«, sagte Foss. » Sie passen besser in eine Welt mit der Schwerkraft dieses Planeten. Auf einem Planeten wie der Erde wäre es umgekehrt. Es ist alles relativ. Um aber auf meine Frau zurückzukommen ...«
    »Ihre Frau ist hier. Nicht in dieser Kolonie, aber auf Sandoval IX.«
    »Wo?«
    »Das herauszufinden, bleibt Ihrer Tüchtigkeit überlassen.«
    Foss stand auf und kämpfte gegen die Schwerkraft an, die ihn wieder herabziehen wollte. »Sie wissen, wo sie ist. Warum wollen Sie es mir nicht sagen?«
    »Sie sind ein Erdmensch«, sagte Haldane ruhig. »Ein höheres Wesen. Finden Sie sie selbst.«
     
    *
     
    Foss wandte sich wortlos um und verließ das Zimmer des Kolonialbeamten. Er schlängelte sich zwischen der Mutter und den spielenden Kindern hindurch und trat auf die Straße. Er hielt sich hoch aufgerichtet, kämpfte gegen das Verlangen an, sich gehenzulassen. Es wäre leichter gewesen, hätte er seine schmerzenden Muskeln weniger angespannt, aber er zwang sich zu einem elastischen Gang, als hätte die Schwerkraft Erdnorm und betrüge nicht 1,8 g.
    Er hatte keine andere Behandlung durch Haldane erwartet. Adaptierte fanden selten Gelegenheit, sich für den Spott der Erdenbewohner zu revanchieren. Gewöhnlich war es ein verwirrter Adaptierter, der das Lachen herausforderte, wenn er versuchte, mit der geringen Schwerkraft der Erde und einer Atmosphäre fertig zu werden, die soviel Sauerstoff enthielt, daß sie ihn halb betrunken machte. Manche der Adaptierten konnten in einer Atmosphäre überleben, die nur acht oder zehn Prozent Sauerstoff enthielt; gerieten sie in die 20 Prozent der Erde, so schwankten sie, als seien sie ständig betrunken.
    Nun waren die Vorzeichen umgekehrt, und die Adaptierten ließen sich die Gelegenheit nicht entgehen. Ein Erdbewohner hatte sich auf die Welt der Adaptierten verirrt, und diese dachten nicht daran, es ihm leichter zu machen. Sollte er sehen, wie er mit den veränderten Bedingungen fertig wurde.
    Aber Carol war hier ... irgendwo. Er würde sie finden.
    Irgendwie.
    Er trat auf die Straße. Die kleine Gruppe von Adaptierten stand noch beisammen. Foss überquerte die Straße und marschierte auf sie zu. Die Gruppe löste sich auf, die Männer eilten in sechs Richtungen auseinander, als wollten sie mit dem schlanken Menschen mit dem hageren Gesicht nichts zu tun haben.
    »Warten Sie«, sagte Foss, »ich möchte mit Ihnen sprechen.«
    Niemand wandte sich nach ihm um. Die sechs Gestalten entfernten sich, als hätten sie seinen Ruf nicht gehört.
    »Warten Sie!«
    Foss setzte sich in Bewegung und packte einen der Adaptierten beim offenen Hemdkragen.
    »Ich sagte, daß ich mit Ihnen sprechen möchte.«
    Der Adaptierte riß sich los und schlug zu. Foss sah den Schlag kommen, der auf sein Kinn gezielt war, aber er konnte nichts dagegen unternehmen. Sein Körper, von der Schwerkraft gefesselt, weigerte sich, so zu reagieren, wie er es unter normalen Umständen getan hätte. Foss machte einen mißlungenen Versuch, sich zu ducken, dann fühlte er die Hand des Adaptierten auf seiner Wange.
    Mit erstaunlicher Geschwindigkeit krachte er zu Boden. Sekunden später betastete er sein Kinn; es schien nicht verletzt zu sein. Erst jetzt kam ihm zu Bewußtsein, daß der

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