Tür ins Dunkel
gelassen und war wieder aufgesprungen. Laura starrte das Radio ungläubig an. Der Lautstärkeknopf drehte sich nach rechts. Sie sah, wie er sich bewegte. Bonnie Tylers kehlige Stimme wurde immer lauter. Melanie nahm nichts davon wahr, tief versunken in ihrer eigenen dunklen Welt. Bonnie Tylers Stimme und die Begleitmusik hallten jetzt von den Küchenwänden wider und ließen die Fenster klirren. Laura merkte, daß es im Zimmer wieder kalt wurde. Sie machte einen zögernden Schritt auf das Radio zu. In einem anderen Teil des Hauses stieß Pepper wieder einen Schrei aus. Als Dan sich gerade von Michael Seames abwenden wollte, fragte der FBI-Agent: »Übrigens, was haben Sie mit Ihrer Stirn gemacht?«
»Hüte anprobiert«, antwortete Dan. »Was?«
»Ich hatte einen aufgesetzt, der mir zu klein war, und ich bekam ihn kaum wieder runter. Die Haut blieb daran hängen.« Bevor Seames etwas erwidern konnte, tauchte ROSS Mondale in der Tür hinter der Verkaufstheke auf, entdeckte Dan und rief: »Haldane, kommen Sie her!«
»Was ist los, Chef?«
»Ich möchte mit Ihnen reden.«
»Worüber, Chef?«
»Allein«, erklärte Mondale nachdrücklich. »Zu Befehl, Chef.« Er ließ den verwirrten Seames stehen und bahnte sich einen Weg durch das Chaos auf dem Fußboden, vorbei an der Leiche, um die Theke herum. Mondale gab ihm mit einer ungeduldigen Geste zu verstehen, er solle ins Nebenzimmer weitergehen, und folgte ihm dorthin.
Der hintere Raum war so breit wie der Laden, aber nur drei Meter lang. Die Wände bestanden aus Betonblöcken. Er hatte sowohl als Büro als auch als Lager gedient. Auf der linken Seite waren Kisten mit Waren gestapelt; auf der rechten Seite stand ein Schreibtisch, ein IBM-Personal-Computer, einige Aktenschränke, ein kleiner Kühlschrank und ein Küchentisch mit einer Kaffeemaschine. Hier war nichts verwüstet worden. Alles sah sauber und ordentlich aus.
Mondale war offensichtlich damit beschäftigt gewesen, den Inhalt der Schreibtischschubladen durchzusehen. Zahlreiche Gegenstände lagen auf der Schreibunterlage, darunter auch ein hübsches kleines Adreßbuch. Während Mondale die Tür schloß, ließ sich Dan auf den Schreibtischstuhl fallen. »Was glaubst du eigentlich, was du machst?« fragte Mondale. »Ich gönne meinen Füßen ein wenig Erholung. Es war ein langer Tag.«
»Du weißt genau, daß ich etwas anderes meine.«
Mondale trug wie immer einen braunen Anzug, ein hellbeiges Hemd, eine braune Krawatte, braune Socken und Schuhe. Ein mörderisches Licht flackerte in seinen braunen Augen. »Ich wollte dich um halb drei in meinem Büro sehen.«
»Woher sollte ich das wissen?«
»Verdammt, ich weiß genau, daß man es dir ausgerichtet hat.«
Dan blickte ihn stumm an. Der Captain stand einige Schritte vom Schreibtisch entfernt, mit steifem Nacken, verkrampften Schultern und seitlich herabhängenden Armen. Seine Hände zuckten, so als falle es ihm schwer, sie nicht zu Fäusten zu ballen und Haldane zu verprügeln. »Was hast du den ganzen Tag getrieben?« fragte er mühsam beherrscht. »Über den Sinn des Lebens meditiert.«
Du warst in Rinks Haus. Ich hatte dich nicht dorthin geschickt.«
»Ich bin kein Grünschnabel, sondern ein erfahrener Lieutenant, und ich pflege bei Ermittlungen meinem eigegen Instinkt zu folgen.«
»Aber nicht in diesem Fall. Dies ist eine ganz große Sache, und du bist nur Teil eines Teams. Du tust, was ich dir sage, du gehst, wohin ich dir sage. Du scheißt nicht mal, bevor ich es dir erlaube.«
»Vorsicht, Ross! Du hörst dich machtbesessen an.«
»Was ist mit deinem Kopf passiert?«
»Ich habe Karateunterricht genommen.«
»Was?«
»Ich habe versucht, mit dem Kopf ein Brett zu zerschlagen.«
»Ich bin nicht zu Spaßen aufgelegt.«
»Okay, ich sage dir, wie es wirklich war: George Padrakis hat mir ausgerichtet, daß du mich hier sehen wolltest, und bei der Erwähnung deines Namens bin ich auf die Knie gefallen und habe mich so hastig verbeugt, daß ich meine Stirn auf dem Gehweg aufgeschürft habe.« Ross konnte einen Moment lang nicht sprechen. Sein Gesicht war hochrot. Er atmete schwer. Dan betrachtete die Gegenstände, die Mondale aus den Schubladen geholt hatte: das Adreßbuch, ein Scheckbuch, einen Notizkalender und ein dickes Bündel Warenrechnungen. Er nahm das Adreßbuch zur Hand.
»Leg das sofort hin und hör mir gut zu!« kommandierte Mondale, der endlich seine Stimme wiedergefunden hatte. Dan bedachte ihn mit eine m süßen unschuldsvollen
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