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Tür ins Dunkel

Tür ins Dunkel

Titel: Tür ins Dunkel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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etwas Bedrohliches an sich. »Schließen Sie es wieder an«, forderte Earl Laura auf. Sie hegte die völlig irrationale Befürchtung, daß dem Radio, wenn sie es wieder zum Leben brachten, krabbenartige Plastikbeine wachsen würden, daß es über die Arbeitsplatte kriechen würde. Das war eine uncharakteristisch bizarre Idee, und sie war bestürzt über dieses plötzliche Auftauchen abergläubischer Ängste, denn sie hatte sich immer für eine nüchterne Wissenschaftlerin gehalten, für eine sachlich und logisch denkende Frau. Trotzdem wurde sie das Gefühl nicht los, daß eine böse Macht von dem Radio Besitz ergriffen hatte und nur darauf lauerte, daß der Stecker wieder mit der Steckdose verbunden wurde.
    Unsinn!
    Trotzdem sagte sie störrisch: »Warum soll ich es wieder anschließen?«
    »Ich möchte sehen, was passiert. Wir können diese Sache nicht einfach auf sich beruhen lassen. Dazu ist sie viel zu merkwürdig. Wir müssen herausfinden, was los ist.« 
    Laura wußte, daß er recht hatte. Sie griff zögernd nach der Schnur und erwartete halb, daß sie in ihrer Hand zappeln und sich schleimig kalt wie ein Aal anfühlen würde. Aber es war nur ein Stromkabel, leblos, in keiner Weise auffallend. Sie berührte den Lautstärkeregler, und er ließ sich jetzt mühelos bewegen. Sie drehte ihn ganz nach links, in die AUS-Position. Ihr war sehr unbehaglich zumute, als sie den Stecker in die Steckdose schob. Nichts. Fünf Sekunden. Zehn. Fünfzehn. Earl sagte: »Nun, was auch immer es gewesen...« 
    Das Radio schaltete sich ein. Die Skala wurde hell. Die Luft wurde wieder kalt. Laura wich zurück, in der absurden Angst, daß das Radio sie anspringen könnte. Sie blieb am Tisch neben Melanie stehen und legte ihr eine Hand auf die Schulter, um sie zu beruhigen. Doch Melanie nahm diese seltsamen Vorgänge überhaupt nicht wahr, genausowenig wie ihre ganze Umgebung. Der Lautstärkeregler bewegte sich, und Laura hörte den neuesten Hit von Bruce Springsteen. Diesmal wurde die Lautstärke nicht voll aufgedreht; die Musik war zwar laut, aber nicht unerträglich. Ein anderer Knopf begann sich zu drehen, wie von Geisterhand bewegt. Es war der Knopf für die Senderwahl. Der rote Zeiger glitt rasch über die leuchtende grüne Skala, von links nach rechts und wieder zurück.
    Man hörte nur Liedfetzen und einzelne Wörter - ein sinn loses Kauderwelsch. Earl trat näher an das Gerät heran. »Vorsicht!« rief Laura, obwohl es ihr selbst lächerlich vorkam, ihn vor einem Radio zu warnen. Es war ein unbelebter Gegenstand, kein lebendiges Wesen. Sie besaß es seit drei oder vier Jahren. Es hatte ihr Gesellschaft geleistet, sie mit Musik unterhalten. Es war nur ein Radio. Als Mondale seine Hand zurückzog, verzichtete er darauf, sich die schmerzenden Finger zu reiben. Sein verletzter Stolz erlaubte das nicht. Er schob seine Hand ganz beiläufig in die Tasche, so als suchte er nach Kleingeld oder Schlüsseln, und ließ sie dort. Mit dem Zeigefinger der anderen Hand deutete er anklagend auf Dan. 
    »Ich warne dich, Haldane! Ich lasse mir diesen Fall nicht von dir vermasseln. Dazu ist er viel zu wichtig. Man wird uns von allen Seiten einheizen, bis wir das Gefühl haben, in einem Hochofen zu arbeiten. Die Presse geht mir nicht von der Pelle, ich habe das FBI auf dem Hals, und der Polizeichef hat auch schon angerufen. Alle erwarten Resultate. Ich habe nicht die Absicht, eine Niederlage zu riskieren. Meine ganze Karriere hängt vielleicht von diesem einen Fall ab. Ich habe die Kontrolle, Haldane, und ich werde nicht zulassen, daß ein verrückter Einzelgänger mir eine Schlinge um den Hals legt. Dieser Fall erfordert Teamwork, und ich bin der Kapitän, der Trainer und der Quarterback in einer Person, und jeder, der nicht zur Zusammenarbeit bereit ist, wird sofort vom Feld verwiesen. Hast du mich verstanden?« 
    Es würde also doch nicht zum großen Entscheidungskampf kommen. ROSS wollte nur eine Show abziehen. Er kam sich immer wichtig und stark vor, wenn er einen Untergebenen zur Schnecke machen konnte. Dan seufzte enttäuscht, lehnte sich in dem Schreibtischstuhl zurück und verschränkte die Hände im Nacken.
    Hochöfen und Football... ROSS, deine Metaphern sind ein wenig durcheinandergeraten. Du mußt dich damit abfinden, alter Junge, daß du nie ein mitreißender Redner sein wirst... und auch kein General, dem alle aufs Wort gehorchen.« Mondales Augen schleuderten Blitze. »Ich stelle auf erlangen von Polizeichef Kelsey hin eine

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