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TTB 117: Lichter des Grauens

TTB 117: Lichter des Grauens

Titel: TTB 117: Lichter des Grauens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Kneifel
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gleichzeitig wurde Noguera wach. Er fühlte sich hochgehoben, auf die Beine gestellt, dann holte Randall aus. Seine Hand im grauen Handschuh schoß vor; man konnte die Bewegung nicht mehr beobachten, denn sie war zu schnell. Krachend brach der Raumpilot mit der Vorderfront des Vorratsschrankes zusammen.
    »Nein – halt!« schrie Anjanet gellend. »Laß, Randy!«
    Noguera kam taumelnd hoch, schüttelte den Kopf und betastete seine Rippen. »Ein neues Spiel«, sagte er grinsend. Noguera ließ die Hände an seinen Seiten herunterhängen, griff dann blitzschnell hinter sich und stieß sich ab. Wie eine Kugel prallte er gegen Randall, der herumwirbelte, den Körper an sich vorbeigleiten ließ und Noguera mit einem mächtigen Hieb zur Tür hinausschlug. Anjanet hörte den Aufprall des Körpers im Sand und wußte instinktiv, daß Randall den Mann betäubt hatte.
    Randall wurde abwechselnd rot und bleich, als er näher kam, einige Büchsen mit Fußtritten aus dem Weg räumte und dabei versehentlich den Auslösemechanismus einer Viermannpackung berührte. Die Dose begann sich zu erhitzen. Randall löste zuerst die zusammengezogenen Knoten der Handtücher. Dann holte er vorsichtig die Gabel zwischen der zerwühlten Decke hervor und warf sie zum Fenster hinaus. Inzwischen roch es nach heißem Schinken. Anjanet setzte sich unnatürlich langsam auf, streckte in einer Geste, die Randall fast das Herz zerschnitt, beide Arme aus. Er fing die Frau auf, und sie begann zu weinen. Lautlos, aber heftig, fast eine Viertelstunde lang.
    Er streichelte vorsichtig ihr verfilztes Haar und fragte sich, was vorgefallen war. Er wartete, und sein Haß wuchs mit jeder Minute mehr. Randall war siebenundzwanzig Jahre alt und hatte wenig Vorbilder; das Leben auf einem Kolonialplaneten ist rauh im ersten Jahrhundert. Anjanet war sein Vorbild, neben seinem Vater Abram.
    »Was ist hier los, Mädchen?« fragte er endlich.
    »Noch nicht. Gib mir eine Zigarette.«
    Er sah ihr in die Augen. Sie lagen unter entzündeten Lidern und hatten ihre schöne dunkelgrüne Farbe verloren. Schweigend nickte Randall und zündete zwei Zigaretten an. Nach einigen Zügen sagte die Frau:
    »Ich weiß selbst nicht, wie dies alles kommen konnte. Ich schäme mich so  … vor dir, vor mir – sogar vor ihm.« Sie machte eine vage Bewegung zur Tür hin. »Er war einfach da.«
    »Ich sehe es«, erwiderte Randall und starrte sie an. »Berichte; von Anfang an.«
    Sie lächelte mutlos.
    »Es ist eine schlimme Geschichte, Randy!« warnte sie ihn. »Und ich hatte niemanden, der mir half. Niemand kam, niemand sah meine Raketen, niemand besuchte mich – und ich konnte nicht fortlaufen, selbst wenn ich gewollt hätte.«
    Dann erzählte sie ihm alles. Als könne sie sich von dem Alptraum für alle Zeiten befreien, so sprach sie. Ohne Beschönigung, ohne jede Einschränkung. Als sie geendet hatte, schwieg Randall noch immer; drohend und mit steigender Wut. Er schien plötzlich gealtert zu sein, dann sagte er unvermittelt:
    »Du kannst nichts dafür – für nichts kannst du etwas. Ihr hättet den Piloten in seiner Rettungskugel lassen sollen; aber das wußtet ihr nicht, du und Robles. Seit einigen Jahrzehnten hat niemand auf einem Raumhafen einen Piloten gesehen, nicht einmal der Raumhafenleiter. Die Männer bleiben im Schiff. Sie brauchen nicht herauszukommen … Der Satan weiß, aus welchen Gründen. Und ein solches Exemplar liegt draußen im Sand.«
    Sie fragte leise: »Hast du ihn getötet?«
    Er zuckte mit den breiten Schultern.
    »Was soll jetzt geschehen?«
    Er stand auf, und jetzt zuckte Anjanet die Schultern.
    »Ich weiß es nicht. Wir müssen ihn schnellstens zu einer Behörde bringen. Haben sie das Schiff denn nicht gesucht?«
    »Gesucht schon, aber nicht gefunden«, sagte er mit einem kurzen Lachen. »Finde du in einem Kreis mit vierzehntausend Kilometern Durchmesser ein Schiff, dessen Schatten mittags nicht größer ist als zwanzig oder dreißig Meter! Außerdem haben sie nicht genügend Leute und Flugzeuge dafür. Und das Schiff, hieß es, hat keinen Peilsender, weil bisher eine solche Panne nicht vorgekommen ist.«
    Er zog seine langläufige Nadelwaffe aus der Lederhülle und wog sie in der Hand. Er ließ das Magazin ausschnappen, prüfte es befriedigt und schob es wieder in den Schaft.
    »Was hast du vor, Randall?« fragte Anjanet entsetzt. Er lächelte knapp.
    »Nicht, was du denkst. Ich will nur sicher sein, daß dein Romeo mich nicht überfällt. Eigentlich bleiben

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