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Tür ins Dunkel

Tür ins Dunkel

Titel: Tür ins Dunkel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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Augen glaubte er eine innere Qual, Selbstverachtung und Verzweiflung zu erkennen, die ihm fast das Herz zerrissen. Vor ihm saß eine zerstörte Seele, ein völlig gebrochener Geist. In diesem reifen, sinnlichen Frauenkörper und unter der Oberfläche der unterwürfigen Kind-Frau schlummerte eine andere Regine/ eine bessere Regine, gefangen, lebendig begraben; sie existierte trotz Hoffritz' Gehirnwäsche, aber sie war einfach unfähig, diesem Gefangensem zu entkommen oder auch nur eine schwache Hoffnung auf Flucht zu hegen. In dem kurzen Moment eines echten Kontaktes sah Dan, daß die Frau, die Regine einmal gewesen war, bevor Hoffritz sie in seine Gewalt gebracht hatte, jetzt einer vertrockneten Strohpuppe glich; jahrelange Mißhandlungen hatten ihr jede Kraft geraubt, und sie sehnte sich nur noch nach dem Streichholz, das sie gnädig in Staub und Asche verwandeln würde. Zutiefst erschüttert, konnte er seinen Blick nicht abwenden. Sie war es, die ihre Augen senkte. Er war erleichtert. Und er hatte einen üblen Geschmack im Mund.
    Er fuhr sich mit der Zunge über die trockenen Lippen. »Wissen Sie, was für Forschungsprojekte Willy betrieb, nachdem man ihn zum Verlassen der Universität gezwungen hatte?«
    »Nein.«
    »An welchem Projekt arbeiteten er und Dylan McCaffrey?«
    »Ich weiß es nicht.«
    »Haben Sie jemals das graue Zimmer in Studio City gesehen?«
    »Nein.«
    »Kennen Sie einen Mann namens Ernest Andrew Cooper?«
    »Nein.«
    »Joseph Scaldone? Ned Rink?«
    »Nein.«
    »Was haben diese Männer mit Melanie McCaffrey gemacht? Was wollten sie von dem Kind?«
    »Ich weiß es nicht.«
    »Wer hat ihr Projekt finanziert?«
    »Ich weiß es nicht.«
    Dan war sicher, daß sie nicht die Wahrheit sagte. Zusammen mit ihrer Selbstsicherheit, ihrer Unabhängigkeit und Selbstachtung hatte sie auch die Fähigkeit eingebüßt, überzeugend zu lügen.
    Nachdem Dan jetzt mit eigenen Augen gesehen hatte, was dieser Frau angetan worden war, fand er Hoffritz als Mensch nur noch verabscheuungswürdiger und fürchtete mehr denn je die wissenschaftlichen Fähigkeiten dieses grausamen, gewissenlosen Genies. Ihm war jetzt noch bewußter als zuvor, daß es galt, diesen Fall schnell zu lösen. Wenn es Hoffritz gelungen war. Regine völlig zu verwandeln, was mochte er dann erst bei seiner gemeinsamen Arbeit mit Dylan McCaffrey erreicht haben, für die er wesentlich mehr Zeit und Geldmittel gehabt hatte? Dan spürte, daß Hoffritz irgendeine schreckliche Maschinerie in Gang geetzt hatte, die bald noch viele weitere Menschen zermalmen würde, wenn es nicht gelang, sie ausfindig zu machen und zu stoppen. Regine belog ihn, und das durfte er nicht zulassen. Er mußte so rasch wie möglich Antworten auf seine Fragen bekommen, bevor es zu spät sein würde, Melanie McCaffrey zu helfen.

24
    Sie verließen die mit Blumen und Erde bestreute Küche, aber Laura fühlte sich dadurch nicht sicherer. Seit sie heute nachmittag mit Melanie nach Hause gekommen war, hatte eine Krise die andere abgelöst. Zuerst Melanies Tobsuchtsanfall, ihr Versuch, sich selbst zu verletzen. Dann das Radio, das zum Leben erwacht war. Und zuletzt der Wirbelwind, der durch die Hintertür eingedrungen war. Wenn jemand ihr gesagt hätte, in ihrem Haus spuke es, hätte sie ihm nicht widersprochen.
    Auch Bari schien sich im Wohnzimmer nicht sicherer zu fühlen als in der Küche, denn er legte einen Finger auf den Mund, als Laura etwas sagen sollte, führte sie und Melanie ins Arbeitszimmer, fand in der Schreibtischschublade einen Bleistift und ein Blatt Papier und brachte hastig eine kurze Mitteilung zu Papier.
    Bestürzt über seine Geheimnistuerei, trat Laura neben ihn und las, was er geschrieben hatte: Wir verlassen das Haus. Sie hatte nichts dagegen, denn sie mußte dauernd an die Warnung denken, die sie durch das Radio erhalten hatten: >Es< würde bald kommen. Der Wirbelwind schien eine weitere Warnung gewesen zu sein. >Es< war vielleicht nicht mehr fern. >Es< wollte Melanie. Und >Es< wußte, daß sie hier waren. Earl schrieb weiter: Packen Sie einen Koffer für sich und einen für Melanie. Er glaubte offenbar, daß jemand Abhörvorrichtungen im Haus installiert haben könnte. Und er glaubte offenbar auch, daß es ihm nicht gelingen würde, Laura und Melanie heil wegzubringen, wenn jemand hörte, was sie vorhatten. Laura mußte ihm recht geben. Wer auch immer Dylan und Hoffritz finanziert hatte, würde wissen wollen, wo Melanie sich aufhielt, um sie entweder umbringen

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