TTB 119: Computer der Unsterblichkeit
Offensichtlich hatten sie vorher mit der Maschine herummanipuliert und arbeiteten jetzt mit billigen Tricks, um die Leichtgläubigen zu beeindrucken. Eine Maschine, die einen so komplizierten Prozeß wie die psychosomatische Therapie auf ein simples Kommando ausführte! Widersinnig!
Billings streckte sich aus und schloß die Augen. Bossy gab ein leises, hohes Summen von sich. Die an der Stirnseite des Saales angebrachten Kontrollinstrumente zeigten eine deutliche Verlangsamung des Pulsschlages an. Billings’ Atemzüge wurden tiefer. Der Enzephalograph begann die für Hypnose charakteristischen rhythmischen Muster aufzuzeichnen.
Eine Stunde lang geschah nichts. Die Anwesenden machten es sich bequem. Was gab es zu sehen? Ein Mann lag auf einem Tisch, Drähte verbanden ihn mit einer Maschine. Es war eine armselige Unterhaltung.
Steve Flynn wurde als erster unruhig. Wenn man der Öffentlichkeit ein Wunder vorführen will, muß man wissen, daß sie so etwas wie ein Feuerwerk erwartet. Er verließ seinen Platz und schritt in die Arena.
»Was geschieht?« fragte er Hoskins.
Hoskins zuckte die Achseln.
»Gibt es keine Möglichkeit, es herauszubringen?« fragte Flynn.
Hoskins wandte sich an Bossy.
»Kannst du uns Meldung über einen Fortschritt machen?«
»Kein Fortschritt«, blitzte Bossy sofort zurück.
Die Nachricht aus dem Bildschirm schoß hinaus in die Welt. Sie löste einen Seufzer des Unbehagens aus. Hatten sie eine ganze Stunde für nichts vor ihren Bildschirmen gesessen?
Flynn schüttelte erbittert den Kopf. Jeden Augenblick bis zu diesem Punkt hatte er sorgfältig geplant, und er hatte sich genau ausgedacht, wie es weitergehen würde, wenn Billings als schlanker und elastischer Jüngling vom Operationstisch spränge. Aber die von der Therapie beanspruchte Zeit war in seinem Denken nur ein vager Faktor gewesen. Er hatte angenommen, daß es eine Menge Aktivität geben würde, die den Fernsehteilnehmern das Warten erleichterte, zum Beispiel mit berühmten Chirurgen, die angeregt über Eingriffe aller Art sprechen würden. Er hatte sich Maschinendefekte in kritischen Augenblicken vorgestellt, mit einem fieberhaft an Bossys Reparatur arbeitenden Hoskins.
Aber dies hier – einfach nichts!
Eine halbe Stunde später, um neun Uhr dreißig, wiederholte Hoskins seine Frage. Die Antwort war dieselbe.
»Kein Fortschritt.«
Um elf Uhr regte sich Billings und setzte sich auf. Sein Gesicht war verkniffen, die Augen voll Kummer über den Mißerfolg.
»Versuchen wir es noch einmal von vorn«, sagte er langsam und legte sich wieder zurück.
»Was ist los?« fragte Flynn.
»Ich weiß nicht«, antwortete Hoskins.
In den Zuschauerreihen wurde gemurmelt. Von einem Wissenschaftler erwartete man, daß er Bescheid wußte.
Flynn wandte sich verzweifelt nach seinem Boß um. Bevor er Kennedy sah, fiel sein Blick auf Joe.
»Mister Carter«, sagte er plötzlich. »Können Sie uns sagen, was hier geschieht?«
Eine Sekunde lang schwankte Joe, ob er ablehnen sollte. Dann sagte er sich, daß sie es doch einmal erfahren müßten und daß er ebenso gut jetzt darauf eingehen könnte. Er stand auf und ging zum Mikrophon. Froh über die Abwechslung, richteten die Kameramänner ihre Objektive auf ihn.
»Alle hier anwesenden Herren wissen es, aber für jene Zuhörer an den Fernsehschirmen, die es nicht wissen, möchte ich einige erklärende Worte sagen. Die psychosomatische Therapie wird angewandt, während der Patient sich in einem Zustand leichter Hypnose befindet. Er bleibt bei Bewußtsein, zeigt aber eine erhöhte Aufnahmebereitschaft und Kooperationswilligkeit. Der Therapeut beherrscht den Patienten nicht vollständig. Bekommt der Patient im Laufe der Behandlung den Befehl, von einer Überzeugung abzulassen, hält diese Überzeugung aber für wichtiger als die Kur und ihren Erfolg, dann ist der Therapeut machtlos. Dann kann es bei der Therapie keinen Fortschritt geben.
Anscheinend ist Professor Billings nicht imstande, irgendeine feste Überzeugung aufzugeben, an deren Richtigkeit er glaubt.«
Mehr sagte er nicht. Diese Ärzte und Professoren wußten es selbst, sie alle hatten Patienten, denen sie nicht helfen konnten. Jeder, der einmal Psychotherapie praktiziert hatte, würde Patienten kennen, die ihre eigene Interpretation vorzogen, statt sich die des Arztes zu eigen zu machen. Er kehrte an seinen Platz zurück.
»Können Sie nicht ein bißchen mehr Saft geben?« bedrängte Flynn den untätig dastehenden Hoskins. »Wenn
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