Tür ins Dunkel
weiß ich nicht.«
Dan beschrieb Joseph Scaldone. Sie nickte. »Das war er.«
»Und Ned Rink?«
»Ich glaube nicht, daß ich einen Ned kenne.«
»Ein kleiner, häßlicher Mann.« Er vervollständigte seine Beschreibung, und sie schüttelte den Kopf. »Nein, den habe ich nie gesehen.«
»Kennen Sie das graue Zimmer?«
»Ja. Aber es ist Jahre her, daß ich es gesehen habe. Das war damals, als sie es strichen und einrichteten.«
»Was machten sie dort mit Melanie McCaffrey?«
»Ich weiß es nicht.«
»Verdammt, lügen Sie mich nicht an! Sie tun immer, was von Ihnen verlangt wird, also antworten Sie mir gefälligst!«
»Ich weiß es wirklich nicht«, sagte sie kläglich. »Willy hat es mir nie erzählt. Es war geheim. Ein wichtiges Geheimnis. Er sagte, es würde die Welt verändern. Das ist al les, was ich weiß. Er weihte mich in solche Dinge nicht ein. Sein Leben mit mir war streng von seiner Arbeit mit den anderen Männern abgegrenzt.« Dan stand noch immer dicht vor ihr, und obwohl seine drohende Gebärde rein theatralisch war, mißfiel ihm die Rolle eines Tyrannen, »Was hatte der Okkultismus mit ihren Experimenten zu tun?«
»Ich habe keine Ahnung.«
»Glaubte Willy an übernatürliche Kräfte?«
»Nein.«
»Warum sagen Sie das?«
»Weil... weil Dylan McCaffrey völlig unkritisch daran glaubte -an alles glaubte, an Geister, Seancen und, soviel ich weiß, sogar an Kobolde -, und weil Willy sich deshalb über ihn lustig machte. Er hielt Dylan für viel zu gutgläubig.«
»Warum arbeitete er dann mit ihm?«
»Willy hielt Dylan für ein Genie.«
»Trotz seines Aberglaubens?«
»Ja.«
»Wer finanzierte ihr Projekt, Regine?«
»Ich weiß es nicht.«
»Reden Sie! Wer hat ihre Rechnungen bezahlt? Wer?«
»Ich schwöre Ihnen, ich weiß es nicht.« Er setzte sich neben sie auf die Couch, nahm sie beim Kinn und hielt ihr Gesicht fest. Sie reagierte sofort auf diese neue drohende Gebärde. Das war es, was sie wollte: eingeschüchtert werden, kommandiert werden und gehorchen.
»Wer?« wiederholte er. »Ich weiß es nicht. Ich würde es Ihnen sagen, wenn ich es wüßte. Das schwöre ich Ihnen.«
Diesmal glaubte er ihr. Aber er ließ ihr Gesicht nicht los. »Ich weiß, daß Melanie McCaffrey in jenem grauen Zimmer physisch und psychisch gefoltert wurde. Aber ich will wissen... verdammt, ich muß wissen, ob sie auch sexuell mißbraucht wurde?«
»Wie sollte ich das wissen?«
»Sie hätten es gewußt«, erklärte er mit Nachdruck. »Sie hätten es gespürt, auch wenn Hoffritz Ihnen nicht viel über die Vorgänge in Studio City erzählte. Er wo llte Ihnen nicht verraten, welchem Zweck die Experimente an dem Mädchen dienten, aber er hätte sich vor Ihnen bestimmt damit gebrüstet, daß er die Kleine völlig unter seiner Kontrolle hatte. Ich bin ihm zwar nie begegnet, aber ich weiß inzwischen genug über ihn, um mir dessen sicher zu sein.«
»Ich glaube nicht, daß Sexualität im Spiel war.« Er drückte etwas fester zu/ und sie zuckte zusammen, aber es war nicht zu übersehen, daß sie Lust empfand. Er lockerte seinen Griff rasch wieder. »Sind Sie sicher?«
»Ziemlich sicher. Ich glaube. Sie haben recht. Willy hätte mir das erzählt.«
»Hat er irgendwelche Andeutungen dieser Art gemacht?«
»Nein.« Dan war so erleichtert, daß er sogar lächelte. Dieser Demütigung war das Kind zumindest nicht ausgesetzt worden. Aber dann fiel ihm wieder ein, was Melanie alles hatte erdulden müssen, und sein Lächeln erstarb. Er ließ Regines Gesicht los, blieb aber neben ihr auf dem Sofa sitzen. Die roten Druckstellen, die seine Finger auf ihrer Haut hinterlassen hatten, verblaßten rasch. »Sie sagten vorhin. Sie hätten Willy seit über einem Jahr nicht gesehen. Warum?« Sie senkte den Kopf und ließ ihre Schultern hängen. »Warum?«
»Willy... war meiner überdrüssig geworden.«
»Mein Gott!«
»Er wollte mich nicht mehr«, sagte sie in einem Tonfall, als verkündete sie einen tragischen Todesfall durch Krebs. Daß Willy sie nicht mehr gewollt hatte, war für sie die allerschlimmste Katastrophe, die sie sich überhaupt vorstelen konnte. »Er hat die Beziehung eiskalt abgebrochen?«
»Nun, ich habe ihn nie wieder gesehen, nachdem er mich... weggeschickt hatte. Aber wir telefonierten manchmal, das mußte sein.«
»Warum? Worüber unterhielten Sie sich am Telefon?«
»Über die anderen, die er zu mir schickte.«
»Welche anderen?«
»Seine Freunde. Die anderen... Männer.«
»Er schickte Männer zu
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