Tür ins Dunkel
Spezialtruppe für diesen Fall zusammen, wie es vor einigen Jahren bei dem Würger von Hillside gemacht wurde. Alle Anweisungen kommen direkt von mir, und du bekommst von mir den Auftrag, vom Schreibtisch aus gewisse Aktionen zu koordinieren.«
»Ich bin kein Schreibtischmann.«
»Jetzt bist du es.«
»Ich dachte, ich würde morgen als erstes dieses Freedom Now unter die Lupe nehmen und...«
»Das werden Wexlersh und Manuello machen«, fiel Mondale ihm ins Wort. »Sie werden auch mit der Leitung der psychologischen Fakultät sprechen. Und du wirst am Schreibtisch sitzen und tun, was ich dir sage.« Dan verschwieg, daß er bereits mit Irmatrude Gelkenshettle gesprochen hatte. Er würde Mondale überhaupt keine Informationen geben, wenn der Kerl sich so aufrührte. Statt dessen sagte er: »Wexlersh ist doch kein Detektiv. Verdammt, er muß seinen Schwanz gelb anmalen, damit er ihn findet, wenn er pinkeln muß. Und Manuello trinkt.«
»Blödsinn!« rief Mondale scharf. »O doch, er trinkt sehr oft im Dienst.«
»Er ist ein ausgezeichneter Detektiv«, beharrte Mondale. »Wenn du >ausgezeichnet< sagst, meinst du >gehorsam<. Du magst ihn, weil er ein Speichellecker ist. Du verstehst es großartig, Propaganda für dich zu machen, aber du bist ein lausiger Polizeibeamter und ein noch lausigerer Menschenführer. Zu deinem eigenen Besten werde ich den Schreibtischposten ignorieren und die Ermittlungen auf meine Art und Weise weiterführen.«
»Jetzt reicht's! Jetzt reicht es mir endgültig! Du wirst deine Finger von diesem Fall lassen. Ich rufe deinen Boß an, jawohl, ich rufe Templeton an und sorge dafür, daß du auf der Stelle ins Central zurückbeordert wirst, wo du hingehörst!« Der Captain machte auf dem Absatz kehrt und marschierte auf die Tür zu. Dan sagte ruhig: »Wenn du das tust, zwingst du mich, Templeton und alle anderen über die Sache mit Cindy Lakey aufzuklären.« Mondale blieb mit der Hand auf dem Türknopf stehen. Er atmete schwer, aber er drehte sich nicht nach Dan um. »Ich werde ihnen sagen müssen«, fuhr Dan fort, »daß die kleine Cindy Lakey, jenes arme achtjährige Mädchen, heute noch am Leben wäre, daß sie inzwischen verheiratet sein und selbst ein kleines Mädchen haben könnte, wenn du nicht gewesen wärest.« Laura blieb an Melanies Seite, ihre Hand auf der Schulter des Mädchens, um im Notfall so schnell wie möglich mit ihrer Tochter wegrennen zu können. Earl Benton beugte sich über das Radio und starrte wie hypnotisiert auf den Knopf, der sich wie durch Zauberei drehte, und auf den roten Zeiger, der auf der Skala hin und her schoß. Plötzlich blieb der Zeiger stehen, gerade lang genug, daß ein Wort deutlich zu verstehen war – ».. .etwas...« - und sauste dann wieder über die Skala, hielt auf einer anderen Frequenz kurz an, für ein einziges Wort ».. .kommt...« - raste weiter über die grüne Skala, blieb stehen, riß ein Wort aus einem Lied heraus ».. .etwas...« - glitt zu einem anderen Sender, mitten in eine Reklame hinein ».. .kommt...« - und bewegte sich weiter. Laura begriff plötzlich, daß das kurze Verweilen auf einer Frequenz einen ganz bestimmten Sinn hatte.
Es ist eine Botschaft, dachte sie. Etwas kommt. Aber eine Botschaft von wem? Von wo? Earl blickte sie an, und sie konnte seinem fassungslosen Besicht ansehen, daß er sich die gleichen Fragen stellte wie sie. Sie wollte weglaufen, flüchten. Aber sie blieb wie angeurzeit stehen. Sie konnte sich nicht von der Stelle rühren. Der rote Zeiger blieb wieder stehen. Diesmal erkannte Laura das Lied, aus dem ein einziges Wort herausgerissen wurde. Es war ein Song der Beatles, und das Wort lautete wieder: >.. .etwas...«
Weiter auf der Skala, und dann ein neuer Halt für den Bruchteil einer Sekunde: ».. .kommt...«
Die Luft war kalt, aber Laura fröstelte nicht nur deshalb. Etwas kommt. Es war nicht nur eine Botschaft. Es war eine Warnung. Mondale hatte sich von der Tür abgewandt, die Scaldones Büro mit dem Laden verband. Er starrte Dan an, und seine Wut und Empörung hatte einem noch elementareren Gefühl Platz gemacht: In seinem verzerrten Gesicht und in -einen Augen stand jetzt blanker Haß geschrieben. Zum erstenmal seit mehr als dreizehn Jahren hatte Dan soeben Cindy Lakey erwähnt. Dies war das schmutzige Geheimnis, das er und Mondale teilten, der Kernpunkt ih rer Beziehung. Nachdem Dan die Sache jetzt endlich zur Sprache gebracht hatte, erregte ihn die Vorstellung, daß Mondale
Weitere Kostenlose Bücher