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Tu dir weh

Tu dir weh

Titel: Tu dir weh Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilaria Palomba
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immer auf die Mädchen, die die Schlampen spielen, und die Jungs, die sie ficken; Partys, Feste; wer bist du und wer nicht, wem gehörst du, wie viele Drogen nimmst du, was für eine Figur machst du. Ich möchte sehen, was der Rest der Welt zu bieten hat. Ich bin quitt mit allen hier, ich bin auch dir nicht mehr böse, auch Marco nicht, im Gegenteil, jetzt, wo ich daran denke, war es vielleicht ein Fehler, ihn zu verprügeln, so ein dreckiger Wichser war meine Schläge gar nicht wert. Aber jetzt will ich raus aus dieser kleinlichen, dörflichen Welt und alles andere kennenlernen, Stella.« Er legt eine Hand auf Stellas nackte Schulter.
    »Ich hoffe, deine Prüfung läuft gut, ich hoffe, du kannst deine Träume verwirklichen und wirst glücklich. Und dann ruf mal deine Eltern an, sonst sterben die vor Sorge.«
    Ach, sie kümmern sich schon selbst darum, sich umzubringen.
    »Kommst du mit in die Bibliothek?«, fragt er.
    Meine Prüfung fängt gleich an.
    In dem Moment geht ein Mädchen mit einer blauen Bluse und schulterlangem braunem Haar an Donato vorbei und grüßt.
    Stella fühlt, wie ihr die Luft wegbleibt. Donato tritt einen Schritt zurück und öffnet dem Mädchen die Tür der Bibliothek.
    Ich kenne sie: Sie ist diejenige vom Konzert bei der Technischen Hochschule, diejenige, die Marco geküsst hat, bevor er mit mir und seinem Arschloch von Freund abgehauen ist. Wenn ich mich richtig erinnere, ist sie auch die, mit der sich Marco beim Konzert der Misfits kurz unterhalten hat. So ein Bastard, er hat sie wirklich dort kennengelernt, während er mit mir herumgemacht hat.
    Stella wendet den Kopf zu Donato zurück, versenkt ihren Blick in seinen warmen, kleinen, ausdrucksvollen Augen.
    Ich muss die Prüfung bestehen.
    »Na? Kommst du oder nicht?«, sagt er und zieht an ihrem Arm.
    Ich will sterben.
    »Eigentlich ...«
    Muss ich wirklich diese Bibliothek betreten?
    Stella spielt mit der Schnur ihrer Tasche herum, rollt sie nervös zwischen den Fingerspitzen.
    Soll ich den Raum der Wahrheit betreten? Soll ich ihr ins Gesicht sehen?
    Eine heiße Wut, die ihr unter der Haut kitzelt, und Neugier, die in ihren Augen kreist, bringen sie schließlich dazu hineinzugehen.
    Einmal eingetreten, schmeißt sie die Tür so heftig zu, dass alle sich umdrehen und sie angucken. Stella sieht hinab auf ihre Schuhe: kniehohe Militärstiefel, acht Zentimeter Plateausohle. Der Oberkörper: schwarzes ausgeschnittenes Top, kurz und enganliegend. Die Beine: Jeansshorts als Bedeckung der Pobacken, Nietengürtel und Kettchen.
    Als sie aufschaut, stellt sie fest, dass der einzige freie Platz derneben dem Mädchen mit der blauen Bluse ist. Ihr Herz klopft. Sie schluckt. Geht.
    Der Freak redet pausenlos mit Marcos Freundin. Nun, als sie sie genauer betrachtet, fällt ihr auf, dass sie auf ihre Art attraktiv ist. Sie hat ein Lehrerinnengesicht, sieht aber aus wie eine Sechzehnjährige und ist angezogen, als müsse sie gleich eine wissenschaftliche Konferenz abhalten: flache Turnschuhe, Bluse, Jeans, brav frisiertes glattes Haar, das hinter die Ohren gestrichen ist. Ihre Haut ist die eines jungen Mädchens, und sie riecht nach Schönheitscreme für empfindliche Haut. Ihre Lippen sind rosa, und sie hat einen Hauch rosafarbenen Lidschatten aufgelegt.
    Sie ist so widerlich unverdorben.
    Stella ist hingegen wie immer im Gothic-Stil geschminkt, die Augen von Kajal umrandet und nach ägyptischer Art ins Längliche gezogen.
    Stella setzt sich hin, ohne auf jemanden zu achten. Sie schlägt Sartre auf und beginnt nervös, darin zu blättern. Sie lauscht, was Donato der Freundin von Marco erzählt.
    »Wie heißt er denn?«
    »Marco.«
    Wer weiß, was sie zusammen machen. Vielleicht geht er mit ihr sogar ins Kino, ans Meer, in den Park, all die Sachen, die man normalerweise mit seiner Freundin macht.
    »Nein, wirklich?«, fragt der Freak.
    »Ja, warum? Kennst du ihn?«
    Wer weiß, ob sie ficken, oder ob Marco nur mich fickt. Wer weiß, ob er zärtlich zu ihr ist, ein ganz anderer Mensch, genauso, wie ich mir wünsche, dass er zu mir ist.
    »Ähm ... ich glaube schon, kommt er aus Sarignano?«
    »Ja.«
    Was ist an diesem Mädchen so besonders? Marco liebt sie? Warum liebt er sie und nicht mich? Warum will er mit mir nur versautes Zeug machen?
    »Dann ist es der, den ich meinte.«
    »Seid ihr befreundet?«, fragt Marcos Freundin.
    Vielleicht hat sie nicht sofort die Beine breitgemacht. Vielleicht liebt er sie, weil sie sich Respekt verschafft hat.
    »Nein, nicht

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