TTB 119: Computer der Unsterblichkeit
es weiter nichts ist, könnten Sie doch einfach die Energie verstärken und ihn dazu bringen, daß er seine Überzeugungen aufgibt.«
Joe stand wieder auf und sprach von seinem Platz aus.
»Diese Art Therapie, die Anwendung von Gewalt, um einen Menschen zum Aufgeben seiner Überzeugungen zu zwingen, ist seit Anbeginn der Geschichte immer wieder versucht worden. Ich denke, wir sollten inzwischen gelernt haben, daß sie untauglich ist.«
In den Reihen der Zuhörer entstand leichte Unruhe. Unwillige Blicke richteten sich auf Joe. Dieser junge Mann, wer immer er auch sein mochte, maßte sich zuviel Autorität an.
Zehn Minuten später setzte sich Billings wieder auf und begann die Elektroden von seinem Körper abzunehmen. Auf Bossys Bildschirm leuchteten fünf Worte.
»Ein Fortschritt ist nicht möglich.«
17
Joe, Steve Flynn und Howard Kennedy saßen im Büro des Industriellen und schwiegen. Kennedy saß mit dem Rücken zum Schreibtisch und blickte unverwandt aus dem Panoramafenster über Stadt und Bucht hinaus. Steve Flynn durchstöberte die Zeitungen mit fast masochistischem Eifer und ließ sich nicht einmal die kleingedruckten Kommentare auf den Innenseiten entgehen.
Joe saß bequem zurückgelehnt in seinem Sessel und wartete, daß in den Köpfen der beiden anderen Männer irgendein Plan Form annähme.
Die orthodoxe Medizin hatte ihren großen Tag.
Bossy war etwas Neues. Bossy paßte nicht in ihre Theorien. Darum war Bossy von vornherein suspekt.
»Hören Sie, was Doktor Frederic Pomeroy sagt«, sagte Flynn und begann laut zu lesen, ohne auf eine Antwort zu warten.
»Wir sollten uns daran erinnern, daß Bossy niemals mehr als eine zusätzliche Sicherung für unsere schnellen Militärflugzeuge sein sollte. Die Anmaßung therapeutischer Qualitäten ist rundweg eine Unverschämtheit. Wenn die Wahrheit über den Fall Mable Monohan einmal ans Tageslicht kommen wird, werden wir zweifellos feststellen, daß die Öffentlichkeit auf unverantwortliche Weise zum Narren gehalten wurde.«
Flynn blätterte um. »Das ist in etwa die Summe der meisten Kommentare«, sagte er. »Es sei denn, Sie möchten hören, was Doktor Eustace Fairfax, beratender Gerichtspsychiater, dazu zu sagen weiß.«
Kennedy schwang sich mit seinem Stuhl herum. Seine Augen waren düster, aber um seine Lippen spielte ein Lächeln.
»Das ist der Mann, der Mable im Gefängnis gesehen hat, nicht wahr?« fragte er.
Flynn nickte. »In Laienkreisen gab es Leute«, las er vor, »die den Ansichten der Fachleute mit Geringschätzung begegneten. Es waren dieselben Leute, die es im öffentlichen Leben vorzogen, den Emotionen der Masse ihren Tribut zu zollen. Es waren dieselben Leute, die es originell fanden, sich über mich lustig zu machen, als ich aussagte, daß Mable Monohan eine geistig labile junge Frau ist, die in eine Heilstätte überführt werden sollte. Vielleicht werden sie sich jetzt an ihre Worte erinnern und die Probleme der geistig Kranken in Zukunft denen überlassen, die von ihrem Beruf her dafür qualifiziert sind.«
Man konnte fast das schmale, fanatische Gesicht mit der langen, indignierten Nase und den in giftigem Triumph blitzenden Brillengläsern sehen.
Das Zitat stachelte Joes Ungeduld an. Er beschloß, daß es an der Zeit sei, die beiden Männer wissen zu lassen, woran sie waren.
»Natürlich«, sagte er ruhig, »begreift keiner von diesen Herren, daß das Experiment ein voller Erfolg war.«
Es fehlte nicht viel, und Flynn wäre vom Stuhl gefallen. Sein Mund hing schlaff, und er starrte Joe verständnislos an, aber in Kennedys Augen funkelte etwas.
»Ich habe mich schon gefragt, wann Sie uns in Ihr Vertrauen ziehen würden, Carter«, sagte er.
Steve Flynns Mund klappte zu, und seine Augen wurden schmal.
»Da komme ich nicht mit!« sagte er ärgerlich. »Ich kapiere nichts von dem, was Sie da sagen. Meinen Sie vielleicht, Sie hätten gewußt, daß es so kommen würde? Soll das heißen, sie haben uns weitermachen lassen, obwohl Sie wußten, daß Bossy Billings nicht verjüngen konnte? Und trotzdem haben Sie zugelassen, daß wir alle als lächerliche Figuren dastehen?«
»Ich habe es nicht gewußt, nicht sicher«, verteidigte sich Joe. »Ich mußte es herausbringen. Ich versuchte Sie zu warnen und riet Ihnen, bei Ihrem Publizitätsbemühen nicht so auf die Pauke zu hauen.Ich hätte es vorgezogen, wenn das Experiment untervollständiger Geheimhaltung durchgeführt wordenwäre. Das heißt, so dachte ich zuerst. Später
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