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Tu dir weh

Tu dir weh

Titel: Tu dir weh Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilaria Palomba
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Meine ganzen Sachen sind bei Alberto.
    Am Strand sind kaum Leute, fast nur Pärchen. Stella beobachtet einen Jungen und ein Mädchen, die sich im Wasser umarmen, und noch ein Pärchen, das sich genau an der Strandlinie küsst. Sie fühlt sich plötzlich allein.
    Natürlich bin ich mit Marco nie am Strand gewesen.
    Sie weiß nicht, wo sie hin soll, sie braucht ihre Sachen, kann aber nicht zu Alberto zurück, weil da die Raubkatze wartet, die es auf sie abgesehen hat.
    Ihr Handy klingelt.
    Na also: Alberto. Hoffentlich hat er ihr alles erklärt.
    »Stella«, sagt er, »warum bist du abgehauen? Komm her!«
    »Bist du sicher?«
    Ob sie wohl gegangen ist?
    »Ja.«
    »Sicher?«
    »Wenn ich’s dir doch sage!«
    Dann wird sie weg sein.
    Stella kehrt zurück nach oben, klingelt, geht die Treppe hinauf, tritt ein. Sie hört die beiden streiten.
    Arschloch.
    Sie geht auf die beiden zu. Lory bemerkt sie, sieht Stella dabei zu, wie sie sich die Haare auswringt, mustert den roten BH, durch den die Brüste größer wirken, betrachtet die schlanken Beine und die vom Salzwasser benetzte Haut. Lorys Augenbrauen sind so sehr von Wut verzerrt, als stünde sie vor dem Teufel persönlich. Stella setzt sich auf den Stuhl, der am weitesten von den beiden entfernt ist. Sie fahren fort, sich anzuschreien.
    »Nimm«, sagt Lory und reicht ihr einen frisches Handtuch, »zieh dir was an.«
    Stella versucht, sich mit einem Lächeln zu bedanken, doch bei Lory kommt es als ein verwegenes Grinsen an.
    Alberto geht ins Schlafzimmer, Lory folgt ihm, ohne Stella die geringste Aufmerksamkeit zu schenken. Sie bleibt allein im Wohnzimmer sitzen, mit nassen Haaren und einem Handtuch um die Brust.
    Was habe ich hier zu suchen?
    Die Brünette kommt mit einer Tischdecke und einem Küchenmesser zurück. Sie holt etwas aus dem Ofen und stellt ein Blech mit einer Focaccia auf den Tisch. Während sie den Teig in akkurat gleiche Teile schneidet, betrachtet Stella ihre bösen Augen und die schmalen Finger mit den langen Nägeln, die das Messer umschließen. Sie bekommt noch einmal dieses komische Gefühl, als ob Lory erst der eigentliche Leckerbissen wäre. Alberto kommt mit einem durchsichtigen Glasfläschchen und einer weiß verdreckten Pfanne.
    »Wir essen jetzt«, sagt Lory, »leg den Scheiß nicht auf den Tisch. Iss deine Focaccia!«
    »Lory, bitte, mach keinen Stress, ich muss die Tütchen für den Verkauf vorbereiten.«
    »Das kannst du auch nachher«, sagt sie, »iss jetzt, verdammt noch mal.«
    Stella schweigt.
    Wenn es so weitergeht, bekommt er das Messer noch in den Bauch.
    Alberto beißt in die Focaccia, Stella beißt in die Focaccia, sie verschlingen sie im Handumdrehen. Lory knabbert ein bisschen an ihrem Stück herum und lässt es schließlich liegen. »Warum isst du nicht? Mann, das ärgert mich«, sagt er, während er schon bei der Hälfte seines dritten Stückes ist.
    »Weil ich in dieser Scheißwelt leben muss!«, schreit sie.
    Alberto steht auf und erhitzt die Pfanne auf dem Herd. Er gibt eine Flüssigkeit dazu und kommt kurz darauf mit einer Pfanne voll weißem Pulver zurück. Er setzt sich und beginnt, mit einem Messer das Pulver herauszukratzen. Er gibt Lory ein Stück dickes Papier.
    »Kannst du bitte die Tütchen vorbereiten?«, sagt er.
    Lory guckt Stella mit einem abschätzigen Blick aus ihren kleinen,schmalen Augen an, knirscht mit den Zähnen und macht sich schließlich daran, das Papier zuzuschneiden und zu falten, um gleiche Portionen abmessen zu können.
    »Soll ich euch helfen«, fragt Stella.
    Die andere zieht die Augenbrauen hoch, als wolle sie sagen: Was hast du hier zu melden?
    Alberto kratzt ein Stück Ketamin aus der Pfanne und legt zwei Lines: »Stella, magst du?«
    »Nein, danke«, antwortet sie.
    »Du bist ein Trottel!«, bellt Lory. »Statt es für das Doppelte zu verkaufen und ordentlich Kohle zu machen, ziehst du dir jedes Mal alles alleine rein, und wir machen am Ende Schulden. Müssen dieses Scheißleben hier führen. Da fragst du mich noch, warum ich nicht esse? Du machst mich kaputt! Ich bitte dich, denkst du nie an deinen Sohn? Na? Du sagst, er würde dir alles bedeuten, aber du machst tagein tagaus nichts anderes, als dich zuzuknallen. Und dann ärgerst du dich über deine Schlampe von Ehefrau, die nie mit ihm zu Besuch kommt: Wen wundert es, wer würde so einem Typen wie dir ein Kind anvertrauen?«
    Die Lage wird brenzlig.
    »Leute, ich gehe duschen«, sagt Stella mit einem gezwungenen Lächeln und verschwindet

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