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Türme Der Dämmerung

Titel: Türme Der Dämmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt
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Megaera ist bereits gegangen. Schnell erfrischt er sich mit einer kalten Dusche und eilt in sein Gemach, um sich anzukleiden.
    Mit nassem Haar tritt er zu Megaera auf die Terrasse. »Unbekleidet läufst du viel anmutiger«, sagt sie.
    »Was kann ich da antworten? Ob es sich bei dir auch so verhält, vermag ich nicht zu sagen, da ich dich nie so sehe.«
    Sie lächelt. »Ich glaube, wir sollten gehen.«
    Auf den ersten fünfzig Schritten schweigen beide. Creslin genießt die Sonne und die Ruhe. Unten im Hafen liegt nur ein Fischerboot.
    »Schade, dass es hier nur hungrige Fischer und in Ungnade gefallene Höflinge gibt.«
    Creslin lacht. »Ich kann nicht fischen, und mit dem höfischen Geplänkel hatte ich auch nie viel Erfolg. In Ungnade gefallen? Ja, das könnte zutreffen.«
    »Du kommst mir irgendwie … ruhiger vor.« Sie schaut den Mann an, der nur geringfügig größer ist als sie. »So, als hättest du einen Entschluss gefasst.«
    »Ich sagte dir doch gestern Abend, dass ich mich bemühen möchte, dein Freund zu sein.«
    »Ich sagte das in Bezug auf Recluce.«
    »Wir bemühen uns, es zu etwas aufzubauen, zumindest zu einem Ort, an dem Menschen …«
    »Wie wir?«
    »Das war die Idee.«
    »Hältst du das tatsächlich für möglich? Ist es nicht nur ein Traum?«
    »Gewissermaßen … ja. Morgens. Doch gegen Abend scheint alles viel schwieriger und weiter entfernt zu sein.«
    Megaera sagt nichts und zieht sich in sich zurück. Creslin fragt sich, welche empfindliche Stelle seine Worte diesmal getroffen haben. Doch sie gehen weiter, ohne zu streiten. Es gibt auch keine Wand zwischen ihnen. Zumindest nicht an diesem Morgen.

 
LXXXVII
     
    D er Abend ist warm und purpurklar, nachdem die Sonne untergegangen ist. Creslin steht hinter der fertigen Mauer, die das Ende der Terrasse darstellt, und blickt die dreißig Ellen hinab, über die Steilklippen zum weißen Strand.
    Die Wellen des Ostmeeres erscheinen flacher und niedriger als sonst. In der Abendstille vermag er kaum das Rauschen zu hören. Hinter ihm liegt das schwarze Haus im Dunkeln. Keine Lampen sind angezündet, da weder Creslin noch Megaera sie benötigen. Außer ihnen ist kein Mensch da.
    Er räuspert sich und stimmt leise ein Lied an.
     
    … verwundet lassen sie dich zurück –
    im Eis, voller Blut,
    dass niemand dich findet,
    bis alt sind die Berge.
     
    Sie sprengen die Felsen,
    Schnee fällt hinab
    - und die Wächter der Berge
    werden halten die Feste …
     
    Er hält inne und dreht sich um. Megaera steht am anderen Ende der Terrasse. »Sing weiter. Ich möchte mehr hören.«
    »Bist du sicher?«
    »Ich wäre nicht hier, wenn dem nicht so wäre.«
    Creslin hegt gewisse Zweifel, doch verdrängt er diese und singt weiter.
     
    … bis begraben sind meine Lieder
    in der Tiefe der Nacht,
    und keiner der jungen Männer
    sich hinaufwagt in eisige Höh’n.
     
    Und keiner der jungen Männer
    sich hinaufwagt in eisige Höh’n.
     
    »Kennst du auch fröhliche Lieder?« Obgleich ihre Stimme leise ist, dringt sie zu ihm. Megaera hat auf der Mauer Platz genommen.
    »Nicht viele, aber ich werde mich bemühen.« Er versucht aus der Erinnerung eine fröhliche Melodie auszugraben. Mit der linken Hand fährt er sich durch das kurze Haar und überlegt, ob er die Gitarre holen soll. Doch dann entscheidet er sich dagegen und summt ein paar Töne, um das reine Silber zu erreichen. Er blickt nach Süden, nicht gezielt Megaera an, doch auch nicht an ihr vorbei.
     
    … fang die fallende Fackel,
    halt an den Himmel sie.
    Niemals lass sie verglimmen.
    Denn Liebe wird füllen dein leeres Herz
    auf ewig mit stetem Licht …
     
    Als er das Lied beendet hat, schaut er nach rechts. Megaera hat sich nicht von der Stelle gerührt, auch nichts gesagt. Creslin summt wieder, um ein neues Lied anzustimmen.
     
    … ohne dich kann ich nicht sein,
    wie andere, deren Qualen ich kenne,
    wie ältere Männer mit Herzen aus Stein,
    die freiwillig wählten, allein zu sein …
    Ohne dich kann ich nicht lieben,
    wie leere Häuser, die ich gesehn …
     
    »Das ist zu traurig.«
    »Tut mir leid.«
    »Du brauchst dich nicht zu entschuldigen. Kannst du nicht etwas Fröhlicheres singen?«
    »Ich kenne nicht viele fröhliche Lieder. Lass mich nachdenken.«
    Die Sterne funkeln, als das letzte Tageslicht hinter dem Horizont im Westen verschwindet. Ein Lied nimmt Gestalt an in seiner Erinnerung. Die Worte dieses Liedes, so schlicht sie sind, spiegeln seinen Seelenzustand. Sie sagen, was er bisher

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