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Türme Der Dämmerung

Titel: Türme Der Dämmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt
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begreifst es einfach nicht! Ich habe mich bemüht, dich wissen zu lassen, wer und was ich bin … nur ein einziges Mal … doch was habe ich bekommen? Unverhohlene Lust. Erinnerst du dich an die Herberge in den Westhörnern? Mein Verstand und meine Seele tragen heute noch die Wunden, doch du hast nicht einmal gemerkt, was du mir angetan hast. Und das aus einer Entfernung von mehreren hundert Meilen. Und danach soll ich dir noch vertrauen?«
    »Das war etwas anderes. Ich wusste ja nicht einmal, wer du warst.«
    »Großartig. In Gedanken hast du mir Gewalt angetan, und das war alles rechtens, weil du nicht wusstest, wer ich war?«
    »Darum geht es nicht, und du weißt es genau.«
    Er schluckt, als sie über die Steine zu ihrem Gemach läuft.
    … nie verstehen …
    Dieses Gedankenbruchstück – oder das Gefühl, das es begleitet – nagt an ihm, während die Brandung unter ihm ans Ufer rauscht. Creslin steht allein in der sternenübersäten Nacht und erinnert sich an die Worte der Heilerin: »Wenn du es nicht schaffst, werdet ihr beide vor Ende des Sommers sterben.«
    Licht! Wie kann er der Freund einer Frau sein, die ihn unweigerlich jedes Mal angreift, sobald er ihr nahe ist? Wie kann er einer Dame den Hof machen, die jedes Wort empört zurückweist, das einen sinnlichen Beigeschmack haben könnte? Warum macht sie ihn für Gedanken und Reaktionen verantwortlich, die aus Unwissenheit herrühren? Warum hört sie nicht, was er meint und fühlt?
    Die Sterne glitzern kalt. Der Wind vom Ostmeer erinnert ihn wieder einmal an Freyja und die Westhörner, die er niemals wieder sehen wird. Doch die Winde sind warm und erquicken ihn nicht, und das schwarze Haus hinter ihm bleibt ohne Licht.
    Unter ihm branden die Wogen an den Strand, und der Strand stößt sie zurück in die Tiefe der See.

 
LXXXVIII
     
    » L etzter Punkt ist der Steuerbescheid aus Montgren.« Shierra blickt in die Runde.
    Hyel nickt müde. Wie immer ist nur einer der beiden Schwarzen Magier anwesend. Lydya nickt ebenfalls ohne große Begeisterung. Creslin schaut Megaera an. Sie scheint ihm blasser als sonst zu sein.
    »Soll das ein Scherz sein?« fragt er Shierra.
    »Das glaube ich nicht«, antwortet Megaera. »Mein lieber Vetter lässt sich von Helisse oder Florin durchaus so weit drängen.«
    »Was besagt der Bescheid?« fragt Hyel.
    »Die vierteljährliche Abgabe soll fünfzig Goldstücke betragen.«
    »Hat der Herzog zuvor derartige Abgaben verlangt?« fragt Creslin Hyel.
    »Nein. Für gewöhnlich musste er zusätzlich zum Sold Geld für Vorräte herüberschicken.«
    »Könnte es eine Fälschung sein?« fragt Shierra. »Aus Fairhaven?«
    »Das Pergament trägt seine Unterschrift, und es kam mit der Bestätigung der Regentschaft.« Hyel blickt auf den Tisch.
    Creslin runzelt nachdenklich die Stirn. »Das Schiff war doch ein Küstenschoner aus Suthya, richtig?«
    »Ja … die Geschwinde Schlange.«
    »Ich verstehe, was du meinst«, sagt Megaera. »Hätte mein lieber Vetter den Bescheid über Suthya geschickt, hätte er mit der Garde von Westwind eintreffen müssen.«
    »Das ist nicht sicher.« Hyel trommelt mit den Fingern auf die Tischplatte.
    »Eigentlich ist es doch unwichtig«, erklärt Creslin.
    Die anderen schauen ihn an.
    »Erstens haben wir keine fünfzig Goldstücke. Zweitens gibt es keinerlei Abkommen über eine Besteuerung, und drittens – wen sollten wir besteuern? Viertens, was kann der Herzog tun, um die Steuer einzutreiben?«
    »Sprichst du von Rebellion?« fragt Hyel.
    »Wer hat etwas von Rebellion gesagt?« Creslin seufzt. »Wir sind doch nicht einmal sicher, ob tatsächlich der Herzog diesen Bescheid geschickt hat, und auch nicht, ob er wusste, was er da unterschrieb. Außerdem ist es schlicht unmöglich, von Menschen Steuern einzutreiben, die nichts Wertvolles besitzen. Was haben wir denn schon? Eine halbfertige Herberge, deren Schankraum vielleicht insgesamt zwanzig Goldstücke eingenommen hat. Zwanzig Fischer, die während des gesamten Jahres keine dreißig Goldstücke mit Fischfang verdienen, und sechzig Söldner und Soldatinnen, die wir trotz der letzten Geldschatulle des Herzogs kaum entlohnen können. Wenn wir nicht mehr Handel treiben, womit wir uns selbst erhalten können, betteln wir in weniger als einem Jahr an jemandes Haustür.«
    »Es gibt da einige Möglichkeiten«, erklärt Lydya. »Der Großteil des Pfeffers für Candar kommt aus Hamor. Rosmarin und Salbei kommen aus Astran, die Wintergewürze aus

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