Tür ins Dunkel
Bohnensuppe, Speck und Kaffee. Die Bedienung war freundlich und tüchtig, und nachdem sie die Bestellung aufgenommen hatte, berichtete Earl, was er an diesem Morgen in Erfahrung gebracht hatte.
Als erstes hatte er Mary Katherine O'Hara angerufen, die Sekretärin von freedom Noiü, und mit ihr einen Termin für 10 Uhr vereinbart. Sie lebte in einem hübschen kleinen Bungalow in Burbank, halb versteckt hinter prächtigen Bougamvillea-Sträuchern. Das Haus, ein typisches Beispiel für die Architektur der 3oer Jahre, war in so gutem Zustand, daß Earl sich nicht gewundert hätte, wenn in der Einfahrt ein Packard gestanden hätte, »Mrs, O'Hara ist in den Sechzigern«, erzählte Earl, »und sie hat sich fast genausogut gehalten wie ihr Haus, ie ist noch immer attraktiv, und in ihrer Jugend muß sie einfach umwerfend ausgesehen haben. Sie war Immobilienmaklerin und lebt jetzt im Ruhestand. Sie ist nicht direkt reich, aber ich würde sagen, daß sie ihr gutes Auskommen hat. Das Haus ist jedenfalls sehr schön eingerichtet, unter anderem mit einigen exquisiten Antiquitäten im Art Deco Stil.«
»Sträubte sie sich, über Freedom Now zu sprechen?« fragte Dan. »Ganz im Gegenteil. Sie wollis darüber sprechen. Weißt du, eure Polizeiakte über diese Organisation ist nicht auf dem aktuellen Stand. Mary O'Hara hat ihr Ehrenamt als Sekretärin schon vor mehreren Monaten empört niedergelegt.«
»Oh?«
»Sie ist überzeugte Liberianerin, Mitglied in einem Dutzend verschiedener Organisationen, und als Ernest Cooer ihr das Amt der Sekretärin in dem von ihm gegründeten politischen Aktionskomitee antrug, stellte sie sich bereitwillig zur Verfügung. Cooper ging vermutlich von der Annahme aus, daß sie leicht zu manipulieren sein würde. Aber Mary O'Hara zu manipulieren, dürfte nicht minder schwierig sein, als mit einem lebendigen Stachelschwein Football zu spielen, ohne dabei verletzt zu werden.«
Laura lachte, und Dan, der sie bisher nur ernst oder niedergeschlagen erlebt hatte, empfand dieses Lachen wie ein kostbares Geschenk. »Die Frau scheint zäh zu sein«, sagte Laura.
»Und sehr gewitzt«, fügte Earl hinzu. »Sie erinnerte mich an Sie.«
»An mich? Ich und zäh?«
»Sie sind viel zäher, als Sie glauben«, sagte Dan mit der gleichen Bewunderung wie Earl. Draußen donnerte es heftig, und ein scharfer Wind fegte den Regen gegen das große Fenster neben der Nische.
»Mrs. O'Hara übte ihr Ehrenamt fast ein Jahr lang aus«, fuhr Earl in seinem Bericht fort, »aber schließlich erklärte sie ihren Austritt, wie zahlreiche andere überzeugte Libertarier, weil sie festgestellt hatte, daß die Organisation nicht die Ziele verfolgte, die auf dem Papier standen, Es ging sehr viel Geld ein, aber mit diesen Mitteln wurden nicht etwa Kandidaten und Programme der Libertarier unterstützt, sondern ein Großteil der Spenden floß in ein Forschungsprojekt von Dylan McCaffrey, das angeblich den Zielen der Libertarier diente.«
»Das graue Zimmer«, warf Dan ein. Earl nickte.
»Aber was hätte dieses Projekt den Liberianern nützen können?« fragte Laura, »Höchstwahrscheinlich überhaupt nichts«, erwiderte Earl. »Aber die Libertarier waren ein bequemer Deckmantel. Sie dienten sozusagen als Aushängeschild. Zu diesem Schluß kam jedenfalls Mrs. O'Hara.«
»Ein Deckmantel wofür?«
»Das wußte sie nicht.« Die Bedienung brachte drei Tassen Kaffee und ein Pepsi. »Ihr Essen wird in wenigen Minuten fertig sein«, sagte sie. Ihr Blick schweifte von Earls geschwollenen Lippen, seinem blauen Auge und dem Kopfverband zu Dans aufgeschlagener Stirn. »Sie waren wohl in einen Unfall verwickelt?« erkundigte sie sich teilnahmsvoll.
»Wir sind eine Treppe raufgefallen«, erklärte Dan. »Raufgefallen?«
»Vier Stufen«, fügte Earl an. »Ah, Sie wollen mich veräppeln!« Die beiden Männer grinsten ihr zu. Sie erwiderte das Lächeln und entfernte sich, um an einem anderen Tisch eine Bestellung aufzunehmen.
Während Laura den Trinkhalm auspackte und Melanie zu überreden versuchte, einen Schluck Pepsi zu trinken, sagte Dan: »Mrs. O'Hara scheint nach deiner Erzählung eine Frau zu sein, die eine Organisation nicht einfach frustriert verlassen würde. Ich könnte mir vorstellen, daß sie an die Wahlkommission geschrieben und auf einen Ausschluß dieses angeblichen Aktionskomitees gedrängt hat.«
»Das hat sie auch getan«, erwiderte Earl. »Sie hat sogar zweimal hingeschrieben.«
»Und?«
»Sie hat keine Antwort
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