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Türme Der Dämmerung

Titel: Türme Der Dämmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt
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nicht zu sagen wagte.
     
    Du bist das Feuer meiner Nächte,
    bist meiner Tage Licht
    und das Ende meiner Suche.
    Du bist … du bist … du bist …
    die Sonne für mich am Himmelszelt …
     
    Als er dieses Lied beendet hat, geht er langsam zu Megaera. Einige Schritte vor ihr bleibt er stehen.
    »Du hast das gesungen, als würdest du jedes Wort ernst meinen.« Ihre Stimme übertönt kaum das sanfte Rauschen der Wellen weiter unten.
    »Ich habe es so gemeint.«
    »Ich weiß, und das schmerzt.«
    »Schmerzt?«
    »Es schmerzt. Ich spüre die Sehnsucht. Niemand …« Sie hält inne, fährt dann jedoch fort. »Manchmal bist du so zartfühlend … und dann denke ich … es könnte gut gehen. Wirklich, doch dann …« Sie schüttelt den Kopf. Ihr Haar schimmert wie dunkle Flammen in der Dunkelheit.
    Creslin entgeht das Gefühl in ihrer Stimme nicht, doch er schweigt.
    »Weißt du«, fährt sie fort. »Einst hast du mir erzählt, dass du die Töne sehen könntest, wie Silber in der Luft. Heute habe ich zum ersten Mal die Worte schimmern sehen. Sie schimmerten silbern.«
    »Ich habe mich bemüht, sie golden zu machen. Doch ich kannte nur einen einzigen Menschen, der goldene Töne singen konnte.«
    »Dein Vater?«
    »Werlynn.« Immer noch vermeidet er, sie anzuschauen.
    »Warum nennst du deine Eltern nicht Vater oder Mutter?«
    »Ich habe erst lange nach seinem Tod begriffen, dass er mein Vater war. Die Marschallin behandelte mich nie wie ihren Sohn. Daher wurde mir erst klar, dass sie meine Mutter war, als ich alt genug war, dass sie mir verbieten konnte, sie Mutter zu nennen.«
    »Aber du denkst doch an sie als deine Mutter, oder?«
    »Nein.«
    »Ich wünschte, sie hätte dich singen gehört, wie ich soeben. Ich wünschte …«
    Creslin wartet.
    »Aber Wünsche gehen nie in Erfüllung«, sagt sie. »Ganz gleich, wie sehr man sich etwas wünscht. Das Leben ist nun einmal nicht so. Und wenn man sich wünscht, jemand würde etwas tun, er es jedoch nicht tut, dann ist alles verpfuscht, sobald man ihm sagen muss, was man sich inständig wünscht.«
    »So ist es«, pflichtet er ihr bei und wünscht sich inständig, Megaera möge ihn lieben lernen und dass er verstünde, warum sie ihn ständig von sich stößt, obgleich er spürt, dass sie sich zu ihm hingezogen fühlt.
    »Ich fühle mich zu dir hingezogen, doch das ändert gar nichts.«
    Als sie seine Gefühle beantwortet, muss er schlucken. So nahe bei ihr hat er nur wenig Geheimnisse. »Warum nicht?« fragt er und berührt ihre Hand.
    »Weil ich dich nicht gewählt habe. Weil wir nie die Freiheit hatten, uns füreinander zu entscheiden.«
    Er blickt an ihr vorbei nach Südwesten, wo die Sterne kalt über den Hügeln funkeln. »Wird es immer darauf hinauslaufen?«
    »Ja.«
    Er umschließt ihre Hand fester. »Ist es nicht von Bedeutung, dass ich dich liebe?« Sie sind sich so nahe und doch so fern. Wie die Sterne am kalten Himmel, denkt Creslin.
    Doch die Sterne brennen am Himmel, und Megaera brennt wie eine schwarze Flamme, die er nicht zu berühren wagt. »Ich glaube, du willst gar nicht herausfinden, ob wir füreinander bestimmt sind«, bemerkt er zaghaft.
    »Da könntest du recht haben. Doch bitte bedränge mich nicht.«
    Bedrängen? Wann hat er sie je bedrängt? Seine Gefühle sind so stark, dass er sich auf die Lippen beißt und die nächsten Worte verschluckt.
    »Du bedrängst mich ständig, mit allem, was du tust. Du hast mich dazu gebracht, dich zu heiraten, obgleich das selbst meiner teuren Schwester nicht gelungen war. Du hast es geschafft, dass ich mit dir an den verlassensten Ort der Welt gefahren bin, und du hast mich gezwungen, das aufzugeben, worin ich dir zumindest ein bisschen überlegen war.« Sie entzieht ihm unvermittelt die Hand. »Und jetzt bist du zornig, weil ich mich nicht herumstoßen lassen will.«
    Er steht auf. »Ja, ich bin zornig, doch das bedeutet nicht, dass ich dich nicht liebe.«
    »Ich weiß, dass du mich liebst. Aber du bist so ungemein geschickt, dass du mich vernichtest, ohne auch nur zweimal zu denken.« Sie steht auf und tritt zur Seeseite der Terrasse. »Hinterher würde es dir leid tun, aber dann wäre es zu spät.«
    »Ich bin nicht sicher, ob ich dich richtig verstehe. Wie könnte ich dich vernichten? Ich bedränge dich doch nicht. Ich lasse dich selbst deine Wahl treffen. Wenn du von Shierra lernen willst, mit der Klinge umzugehen, habe ich nichts dagegen. Oder wenn du von Lydya das Meistern der Ordnung …«
    »Das stimmt. Aber du

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