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Tuerkei - Ein Land jenseits der Klischees

Titel: Tuerkei - Ein Land jenseits der Klischees Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juergen Gottschlich
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der Rubrik Eigentümer«, erzählt der evangelische Pfarrer in Istanbul, Holger Nollmann, »steht bei uns im Grundbuch einfach gar nichts.« Nollmann selbst wird offiziell als Mitarbeiter des deutschen Konsulats geführt. Als erster Pfarrer aus dem Ausland hat im Herbst 2003 der deutsche Prälat Rainer Korten in Antalya eine eigenständige Arbeits- und Aufenthaltsgenehmigung als Geistlicher bekommen. Korten ist von der deutschen Bischofskonferenz entsandt und betreut seitdem, ganz ökumenisch, die deutschen und österreichischen Rentner und Rentnerinnen beider Konfessionen, die sich rund um Antalya niedergelassen haben. Mit dem nötigen Druck der EU im Rücken durfte er einen Verein »St. Nikolaus Kirchenverein für Antalya und Alanya« gründen, der nun Träger für die neu geschaffene St. Nikolaus Kirche in Antalya ist.
    Wer sich in Antalya jedoch auf die Suche nach einem stolzen Kirchenneubau mit gotischen Fernstern und repräsentativem Glockenturm macht, wird genauso enttäuscht wie der Muslim, der in Kreuzberg eine schöne Sultansmoschee sucht. So wie in Deutschland die allermeisten Moscheen immer noch eher versteckt im Hinterhof liegen, hat die St. Nikolaus Kirche in einer unauffälligen Seitenstraße ihren Sitz und ist von außen überhaupt nicht als Kirche zu erkennen. Wenn es nicht das kleine Schild »St. Nikolaus Kilise« gäbe, würde man glatt daran vorbeilaufen. Tatsächlich war in dem Gebäude vorher ein Internet-Cafe, aber Rainer Korten ist dennoch zufrieden: »Der Raum für den Gottesdienst ist groß genug, und in dem kleinen Garten können sich die Leute nach der Veranstaltung noch zum Plausch zusammensetzen.« Allerdings sind sowohl der evangelische wie der katholische Pfarrer der Meinung, dass die Vereinslösung, wie sie in Antalya gefunden wurde, nur ein Provisorium sein kann. Beide erwarten, dass im Zuge der weiteren Beitrittsverhandlungen eine tragfähige juristische Form für christliche Kirchen in der Türkei, die nicht unter den Lausanner Vertrag fallen, gefunden wird.
    Seit die Beitrittsverhandlungen mit der EU ins Stocken geraten sind, hat sich allerdings auch für die Christen in der Türkei nichts mehr getan. Ein neues Gesetz, das die Rechte von Griechen und Armeniern verbessern soll (z. B. die eigenständige Ausbildung von Theologen), liegt seit Jahren in der Schublade und wird nicht verabschiedet, und auch die rechtliche Absicherung der anderen Gemeinden kommt gegenwärtig nicht voran.
    Islamische und kemalistische Kleiderordnung
    Es kommt immer mal wieder vor, dass vor einem Besuch in der Türkei gefragt wird: Muss man auf besondere Kleidung achten? Gibt es offizielle oder inoffizielle Regeln für die Anzugsordnung? Da die Türkei zwar eine überwiegend muslimische Bevölkerung hat, aber kein islamisches Land ist, gibt es für ausländische Besucher und Besucherinnen keinen anderen Kleiderkodex als in Deutschland auch.
    Wer in Istanbul landet und in einem Hotel in der Innenstadt absteigt, wird deshalb im Erscheinungsbild der Leute und der Umgebung erst einmal kaum Unterschiede zu seinem eigenen Wohnort feststellen. Natürlich fallen Besuchern aus dem Westen als erstes die großen Moscheen ins Auge. Die Silhouette der historischen Halbinsel Istanbuls ist geprägt durch die großen Sultansmoscheen auf jedem der sieben Hügel der Stadt. Je nachdem, wie nah das Hotel an einer Moschee liegt, wird sich dann alsbald auch der Gebetsruf des Muezzin bemerkbar machen. Fünfmal am Tag erklingt der Ruf zum Gebet, doch außer am Freitag, dem heiligen Tag im Islam, folgt kaum jemand dem Ruf in die Moschee. Zum Hauptgebet am Freitag schließen allerdings viele Händler für zwei Stunden ihren Laden, um zu beten. In den innerstädtischen Moscheen, dort wo viele Menschen arbeiten, sieht man dann hin und wieder vor dem Tor betende Menschen, weil nicht mehr alle innerhalb der Moschee Platz gefunden haben.
    Ansonsten aber ist der Gebetsruf für Türkeibesucher bald nicht mehr als ein Hintergrundgeräusch neben anderen, so wie eben in Deutschland häufiger mal die Kirchenglocken läuten, ohne dass jemand davon Notiz nimmt. Wer allerdings eine Moschee besichtigen möchte, muss tatsächlich einige Vorschriften beachten. Man betritt keine Moschee mit Schuhen, weil der gesamte Boden mit Teppichen ausgelegt ist, auf denen die Gläubigen ihr Gebet verrichten. Frauen sind außerdem gehalten, beim Betreten einer Moschee ein Kopftuch aufzusetzen. Kurzärmelige Blusen oder kurze Röcke bei Frauen und Shorts bei

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