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Tu dir weh

Tu dir weh

Titel: Tu dir weh Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilaria Palomba
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liegen.
    Als sie das Bewusstsein wiedererlangt, ist ihr Vater nicht mehr da. Ihre Mutter sitzt neben ihr, über sie gebeugt, und weint. Die Tränen benetzen Stellas Hals und die Handfläche ihrer Mutter, mit der sie ihr die Arme streichelt.
    Es dauert eine Weile, bis sie begreift, was passiert ist. Sie schaut sich um und sieht die Schuhblade der Tagebücher, die offen steht, entweiht wurde.
    »Du musst jetzt bei mir bleiben, Stella, ich kann nicht erlauben, dass so was noch einmal passiert«, seufzt ihre Mutter und versucht, sie zu umarmen.
    Stella fühlt sich von der Umarmung fast erwürgt. Sie spürt ihre Rippen klirren. Sie windet sich heraus, beißt sich vor Schmerz auf die Lippen, versucht aufzustehen und muss in gebückter Haltung innehalten, weil ihr die Rippen zu sehr weh tun.
    Morgen gehe ich zu keinem Gesundheitsamt, ich verschwinde aus dieser Hölle.

DAS VERSCHWINDEN
    Stella schließt sich in ihrem Zimmer ein, ihre Rippen brennen, ihre Brust fühlt sich an, als läge ein schweres Gewicht darauf, und in ihrem Hals steckt ein Kloß, der sich nicht herunterschlucken lässt. Sie möchte ihm alles erzählen, sie hasst ihn, ja, aber das Einzige, was sie sich wünscht, ist, mit ihm zusammen zu sein. Sie weiß, dass sie ihn nicht anrufen sollte, aber sie kann jetzt, wo alles den Bach runter geht, nicht darauf verzichten.
    Scheiß drauf, ich habe nichts zu verlieren.
    Sie tippt die Nummer ins Handy, die sie so oft gelöscht hat und die sie auswendig kennt wie das Einmaleins. Sein Telefon ist aus.
    Zum Teufel mit ihm!
    Ihre Eltern rufen von draußen, sie solle zum Abendessen kommen, aber sie hat keinen Hunger. Sie liegt auf dem Bett, ein altes Strandkleid übergeworfen, die Haare zerzaust und in den Augen der Schlaf des Vergessens.
    »Stella, sei jetzt nicht zickig, iss mit uns Abendbrot.«
    Keiner kann mich zwingen zu essen.
    Nach einer Stunde Katz und Maus – ihr Vater schreit durch die Glastür, und ihre Mutter droht ihr, die Irrenanstalt anzurufen und sie einweisen zu lassen – geben die Alten auf.
    »Wenn du nicht essen willst, dein Problem, wir haben dir nichts mehr zu sagen, du dumme Göre«, schließt Nicola die Diskussion.
    Ich habe niemanden.
    Stella wartet, bis es Nacht wird, alle schlafen und niemand etwas erwartet, um sich an den Computer zu setzen und ins Internet zu gehen. Facebook, Messenger, Skype. Marco ist nicht im Netz.
    Was ist los mit dem beschissenen Wichser?
    Carla ist online.
    »Wie geht’s dir, Schatz?«, schreibt Carla.
    »Geht.«
    »Was ist los?«
    »Nichts.«
    »Sicher?«
    »Triffst du dich noch mit Marco?«
    »Seit er eine feste Freundin hat, kriegt ihn keiner mehr zu Gesicht.«
    Ein Kälteschauer durchfährt Stellas Eingeweide, gefolgt von einer Bitterkeit, die ihr Magen und Lunge umdreht und bis in den Rachen hinaufkriecht. Sie zündet sich eine Zigarette an und fühlt, wie sich der Herzschlag beschleunigt, solange sie den Rauch des ersten Zuges in der Lunge behält.
    Vielleicht habe ich nicht richtig verstanden.
    »Feste Freundin?«, schreibt Stella.
    »Wie, das wusstest du nicht?«
    »Nein, eigentlich nicht, ich habe nicht geglaubt, dass Marco je eine feste Freundin haben würde ... und seit wann, bitte?«
    »Ups ... also hast du echt keine Ahnung.«
    »Wer ist sie?«
    »Ein süßes Mädchen, die Archäologie im Ateneo studiert.«
    Wie Donato, vielleicht kennt er die Schlampe sogar.
    »...«
    »Es ist schon eine ganze Weile, dass Marco hinter ihr her ist, ich dachte, du wüsstest das, sie haben sich auf dem Konzert der Misfits kennengelernt.«
    Das kann nicht sein. Während des Konzerts war er die ganze Zeit bei mir.
    »Welches Konzert der Misfits?«
    »Das, wo du auch da warst, erinnerst du dich, du warst total dicht.«
    »Ja, aber ich verstehe das nicht, er war die ganze Zeit bei mir, und dann bin ich mit euch nach Hause gefahren, weißt du noch?«
    »Ja, ich erinnere mich. Jedenfalls hat er erzählt, dass sie sich da kennengelernt haben, es hat ihn voll erwischt, und dann sind sie zusammen ausgegangen. Nach einer Weile waren sie zusammen, ich weiß nicht, was ich dir sagen soll.«
    Ich kann es nicht glauben, was für ein widerlicher Dreckswichser, wir haben all diese Sauereien nach dem Misfits-Konzert gemacht, und er hatte eine andere im Kopf.
    Stella legt sich die Hand auf den kratzigen Hals, während sie eine Rauchwolke ausspuckt, Kälteschauer durchschütteln ihren Körper. Sie legt ihre Fingerspitzen auf die Halsschlagader, um die Herzfrequenz zu prüfen. Es fühlt sich

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