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Türme Der Dämmerung

Titel: Türme Der Dämmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt
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richtiger.«
    »Ich war ein Werkzeug der Schwarzen, meines Vaters und der Marschallin. Habe nicht auch ich das Recht, darum zu kämpfen, Glück und Liebe zu finden?« Seine Stimme klingt gepresst.
    »Den Jungen mangelt es nun mal an Geduld«, sagt Klerris bedächtig.
    »Und den Männern!« fügt Lydya zynisch hinzu.
    Schweigen breitet sich im Raum aus. Lydya und Klerris blicken Creslin an. Schließlich zuckt Lydya die Achseln. »Auf diese Weise wird es schneller gehen.«
    »Schneller?«
    »Du hast bereits angefangen, ein Band zu Megaera zu knüpfen. Was du jetzt tun willst, wird diesen Prozess beschleunigen, aber vielleicht wird sich nichts ändern. Willst du es immer noch tun?«
    Warum hatte er nicht begriffen, dass die gelegentlich so starken Gedanken nicht seine eigenen gewesen waren?
    »Bist du sicher, Creslin?« fragt der Mann in Schwarz. »Du kennst ihre Reaktionen und weißt daher, dass das Ergebnis sehr, sehr ernst sein könnte.«
    »Nun, ich kann nicht behaupten, dass ich es tun möchte«, gesteht der Mann mit dem Silberhaar. »Doch wenn ich es nicht tue, wird alles nur noch schlimmer. Dessen bin ich mir gewiss.«
    Klerris schüttelt den Kopf. »Du bist jung. Es gibt Schlimmeres, als von jemandem beschützt zu werden.«
    »Aber nicht viel«, erwidert Creslin. »Nicht wenn dieser Jemand Megaera ist.«
    Lydya lächelt traurig. »Du weißt nicht, was dir bevorsteht. Aber der Schock könnte zu mehr Verständnis führen.«
    Klerris öffnet die kleine Tasche, die er mitgebracht hat. »Ich beneide dich nicht, Creslin. Sie hat einen außergewöhnlich starken Willen.«
    Creslin vermag nichts zu sagen. Tränen strömen über sein Gesicht.

 
XCI
     
    » D u bist ein von Dämonen verfluchter Narr! Wahrscheinlich hast du auf diese Weise uns beide getötet.« Megaeras Gesicht wirkt gerötet. Der Nachmittag ist zwar heiß und wolkenlos, doch rührt der Schweiß auf ihrer Stirn nicht von den Sonnenstrahlen her.
    … verfluchtes, minderhirniges, lüsternes Tier …
    »Du konntest nicht warten, bis du mehr über mich herausgefunden hast! Nein, du bist wie alle Männer! Gerade wenn man denkt, sie würden ein bisschen begreifen, denken sie nur noch mit ihren Drüsen.« Sie ringt nach Luft. »Ich verstehe nicht, warum Lydya diesen Schwachsinn überhaupt in Betracht gezogen hat.«
    »Weil …« Creslin stottert. »… sie hat gesagt, es würde ohnehin bereits geschehen …« Er überlegt kurz. »Ich glaube, sie hatte das Gefühl, dass keiner von uns überlebte, wenn sich der Prozess zu lange hinzöge.«
    »Es geschieht bereits?«
    »Ja. Manchmal vermag ich zu hören, was du denkst, jedenfalls, wenn du wirklich wütend bist.«
    »Was?«
    »Soeben hast du gedacht, ich sei ein hirnloses, lüsternes Tier!«
    »Minderhirnig!« fährt sie ihn an.
    »Auch gut. Minderhirnig. Das ist das gleiche.«
    »Ich gehe.«
    »Wohin?«
    »Ich werde fürs erste bei Shierra bleiben.« Sie tritt zurück in ihr Gemach. »Nein, keine Angst. Ich werde Recluce nicht verlassen. Zumindest jetzt noch nicht.«
    … nicht bis zum nächsten Mal …
    Creslin zuckt mit den Schultern, obgleich ihn die Worte und Gedanken wie Schwerthiebe mitten ins Herz treffen. Wieder gibt sie ihm keine Chance.
    »Ich habe dir mehr als genügend Chancen gegeben. Aber du verdrehst immer alles nach deinen Wünschen.«
    »Das ist nicht wahr«, verteidigt er sich.
    »O doch!«
    Er spürt genau, wie schlecht sie sich fühlt, als wären es seine Empfindungen, und schüttelt den Kopf.
    »Du … du begreifst überhaupt nichts!« schleudert Megaera ihm entgegen. »Und jetzt sind meine Gefühle auch noch die deinen!«
    »Auch meine Gefühle waren deine, und du hast sie jederzeit gegen mich eingesetzt, wenn es deinen Zielen dienlich war.«
    … sei verdammt! Kann ich nicht irgendetwas vor dir geheim halten … wie konntest du das so lang ertragen?
    »Sei verdammt!« Die Worte sind mehr ein Seufzer als ein Fluch. Sie greift zum Schwert. »Wenn du mich jetzt anrührst …«
    … dann … tötest du uns beide …
    Hilflos steht Creslin da, als sie in ihrem Gemach verschwindet.
    Stumm steht er auf der Terrasse und ist gefangen zwischen der Vergangenheit, die er nicht geschaffen hat, und der Zukunft, die er nicht vorauszusehen vermag. So steht er da und wartet, bis die Frau mit den flammendroten Locken zurück zur Feste marschiert, zu einem weiteren Außenposten Westwinds.

 
XCII
     
    A us den weißen wirbelnden Nebelschwaden, die im Spiegel auf dem Tisch erscheinen, taucht ein Mastenwald

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