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Tür ins Dunkel

Tür ins Dunkel

Titel: Tür ins Dunkel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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Klugscheißer. Ich kenne genügend Leute, die sich vor mich stellen werden. Niemand wird dir glauben, wenn du mich mit Dreck bewirfst. Du hast gegen mich überhaupt keine Chance.«
    »Ted Gearvy wird mir glauben«, sagte Dan so leise, daß es kaum zu hören war.
    Diese fünf leise gesprochenen Worte trafen Mondale jedoch wie ein wuchtiger Hammerschlag. Er sah zum erstenmal wirklich besorgt aus. Gearvy, zehn Jahre älter als Dan und ROSS, war ein erfahrener Polizist. Während Mondales Probejahr hatte er den Neuling in den Streifendienst eingewiesen. Er hatte Mondale einige Fehler machen sehen. Es waren keine gravierenden Vorkommnisse gewesen, aber immerhin hatte Mondale einen beunruhigenden Mangel an Urteilsvermögen und Verantwortungsgefühl an den Tag gelegt. Gearvy hatte ihn auch der Feigheit verdächtigt, ihn aber dennoch gedeckt. Gearvy war ein großer, kräftiger Mann, bärbeißig aber gutmütig, ein Dreiviertel-Ire, der viel Nachsicht mit Neulingen übte. Er hatte Mondale keine besonders guten Beurteilungen gegeben, denn bei aller Gutmütigkeit war er doch nicht verantwortungslos; aber er hatte dem jungen Polizisten auch keine wirklich schlechten Noten gegeben, weil er dafür denn doch zu gutherzig war.
    Einige Monate nach der Katastrophe im Hause der Lakeys, als Dan seine Arbeit wieder aufgenommen hatte, war es zwischen ihm und Gearvy zu einer offenen Aussprache gekommen. Der Ire hatte seinem jungen Kollegen zunächst vorsichtig auf den Zahn gefühlt und angedeutet, es sei ein schwerer Fehler von Dan gewesen, ROSS zu decken. Schließlich hatten beide ihre Karten auf den Tisch gelegt, und ihnen war klargeworden, daß Mondales Fehlverhalten keine seltene Ausnahme war. Aber sie hatten geglaubt, es sei zu spät, die Wahrheit zu enthüllen. Sie hätten große Schwierigkeiten bekommen, weil sie Mondales Versagen nicht sofort gemeldet hatten.  Und sie waren nicht bereit gewesen, ihre eigenen Karrieren aufs Spiel zu setzen.
    Außerdem hatte Mondale zu jener Zeit eine Stellung in der Community Relations Division ergattert. Gearvy und Dan glaubten, er würde dort gute Arbeit leisten und nie wieder einen Posten einnehmen, bei dem er das Leben anderer gefährden konnte. Beiden wäre nicht einmal im Traum eingefallen, daß Mondale eines Tages Aussichten haben könnte. Polizeichef zu werden. Wenn sie das geahnt hätten, hätten sie sich vielleicht doch zum Handeln entschlossen. Inzwischen bedauerten beide nichts so sehr wie ihr damaliges Schweigen.
    Plötzlich erfahren zu müssen, daß Gearvy und Dan ihre Erkenntnisse ausgetauscht hatten, war für Mondale ein schwerer Schock. Das Radio schrillte:
    »ES!«
    »KOMMT!«
    »VERSTECKEN!«
    »FREI!«
    »ES!«
    »KOMMT!« Jedes Wort traf Laura wie ein Peitschenhieb. Sie wurde  von panischer Angst erfaßt. Das Licht der Küchenlampen wurde zusehends schwächer, während gleichzeitig das grüne Licht der Radioskala immer greller wurde, unnatürlich grell, so als dürstete das Gerät plötzlich nach Elektrizität und raffte allen Strom zusammen. Smaragdgrüne Lichtstrahlen von unglaublicher Intensität verfärbten Earls Gesicht und verliehen der Küche das unwirkliche Aussehen einer Unterwasser-Szenerie. 
    »...REISST...«
    »...SICH...«
    »...LOS...«
    Die Luft war eiskalt. 
    »...TRENNT...«
    »...SICH...«
    »...LOS...« 
    Dieser Teil der Botschaft war Laura unverständlich. Das Radio vibrierte immer stärker. Bald würde es auf der Arbeitsplatte auf und ab hüpfen. 
    »...SPALTET...«
    »...SICH...«
    »Wenn ich die Sache publik mache«, sagte Dan, »wird Ted Gearvy wahrscheinlich meinem Beispiel folgen. Und vielleicht gibt es auch noch andere Personen, die dich von deiner schlechtesten Seite erlebt haben. Vielleicht werden sie sich uns anschließen und ebenfalls auspacken.« Mondales Gesichtsausdruck nach zu schließen, mußte es tatsächlich weitere Personen geben, die seiner Karriere ein jähes Ende bereiten konnten. Er hörte sich gar nicht mehr blasiert an, als er sagte: »Ein Polizist haut einen Kollegen nie in die Pfanne, verdammt noch mal!«
    »Unsinn! Wenn einer von uns ein Mörder ist, schützen wir ihn nicht.«
    »Ich bin aber kein Mörder.«
    »Und wir schützen auch keinen Dieb.«
    »Ich habe nie in meinem Leben etwas gestohlen.«
    »Und wenn einer von uns ein Feigling ist, der Polizeichefwerden will, müssen wir, glaube ich, ebenfalls aufhören, ihn zu decken, bevor er diesen Posten erhält und dann das Leben anderer aufs Spiel setzt, wie es manche Feiglinge

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