TTB 115: Diplomat der Galaxis
bin Kapitän dieses Schiffes«, erklärte der Neuankömmling. »Sie haben zwei Minuten Zeit, mitsamt Ihrem Gepäck zu verschwinden!«
»Wenn Sie einmal nichts zu tun haben, dann lesen Sie Abschnitt Drei, Paragraph Eins des Gesetzbuches durch. Er behandelt die Rechte und Pflichten eines Kapitäns, der auf interplanetarischen Handelsrouten eingesetzt ist.«
»Ein Weltraumanwalt.« Der Kapitän drehte sich um. »Los, werft ihn hinaus«, fuhr er die beiden wartenden Männer an.
Retief legte seine Zigarre in den Aschenbecher und nahm seine Füße vom Bett herunter. Einer der beiden Männer wischte sich die Nase am Ärmel ab, spuckte sich in die rechte Handfläche und trat zögernd näher.
»He«, sagte er. »Ist das der Kerl, der den Koffer an die Wand gefeuert hat?«
Der Bulle nickte. »Mister Tonys Habseligkeiten sind auf dem ganzen Deck verstreut.«
»Ich passe«, meinte der zweite. »Meinetwegen kann er so lange bleiben wie er will. Ich bin als Transportaufseher angestellt. Komm, Moe.«
»Gehen Sie lieber auch auf Ihre Kommandobrücke, Kapitän«, schlug Retief vor. »Wir müssen in zwanzig Minuten starten.«
Der Bulle und der Kapitän schrien einander an. Die Stimme des Kapitäns siegte. »Zwanzig Minuten ... Gesetzbuch ... was sollen wir tun?«
Der Bulle blieb an der Tür stehen. »Wir kümmern uns noch um dich.«
*
Vier Kellner liefen an Retiefs Tisch vorbei. Ein fünfter lehnte in der Nähe an der Wand, eine Speisekarte unter dem Arm. An einem Tisch am anderen Ende des Raumes saß der Kapitän. Er trug seine Uniform. Sein dünnes, rötliches Haar war sorgfältig gescheitelt. Ein paar Passagiere leisteten ihm Gesellschaft. Er sprach laut und lachte häufig, doch konnte er es sich nicht verkneifen, ab und zu verstohlene Blicke auf Retief zu werfen.
Neben Retiefs Stuhl wurde eine Öffnung in der Wand sichtbar. Blaue Augen funkelten unter einer weißen Kochmütze hervor.
»Die zeigen Ihnen die kalte Schulter, was, Mister?«
»Sieht so aus, Alter. Vielleicht schließe ich mich doch besser dem Captain an. An seinem Tisch geht es so lustig zu.«
»Es muß einem schon sehr egal sein, mit wem man ißt, wenn man sich dort hinsetzt, Mister.«
»Ich verstehe.«
»Sie sitzen hier schon richtig, Mister. Ich richte Ihnen einen Teller her.«
Fünf Minuten später stand vor Retief ein herrlicher Lachs, mit Kräuterbutter und Pilzen garniert.
»Ich heiße Chip«, sagte der Koch. »Und ich kann den Captain nicht riechen. Seine Freunde auch nicht. Die sehen einen an, als ob man ein Wurm wäre.«
»Sie kochen ja herrlich, Chip«, lobte ihn Retief. Er goß Rotwein in ein Glas. »Auf Ihr Wohl.«
»Schon gut. Nehmen Sie Cognac in den Kaffee?«
»Chip, Sie sind ein Genie.«
»Ich seh's gern, wenn's einem schmeckt. Ich muß jetzt gehen. Wenn Sie was brauchen, rufen Sie mich.«
Retief aß langsam. Vier Tage noch bis Jörgensens Welten. Dann, wenn Magnan recht hatte, blieben noch vier Tage, um dem Soettiangriff entgegenzuarbeiten. Retief war versucht, die Lochstreifen aus dem Griff seines Koffers zu holen und noch einmal nachzusehen. Denn es war gut zu wissen, was auf Jörgensens Welten auf ihn wartete.
Retief schlürfte seinen Kaffee. Die meisten Passagiere hatten den Eßsaal verlassen. Nur Mister Tony und seine Leute saßen noch am Tisch des Kapitäns.
Vier Männer erhoben sich und schlenderten durch den Raum. Der vorderste, ein hartgesichtiger Schlägertyp, nahm seine Zigarre aus dem Mund, als er Retiefs Tisch erreicht hatte, tauchte das glühende Ende in Retiefs Kaffee, besah es sich und warf die Zigarre auf das Tischtuch.
Die anderen kamen näher, Mr. Tony in ihrem Schlepptau.
»Sie haben es furchtbar eilig, auf Jörgensens Welten zu kommen«, sagte der Schläger mit kratziger Stimme. »Was haben Sie dort zu suchen?«
Retief sah seine Kaffeetasse an und hob sie hoch.
»Ich glaube nicht, daß mir der Kaffee noch schmeckt«, sagte er. Er sah den Schläger an. »Sie werden ihn austrinken.«
Der Schläger blinzelte Retief an. »Ein kluger Bursche«, begann er.
Mit einer unmerklichen Handbewegung schüttete Retief dem Schläger den Kaffee ins Gesicht. Dann stand er auf und knallte ihm eine harte Rechte ans Kinn. Der Schläger landete ausgestreckt am Boden.
Retief sah Mr. Tony an, der die Szene mit offenem Mund verfolgt hatte.
»Sie können Ihre Spielkameraden jetzt wieder mitnehmen, Tony«, sagte Retief. »Und machen Sie sich nicht die Mühe, persönlich einen Streit mit mir anzufangen. Sie wären
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