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Tuchfuehlung

Tuchfuehlung

Titel: Tuchfuehlung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Doris Meissner-Johannknecht
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ruhig.
    «Mensch, Zeno! Wo lebst du denn? Ist doch wohl klar. Die kann nur einen Wunsch haben: ein Kilo Zunge!»
    Sie schreien sich weg, die drei Killer. Und mir ist schlecht. Noch ein Witz von dieser Sorte, und ich muss kotzen.
    «Aber diesen hier, Zeno, den kriegst du raus! Bestimmt! Also, kommt ein Schwuler zum Metzger. Und der sagt ... Na?»
    Mein Magen dreht sich.
    Ich renn zum Klo und schaffe es gerade noch rechtzeitig.
    Aufpassen, Zeno! Aufpassen, sonst bist du verloren!
    Bloß, was tue ich jetzt? Ich kann schließlich nicht ewig im Bad bleiben. Wer weiß, was sie in der Zwischenzeit mit der Wohnung anstellen.
    Aber was passiert, wenn ich ihnen jetzt unter die Augen trete?
    Ich putze mir die Zähne. Lasse eiskaltes Wasser über mein Gesicht laufen. Keine Rettung weit und breit, da hör ich den Schlüssel in der Wohnungstür.
    Mein Vater!
    Ich halte mir die Ohren zu. Aber dann – nach einer Ewigkeit – hör ich ihn an der Tür.
    «Was ist los, Zeno? Mach auf!»
    Ich will nicht aufmachen. Nie wieder will ich jemanden sehen.
    « Bitte, Zeno!»
    Ich schließe auf, bevor er die Tür eintritt.
    «Was ist los ?»
    Er guckt besorgt.
    « Mir ist schlecht!»
    « Zu viel Alkohol ?»
    « Nein!»
    «Deine Freunde sind ziemlich hinüber. Aber kann ja mal vorkommen. Ich hab ihnen einen Kaffee aufgesetzt. Danach werden sie gehen. Sie wollen wiederkommen. Ich bin so froh, dass du endlich mal Freunde eingeladen hast!»
    Er klopft mir auf den Rücken. So wie Väter ihren Söhnen auf den Rücken klopfen.
    «Du könntest mit ihnen zum Krafttraining gehen. Sie wollen dich mitnehmen. Find ich toll, die Idee!»
    Nein! Verdammt nochmal, nein, nein!
    Ich weiß selber, was ich brauche. Was mir gut tut. Begreift das denn kein Mensch?
    Ich bin anders als diese Killer. Warum reicht das nicht?
     
    Sie sitzen ganz brav auf dem gelben Sofa. Drei alte Damen beim Kaffeeklatsch.
    Mein Vater kümmert sich um das Schlachtfeld, räumt die Spülmaschine ein, leert die Aschenbecher aus. Dann serviert er Kaffee mit Keksen und Schokolade.
    «Heute Abend ist Fete!», verkündet Jannik und stopft sich die halbe Tafel Noisette in den Mund.
    «Kommst du mit, Zeno?»
    Das w ä r das Ende! Mit Sicherheit w ä r das das Ende für mich. Trotzdem frag ich ganz interessiert. Mich kann nur noch die richtige Taktik retten.
    « Bei wem ist die Fete?»
    « Bei Eva!», sagt Tom. « Die kennst du ja, das passt doch!»
    «Gute Idee!», sagt mein Vater. «Der Junge hockt viel zu viel zu Hause herum. Der muss mal raus. Nehmt ihn mit!»
    «Aber ich bin doch gar nicht eingeladen!»
    «Wir doch auch nicht. Ne Fete ist doch keine Hochzeit, zu der man extra eingeladen wird. Das funktioniert anders. Einer sagt, bei mir ist Fete heute. Und alle, die wollen, gehen hin. Ganz einfach!»
    Sie stehen auf. Endlich. Sie wollen wirklich gehen. Eine Runde schlafen. Damit sie am Abend fit sind.
    «Bis um neun bei Eva!», sagen sie und poltern aus der Woh nung, stolpern die Treppe hinunter.
    Mein Vater ist ebenfalls startbereit.
    «Bis morgen Mittag dann! Wir freuen uns schon! Und amüsier dich gut!»
    Er zwinkert mir zu, zögert einen Moment und holt einen Fünfzigmarkschein aus seinem Portemonnaie.
    « Sonderzulage!», sagt er. Dann fliegt er zu Frau Minnerup.
    Ich bin allein. Endlich allein. Ich atme auf.
    Manchmal bin ich wirklich gern allein. Aber auch nur manch mal.
    Ich fürchte den Abend und vor allem die Nacht mit ihren Gespenstern. Und ich fürchte den Moment, wo Hildegards Beruhigungstrunk seine Wirkung verliert.
    Es wäre schön, wenn jemand abends hier wäre. Einfach irgendwo noch ein Mensch in dieser verlassenen Wohnung. So wie früher, als Laura noch da war. Da war ich nie allein. Da war Laura und immer irgendjemand aus ihrer Clique. Bei uns war immer was los. Und ich war dabei. Ganz selbst ver ständlich. Und wenn sie weggegangen sind, in die Kneipe, ins Kino, in ein Konzert, haben sie mich einfach mitgenom men.
    Heute Abend w ä r ich lieber nicht allein. Allein mit Eva viel leicht. Aber nicht mit all den Chaoten. Und ihren Witzen.
    Was soll ich tun ?
    Es ist fast sechs.
    Ich wähle Evas Nummer. Nein, Lauras Nummer nicht. Die muss ich vergessen. Fast dreitausend Mark! Für diese Sum me hätte ich mindestens zwanzig Sitzungen beim besten Therapeuten unserer Stadt haben können. Zeno Zimmermann ist wirklich nicht zu retten!
     
    Eva bietet mir sogar eine Matratze zum Übernachten an.
    « Du bist der Einzige, dem ich dieses Angebot mache. Ich hoffe, du weißt das zu

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