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Türme Der Dämmerung

Titel: Türme Der Dämmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt
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konntest du Creslin nicht einfach in Ruhe lassen?« fragt Hartor. »Warum ihn nicht unbelästigt durch Fairhaven ziehen lassen? Er wäre irgendwohin gegangen, hätte sich dort niedergelassen und vielleicht als Schwarzer gelehrt.«
    »Das war nicht möglich.«
    »Ich denke, es wäre schon möglich gewesen, und der Rat ebenfalls.«
    »Was meinst du?« Die Augen des dünnen Magiers huschen von der Tür in den Regen und zurück.
    »Dass du immer noch Werlynn verfolgst, den einzigen Mann, der dir je entkommen ist. Hass ist ein schlechter Ratgeber in der Politik, Jenred. Wir können nicht immer weiter Entscheidungen fällen, die auf Hass beruhen.«
    Jenred springt auf, fällt jedoch sogleich zu Boden, als der Schwarze Schlaf ihn einhüllt.
    Hartor beugt sich über den Schlafenden und nimmt ihm die Amtskette mit dem Medaillon ab. Dann blickt er vom Erzmagier zu den dunklen Wolken und in den Regen. Langsam legt er sich die schwere Goldkette um den Hals, während die Weiße Garde mit den Ketten aus kaltem Eisen hereinkommt.

 
XCVII
     
    C reslin steht auf dem Hügel östlich von Landende und blickt aufs Meer. Unten brechen sich die Wellen an dem gestrandeten hamorischen Schiffsrumpf.
    Megaera befindet sich irgendwo landeinwärts. Er spürt Mauern um sie herum – vielleicht die der Feste. Wieder ruhen seine Augen auf dem Schiffsrumpf, dem einzigen Erinnerungsstück an den Überfall. Dann schüttelt er den Kopf, lacht leise und geht mit schnellen Schritten zu Klerris’ und Lydyas Hütte.
    Lydya trifft er dort an, Klerris nicht. Sie bittet ihn auf die neue überdachte Veranda und deutet auf einen Holzstuhl. Sie setzt sich auf die niedrige Mauer. »Wie fühlst du dich?«
    »Bis jetzt einigermaßen gut. Megaera verbringt die Nächte immer noch in der Feste.«
    »Hast du etwas anderes erwartet?«
    »Ich konnte hoffen.«
    Lydya blickt ihm in die Augen. »Doch deshalb bist du nicht hergekommen.«
    »Ich möchte, dass Klerris ein Schiff baut. Eigentlich handelt es sich um einen Nachbau.«
    »Das dürfte ihm gefallen. Er baut lieber etwas, als sich um die Pflanzen zu kümmern. Was willst du nachbauen? Fischerboote?«
    »Nein, den hamorischen Kriegsschoner am Oststrand.«
    »Ist das möglich?«
    »Ich hoffe es. Wir brauchen eigene Schiffe. Wenn du an den Handel denkst …«
    »Das ist eine gewaltige Aufgabe.«
    »Wir könnten die Gefangenen dazu einsetzen. Einige möchten vielleicht sogar als Seeleute darauf fahren.«
    »Worauf fahren?« Klerris steht im Eingang.
    Creslin wiederholt seinen Gedanken. Lydya lässt die beiden Männer allein.
    »Ich weiß nicht«, meint Klerris nachdenklich.
    »Wir brauchen Schiffe«, erklärt Creslin. »Ich rede mit Hyel und Shierra wegen der Gefangenen. Das Schiff liegt auf Sand, nicht auf Felsen. Ich glaube, wir könnten es bergen.«
    Klerris lächelt. »Irgendwann einmal wirst du ein Vorhaben beginnen, das vollkommen unmöglich ist.«
    »Das habe ich bereits.« Creslin hält inne. »Megaera. Doch ich muss weiterhin so tun, als würde alles gut werden.«
    »Hast du das Lydya erzählt?«
    »Nein.«
    »Das hättest du aber tun sollen.«
    »Warum?«
    Klerris schüttelt den Kopf. »Schon gut. Gehst du jetzt gleich zu Hyel?«
    »Ja.«
    »Ich komme mit. Dann hält er uns wenigstens beide für verrückt.«

 
XCVIII
     
    D ie Frau in schwarzem Leder steht in der Spätnachmittagssonne und beobachtet, wie der Gipfel Freyjas sich vor den Türmen der Dämmerung in ein schimmerndes Schwert verwandelt. Ihr offenes schwarzes Haar weht in dem kalten Wind, der auf dem Dach der Welt als Sommerwind betrachtet wird.
    Neben ihr steht eine jüngere Frau in grünem Leder mit einer Botentasche.
    »Sie haben bereits angefangen, die Welt zu verändern«, bemerkt die schwarzhaarige Frau nachdenklich.
    »Angefangen?« fragt die silberhaarige Frau.
    »Jawohl, angefangen«, bestätigt die Marschallin. »Außer den beiden könnte das niemand. Darin hatte Ryessa recht.« Sie zuckt die Achseln. »Aber sie bekämpfen sich noch immer gegenseitig.«
    »Die Botschaft sagt nicht …«
    »Wenn Creslin nicht verständnisvoller ist, als ich es war, wird er beide vernichten.«
    »Das kann ich nicht glauben.«
    »Glaube es oder nicht. Er hat die Macht.« Die Marschallin beobachtet weiter die Eisnadel, bis diese vom Mondlicht beschienen wird.

 
XCIX
     
    S and, Meer, Vögel und ein schwarzer Findling in der Brandung – wie viele solcher Orte gibt es hier? Creslin weiß es nicht, doch dort befindet sich Megaera.
    Er wartet schon eine

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