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Türme Der Dämmerung

Titel: Türme Der Dämmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt
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Creslin schreitet mit gezückter Klinge hinab zur Pier.
    … jetzt … zustoßen …
    Als Creslin auf halbem Weg ist, bringen Boote Soldaten an den Oststrand, und die Angreifer halten das Ende der Pier.
    Waffenklirren und Wutschreie hallen herauf. Creslin hält Ausschau nach der Rothaarigen. Noch hat er keinerlei Schmerz gespürt. Creslin ist etwas beruhigt, weil er sicher ist, dass er gefühlt hätte, wenn sie verwundet wäre.
    Blitze zucken vom Himmel auf die Wellen herab. Um Haaresbreite verfehlen sie die Schiffe.
    Pfeile sausen durch die Luft und landen im Kampfgetümmel. Aber auch von der Garde und den Söldnern auf der Pier fliegen Pfeile auf die beiden Schiffe Hamors, die im Hafenbecken liegen.
    Creslin starrt wie gebannt auf die weiße Flamme, als Megaera einen Feuerstoß ausschickt. Die Klüversegel des Schoners gehen in Flammen auf.
    Creslin ringt mit den Winden in der Höhe.
    Das eine Schiff bebt, als Blitze es treffen. Winde heulen. Alsbald breitet sich Dunkelheit aus.
    »Uff!« Thoirkel stößt Creslin beiseite, als ein Mann mit einer Streitaxt aus dem Nichts auftaucht, um den Regenten zu töten. Zwei Schwerter gebieten dem Hamoraner Einhalt.
    Das Chaos-Weiß um Megaera verbrennt Creslin, als stünde er selbst in Flammen. Er taumelt, doch dann vermag er den schwarzen Wasserturm gegen das nächste Schiff aus Hamor zu lenken.
    Der erste Schoner an der Pier steht in Flammen.
    Ein Doppelblitz zuckt aus den finsteren Wolken und trifft ein weiteres hamorisches Schiff. Creslin vermag es nicht deutlich zu sehen, weil er immer noch mit den Winden kämpft.
    Die beiden Schiffe hinter dem brennenden Wrack drehen ab, doch die Wasserhose erhebt sich vor ihnen wie eine Mauer zwischen dem Hafen und dem freien Meer im Norden.
    »… ergreift die Rothaarige und den Silberkopf!«
    Creslin mäht einen Hamoraner nieder und schickt die Wasserhose auf die Schiffe jenseits der Mole, da er nicht soviel Wasser in den kleinen Hafen lenken will.
    »Zu den Regenten … jetzt!«
    An Creslins Seite kämpft nun die Rothaarige. »Erledige die anderen Schiffe!« zischt Megaera ihm zu.
    … Narr …
    Creslin schluckt und schickt die Wasserhose zu den drei Schiffen. Nur diese drei und die beiden Schoner im Hafen sind noch nicht gesunken.
    »Nimm die Mitte! Dort sind sie!«
    Creslin zuckt zusammen. Eine heiße Flamme scheint seine rechte Schulter zu verbrennen, dennoch richtet er seinen Sinn weiterhin auf die Winde und lässt die Wassermauer über den Schiffen zusammenbrechen.
    Creslin beißt die Zähne zusammen, so stark sind die Schmerzen – seine und auch die Megaeras. Doch vor dem Strand im Osten tanzen Wrackteile auf den Wellen. Ein Schiffsrumpf ohne Masten wird an Land geschleudert.
    Creslins Inneres empört sich. Ihm wird schlecht. Er muss sich übergeben, mitten auf den Toten, den Megaera gefällt hat. Dann folgt sie seinem Beispiel.
    »Verdammt, warum hast du einen so schwachen Magen!«
    … kotzen … schlapper Hund …
    »Halte den Mund!« murmelt er und hebt die Klinge.
    Er braucht die Klinge nicht mehr, da sämtliche Hamoraner auf der Pier tot sind. Ungefähr zwanzig sind ins Wasser gesprungen, um zum zweiten Schiff zu schwimmen, das aufs offene Meer flieht.
    Kalter Regen peitscht Creslin ins Gesicht. Sein rechter Arm hängt wie Blei herab. Doch ohne auf die Schmerzen zu achten, ruft er die hohen Winde und die Kälte herbei.
    Dann schaut er Megaera an. Sie ist totenblass, ihre graue Tunika ist mit Blut beschmiert. Diesen Anblick vermag er nicht zu ertragen. Stumm sinkt er auf die blutbefleckten, glitschigen Steine. Er weiß, dass auch Megaera zu Boden sinkt.

 
XCV
     
    C reslins Arm und Schulter brennen. Als er die Augen mühsam öffnet, flackern rötliche Flecken an der dunklen Decke. Sie stammen von einem Feuer im Kamin. Jemand drückt ihm ein feuchtes Tuch auf die Stirn. Er schläft wieder ein.
    Als er wiederum aufwacht, tritt eine schemenhafte Gestalt zu ihm.
    »Herr, die Heilerin hat gesagt, Ihr solltet das trinken.«
    Man setzt einen Becher an seine Lippen. Er trinkt. Als er den Kopf hebt, durchzuckt heftiger brennender Schmerz seine rechte Schulter und den Arm. Er zwingt sich, noch einige Schluck des Gebräus zu trinken. Dann sinkt er erschöpft aufs Kissen zurück und fragt sich, wo er ist. Der Raum ist klein. Eine Frau der Garde von Westwind hat ihm den Becher gereicht. Demnach muss er sich in deren neuen Unterkünften befinden.
    Neben der offenen Tür hängt eine kleine Lampe. Zwei Wachen stehen neben dem Eingang.

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