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Tuchfuehlung

Tuchfuehlung

Titel: Tuchfuehlung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Doris Meissner-Johannknecht
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stoßen kann...
    «Sag Bescheid, wenn du fertig bist, Zeno, wir sind im Keller!»
    Gerettet...
    Ich bin allein mit Lisa und Ellen. Sie schälen Kartoffeln und reden über die Killer.
    «Wie findest du sie, Zeno ?»
    «Ich kenn sie zu wenig!», sage ich.
    Ich möchte mich da nicht einmischen. Ich möchte mich da raushalten. Aber es stimmt. Ich kenne sie wirklich nicht. Sie sind mir seltsam fremd und machen mir Angst.
    Als alle fünf Bleche randvoll mit Kartoffelscheiben bepackt im Ofen liegen, mach ich eine Runde durchs Haus. Auf der Suche nach der Revolution. Im Partykeller treffe ich nur drei Killer und ihre Sympathisanten. Sie zucken wild im Techno-Rausch, völlig abgedreht, als hätten sie in Ecstasy gebadet.
    Mich erkennen sie anscheinend nicht.
    Die Techno-Bässe verfolgen mich bis ins Dachgeschoss. Ich klopfe an alle Türen. Stille überall. Genauso habe ich mir konspirative Versammlungen immer vorgestellt. Ganz geheim, hinter verschlossenen Türen. Die Planung der Weltrevolution! Wer glaubt heute noch daran? Eva bestimmt nicht. Die hat doch keinen Knall. Wahrscheinlich wirklich nur ein Joke der Killer. Trotzdem. Irgendwas stimmt nicht. Für eine normale Fete ist es einfach viel zu still hinter den Türen. Oder spielt sich da noch was anderes ab? Ich will das jetzt wissen.
    Ich setze meine Stimme gegen die Techno-Bässe ein.
    «Eva?», rufe ich.
    Eine Tür öffnet sich. Ich wage mich hinein. Nein, Evas altes Kinderzimmer ist das nicht. Keine einzige Micky Maus grüßt von der Wand. Dieser Raum sieht eher nach einer Kader schmie de für die Weltrevolution aus. An den Wänden hän gen Plakate und Poster. Neben der Tür stehen aufgerollte Fahnen und Transparente. Wie in einem Film aus vergangenen Zeiten. Che Guevara lächelt mir zu. Mao guckt ernst, Rosa Luxemburg scheint ganz in Gedanken versunken. Besonders revolutionär sieht sie nicht aus. Wahrscheinlich denkt sie gerade an ihren jungen Geliebten oder an ihre Katze ... Lenin kratzt sich an seinem Bart.
    Ich hab das alles schon mal gesehen. Auf alten Fotos meiner Mutter. Von ihren Wänden haben vor fünfundzwanzig Jahren die gleichen Köpfe geguckt. Irgendwann war das dann nicht mehr ihr Weg.
    Das hat sie mir erzählt, als sie mir «Die rote Zora» vorgelesen hat.
    Die rote Eva? Kann das sein?
    Sie schaut nur kurz hoch.
    «Hallo!», sagt sie. «Wir müssen noch arbeiten!»
    Für mich ist heute Abend hier kein Platz. Keine Zeit.
    Auf dem Boden liegen eng beschriebene Zettel, Zeitungsartikel, Kleber, Stifte, Scheren.
    Keine Ahnung, was hier läuft. Vielleicht planen sie wirklich die Revolution. Jedenfalls gucken alle ernst und bedeutungsvoll. Da hat nichts anderes mehr Platz. Ich störe hier sowieso. Mein Platz ist wohl wirklich die Küche.
    Lisa und Ellen sitzen am Küchentisch, als ich zurückkom me. Vor ihnen liegt ein Stapel Zeitschriften. Modemagazine vom Feinsten. Ein friedlicher, vertrauter Anblick, die zwei. Lisa hat ihren Kopf auf Ellens Schulter gelegt. Ich beneide sie. Wie gern würde ich an diesem Küchentisch sitzen. Wie sie.
    Sie zucken zusammen. Sie haben nicht gehört, dass ich zurückgekommen bin. Lisa rückt ein Stück zur Seite.
     
    Die Blechkartoffeln sind ein Erfolg.
    «An deine Kochkünste könnte ich mich glatt gewöhnen, Zeno. Wenn das so weitergeht, wird McDonald ’ s bald einen Kunden weniger haben!», sagt Tom.
    «Du solltest zum Ausgleich etwas Kraftsport machen. Nur Haushalt, das ist nichts für einen Mann. Das verweichlicht !», sagt Alex besorgt. « Du bist da echt gefährdet, Zeno!»
    «Irgendwie bist du schon ziemlich anders!», sagt Jannik. «Bist du doch nicht wirklich, oder?»
    Jetzt guckt er ziemlich erschrocken.
    «Tu uns das nicht an , Zeno!», sagt Alex. «Mit Arsch fickern haben wir nämlich unsere Probleme. Die können wir leider nicht leben lassen. Wir sind schließlich die Killer! Du weißt schon!»
    «Ihr seid ja übergeschnappt!», sage ich. Und spüre, wie mir der Angstschweiß jetzt aus allen Poren tritt.
    « Na, na, Zeno!», sagt Alex. « Nimm das zurück! Das Wort hören wir nicht so gern!»
    Lisa und Ellen stehen auf und verlassen wortlos die Küche. Sie sind eindeutig blasser als eben.
    Das war die falsche Veranstaltung für sie. Genauso wie für mich.
    Bloß, wie rette ich mich jetzt? Wieso kümmert Eva sich nicht mal um das, was in ihrem Haus abläuft?
    Revolution! So ein Schwachsinn! Wer will die überhaupt? Ich jedenfalls nicht!
    Das alles hier, Zeno Zimmermann, ist nur ein Traum. Ein ziemlich böser. Aber

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