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Tu dir weh

Tu dir weh

Titel: Tu dir weh Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilaria Palomba
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ins Badezimmer. Während sie im Spiegel ihre sonnengeröteten Wangen betrachtet, hört sie, wie sich die beiden im Nebenzimmer anschreien:
    »Warum lädst du dir andere Frauen nach Hause ein? Wenn du willst, zisch ab, und zwar zusammen mit dieser Nutte! Mit dir will ich nicht mehr zusammen sein! Fass mich nicht an! Hast du es mit Stella getrieben? War es gut, willst du sie noch mal ficken? Mach ruhig. Haut ab, du und deine Schlampe!«
    Genug, das reicht jetzt! Wird Zeit, Klartext zu reden.
    Stella prescht wütend aus dem Badezimmer, Alberto und Lory sind plötzlich still, schauen sie an.
    »Lory, du hast alles falsch verstanden«, sagt sie.
    Die andere zieht die Augenbrauen zusammen, schon bereit, sich auch mit Stella zu streiten, als Stella ihre Hand nimmt, sie fest ansieht und sagt: »Es ist nicht so, wie du denkst. Natürlich sieht alles danach aus, weil ich hier übernachtet habe, aber Alberto und ich sind nur Freunde, da läuft nichts zwischen uns, er ist nicht mein Typ. Also reg dich ab.«
    Lory schaut plötzlich entspannter, aber auch verwirrt, überfordert von der Situation. Stella spürt, wie sie ihre Hand fester drückt, spürt die Wärme dieser schmalen, knochigen Finger, die spitzen Nägel. Aber es ist eine andere Wärme als die während der zweideutigen Umarmung mit Alberto vergangene Nacht. Es ist eine weibliche Wärme, die Stellas Brust und Beine durchströmt wie eine Offenbarung. Lory senkt den Kopf und fängt an zu weinen.
    Alberto kratzt weiter das Ketamin ab und füllt damit die Tütchen.
    Lory hebt den Blick, runzelt die Stirn, während Stella ihr die Tränen von den Wangen wischt.
    »Stella, du meinst es gut, Stella, du hast ein gutes Herz, ich glaube dir, aber du weißt ja nicht, in welcher Lage ich bin. Schau!« Sie deutet mit den Augen auf Alberto. »Schau dir an, wie beschissen meine Lage ist. Heute bist du es, morgen eine andere, und dann die Drogen, immer diese beschissenen Drogen.«
    Stella unterbricht sie, während sie weiter ihre Finger streichelt.
    »Ich weiß, Lory, ich weiß.«
    Alberto füllt weiter die Tütchen.
    »Habt ihr Lust?«, fragt er die Mädchen und zeigt auf die drei weißen Krümel in der Pfanne. »Das ist alles, was noch übrig ist.«
    »Weißt du was?«, sagt Lory. »Diesmal ziehe ich auch eine Line,wer weiß, vielleicht werde ich dann so wie du«, sagt sie zu Alberto, »und mir sind alle und alles scheißegal.«
    Lory nimmt die Pfanne, greift nach dem Strohhalm in Albertos Händen und zieht eine ganze Line Ketamin. Er lächelt.
    »Stella, siehst du? Wir haben Lory in Ketamin eingeweiht«, sagt er und zieht die zweite Line aus der Pfanne.
    Na gut, wenn es so ist, nehm’ ich auch eine.
    Stella beugt sich über die Pfanne und zieht. Diesmal empfindet sie fast nichts, außer leichten Schwindel und einen Anflug von Übelkeit.
    Alberto nimmt alle Tütchen, verschließt sie in einem Kondom, das er in einen Schuh steckt.
    »Also, Mädels, ich beliefere mit den Tütchen zwei Freunde, bitte nicht streiten, bis später.«
    »Und bitte«, sagt Lory, »nicht dass du wieder mit jedem Armleuchter, dem du was verkaufst, eine Line ziehst und dann total dicht zurückkommst.«
    Nach dem Zuschlagen der Wohnungstür ist es auf einmal ganz still in der Wohnung. Lory steht auf, sie taumelt.
    Verdammt, das ist ihr erstes Mal, was soll ich machen?
    Sie legt sich auf das Sofa, streckt sich und kratzt mit den Fingern über den Stoff wie eine Katze. Stella nimmt wieder den Geruch der Selbstbräunungslotion wahr, sie betrachtet Lorys außergewöhnlich dunkle und glänzende Haut, die tiefschwarzen und schmalen Augen; diesen schmächtigen Körper, so dünn und dunkel und nur mit einem schwarzen Bikini bekleidet. Die langen, schmalen Finger, die sich in den Stoff graben, die Tattoos auf den Rippen, die sich bei der Bewegung ausdehnen und wieder zusammenziehen, die feuchten halboffenen Lippen.
    »Gott, was für ein Trip«, sagt Lory, während sie sich auf dem Sofa wälzt.
    Stella, jetzt denk nicht schon wieder daran.
    »Stella, komm her, komm mit auf die Reise.«
    Genau das meine ich.
    Stella steht auf, der Fußboden scheint sie verschlucken zu wollen, aber die Wirkung ist kontrollierbar. Sie setzt sich auf das Sofa, und Lory wirft ihr die Beine über den Schoß.
    Nein, bitte, mach das nicht.
    Stella beißt sich auf die Lippen und bleibt steif sitzen. Sie spürt die Wärme von Lorys Beinen auf ihren Schenkeln, ihre samtenen, glänzenden Beine auf ihrer Haut. Lory fixiert Stella mit dem Blick einer

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