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Tu dir weh

Tu dir weh

Titel: Tu dir weh Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilaria Palomba
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Ausschnitt schwitzt. Er wiederholt immer wieder, wie gut sie heute aussieht.
    Von wegen keine Hintergedanken!
    »Erzähl mal, was ist jetzt mit Lory?«, fragt Stella nach dem x-ten Kompliment.
    »Wie, was meinst du?«
    »Ich denke, sie wird nicht so glücklich sein, wenn sie mich bei dir vorfindet.«
    »Lory und ich wohnen nicht zusammen.«
    Ok, ich bin auf dem Weg in die Höhle des Löwen, na großartig.
    »Was soll das heißen, ihr wohnt nicht zusammen? Und die Wohnung mit all den Katzen?«
    »Das ist ihre Wohnung, und es sind ihre Katzen. Ich wohne woanders.« Er unterbricht sich, starrt Stella an, sein Blick wird ernst: »Lory und ich sind kein Paar.«
    »Tatsächlich?«
    Unglaublich, produzieren sie euch etwa serienmäßig?
    »Wir sehen uns oft, aber du weißt, wie sie ist: keine Drogen, keine Party.«
    »Das ist doch unwichtig, wenn ihr euch liebt.«
    »Stella, Liebe ist ein viel zu großes Wort.«
    Aber natürlich, erst geben wir solche Scheißfphrasen von uns, und dann behandeln wir die Frauen wie Klopapier.
    »Es ist schwierig, jemanden zu finden, der mutig genug ist zu lieben«, sagt Stella.
    »Schon, aber du und Marco, ihr liebt euch, ihr passt gut zueinander, ihr seid beide blond, heiß und gefragt.«
    Sie hebt den Blick, zieht die Augenbrauen hoch, ihr schwitzen die Hände, die Schläfen sind heiß. Sie fühlt, dass sie kurz davor ist, in Tränen auszubrechen.
    Reiß dich zusammen, Stella, spiel jetzt nicht die blöde Romantikerin. Sag ihm, dass dir Marco scheißegal ist.
    »Marco und ich?«, sagt sie. »Alberto, du bist aber naiv! Marco sagt mir nicht mal hallo, wenn er mir auf einer Party begegnet.«
    »Wie, seid ihr nicht zusammen?« Seine Augen funkeln plötzlich.
    »Nein, Alberto.«
    Mr. Dreadlock schließt die Haustür auf: Starker Geruch nach frischem Anstrich schwappt ihr entgegen. Auf dem Boden stehen jede Menge zugeklebte Umzugskartons. Ein rechteckiger Tisch. Leere.
    »Ziehst du aus?«
    »Nein, ehrlich gesagt wohne ich schon seit einem Jahr hier.«
    Und du hast nicht mal die Kartons ausgepackt. Was für ein Held.
    »Ich mache gerade ein paar Renovierungsarbeiten. Und, um ganz ehrlich sein, mag ich Wohnungen nicht besonders.«
    »Wie meinst du das?«
    »Ich will frei sein, unterwegs, ich war jahrelang on the road. Ichmag es, mit einem Kleinbus von Party zu Party zu fahren, neue Leute kennenzulernen und nicht zu wissen, was der nächste Tag bringt. Deswegen will ich auch keine feste Beziehung.«
    Ist ja alles schön und gut, Schätzchen, aber du bist weit über dreißig, du solltest dir ein paar Fragen stellen.
    »Schön, so zu leben«, sagt Stella.
    Alberto geht in ein anderes Zimmer, holt zwei Stühle und stellt sie an den Tisch. Er zieht ein Tütchen hervor, einen Teller, und fängt an, zwei Lines zu legen.
    »Nein, im Ernst, ich will jetzt kein Keta.«
    »Zwei kleine Lines.«
    Gottverdammt.
    »Na gut, aber wirklich nur kleine.«
    »Warte.«
    Was will er noch?
    Alberto geht in sein Schlafzimmer. Stella hört ein lautes Quietschen, wie von einem schweren Gegenstand, der über den Fußboden gezogen wird. Alberto kommt zurück, ein grünes Sofa hinter sich herschleifend. Er stellt es in die linke Ecke des Zimmers. Er geht noch einmal ins andere Zimmer und bringt einen Laptop mit.
    Ich verstehe, du richtest spontan das Zimmer ein.
    Er fährt den Rechner hoch, sucht Musik von den Narkotek und vollendet die Lines mit einer Karte.
    Stella zieht und legt sich auf das Sofa. Sie merkt, dass die Wirkung schwächer ist als am Vortag. Ihr fällt noch ein, dass sie drei Tage hintereinander Drogen genommen und zwischendurch ihrem Vater Sartre erklärt hat.
    Vielleicht bin ich Wonder Woman.
    Alberto benimmt sich merkwürdig rücksichtsvoll Stella gegenüber: Er setzt sich nicht neben ihr auf das Sofa, er nutzt ihren Rauschnicht aus, um sich auf sie zu stürzen, er hat ihr gegenüber so etwas wie Respekt.
    Einen Respekt, den Marco ihr nie entgegenbringt.
    »Mein Hals ist so trocken«, sagt er, »wollen wir uns ein Bier holen?«
    Sie nickt und steht auf. Ihr ist schwindlig, die Seekrankheit hat sie wieder im Griff.
    Draußen ist es schon dunkel. Sie betreten einen kleinen Laden. Alberto nimmt ein Sixpack und steckt es in den Rucksack. Sie verfolgt die schnellen Bewegungen von Albertos Händen zwischen Regal und Rucksack. Für den Bruchteil einer Sekunde trifft sich ihr Blick mit dem des Verkäufers. Mr. Dreadlock kneift ihr in die Hüfte und stürzt aus dem Laden. Stella folgt ihm. Sie laufen um die nächste

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