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Tür ins Dunkel

Tür ins Dunkel

Titel: Tür ins Dunkel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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nur sein?
    Das Radio sagte: »... aufpassen...«
    Laura ließ ihren Blick zur offene n Tür zum Eßzimmer schweifen. Vielleicht war dieses Etwas schon im Haus, vielleicht würde es aus dem Wohnzimmer kommen, durch das Eßzimmer...
    Der Zeiger blieb wieder stehen, und die Stimme eines Sprechers drang aus dem Lautsprecher. Der Mann wollte mit seinem Plaudern zweifellos nur die Pause zwischen zwei Platten überbrücken, aber seine Worte gewannen für Laura eine ominöse Bedeutung: »Seid auf der Hut, meine lieben Rock 'n' Roll-Fans, seid auf der Hut, denn es ist eine merkwürdige Welt, eine kalte Welt, mit Wesen, die nachts auf Beutesuche gehen und töten, und beschützen kann euch nur euer Vetter Frankie, das bin ich! Wenn ihr jetzt den Sender wechseln solltet, müßt ihr auf der Hut sein und nach den Kobolden Ausschau halten, die unter dem Bett leben und sich nur vor der Stimme von Onkel Frankie fürchten. Paßt auf, seid auf der Hut!« Earl legte eine Hand auf das Radio, und Laura hätte sich nicht gewundert, wenn das Plastikgehäuse plötzlich ein Maul bekommen und ihm die Finger abgebissen hätte.
    »Kalt«, sagte er, während der Frequenzknopf einen anderen Sender ansteuerte. Laura schüttelte Melanie. »Liebling, komm, steh auf!« Das Mädchen rührte sich nicht. Ein deutliches Wort kam aus dem Radio, herausgerissen aus einer Nachrichtensendung:
    ». .Mord...« Dan wünschte, er wäre in Saul's Dclicatessen und würde dort ein riesiges Reuben-Sandwich essen und dunkles Bier trinken. Und wenn das nicht möglich war, hätte er es vorgezogen, zu Hause das schmutzige Geschirr abzuwaschen, das er in der Küche stehengelassen hatte. Er wäre überall lieber gewesen als hier. Er hätte alles andere lieber getan als dies hier. Diese Auseinandersetzung war zwecklos und deprimierend. Aber jetzt war es zu spät aufzuhören. Sie mußten den ganzen Mordfall Lakey noch einmal aufrollen, mußten daran herumkratzen wie an Schorf, um festzustellen, ob die Wunde verheilt war. Und natürlich war das eine Vergeudung von Zeit und Kraft, denn sie wußten beide, daß diese Wunde nicht verheilt war und niemals heilen würde.
    Dan sagte also: »Nachdem Dunbar mich auf dem Rasen vor dem Haus der Lakeys niedergeschossen hatte...«
    »Vermutlich willst du behaupten, daß auch das meine schuld war«, fiel Mondale ihm ins Wort.
    »Nein«, erwiderte Dan. »Ich hätte nicht versuchen sollen, mit ihm zu argumentieren. Ich glaubte nicht, daß er schießen würde, aber ich irrte mich. Doch nachdem er auf mich geschossen hatte. Rosse, war er einen Augenblick wie gelähmt, erschrocken über seine eigene Tat, und er war verwundbar...«
    »Blödsinn! Er war so verwundbar wie ein Panzer. Er war ein Verrückter, ein Irrer, und er hatte eine riesige Pistole ...«
    »Eine 32er«, korrigierte Dan. »Es gibt größere Pistolen. Jeder Polizist muß es häufig mit größeren Pistolen aufnehmen. Und er war einen Moment lang wie betäubt. Du hättest jede Menge Zeit gehabt, ihn zu erledigen.«
    »Weißt du, was ich an dir schon immer gehaßt habe, Haldane?«
    Dan ignorierte ihn und fuhr fort: »Aber du hast Fersengeld gegeben.«
    »Ich habe von jeher deine kolossale Selbstgerechtigkeit gehaßt.«
    »Wenn Dunbar gewollt hätte, hätte er mir eine zweite Kugel in den Leib jagen können. Niemand hätte ihn daran gehindert, nachdem du dich hinters Haus geflüchtet hattest.«
    »Als ob du noch nie im Leben einen Fehler gemacht hättest!« Beide sprachen jetzt fast im Flüsterton. »Aber statt dessen ließ Dunbar mich liegen...«
    »Als ob du niemals Schiß hättest!«
    »... und er schoß das Haustürschloß auf...«
    »Wenn du den Helden spielen willst, hindert dich keiner daran. Du und Audie Murphy. Du und Jesus Christus!«
    »... und er rannte ins Haus und schlug Fran Lakey mit der Pistole nieder...«
    »Ich hasse deinen Edelmut!«
    »... und dann erschoß er vor ihren Augen...«
    »Du machst mich ganz krank!«
    »... den einzigen Menschen auf der Welt, den sie wirklich liebte.« Dan war unerbittlich, weil jetzt endlich alles gesagt werden mußte. Er wünschte, er hätte nie damit angefangen, hätte diese Geschichte nicht ausgegraben, aber nun, da er es getan hatte, mußte er es auch zu Ende bringen. Weil er einen Alptraum loswerden mußte. Wenn er jetzt in der Mitte stehenblieb, würde der ungesagte Teil ihm wie ein unausgekotzter Brocken im Halse steckenbleiben, und er würde daran ersticken. Die Wahrheit, die ungeschminkte Wahrheit, war nämlich, daß der Tod

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