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Türme Der Dämmerung

Titel: Türme Der Dämmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt
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Terrasse, hinein in den kalten Nebel dieses Nachmittags.
    Megaera führt in der Feste ihre nachmittäglichen Übungen durch. Das spürt er. Soll er zuerst zu ihr gehen oder zu Klerris?
    Er legt sein Kurzschwert an und sucht Aldonya. Doch sie und Lynnya weilen nicht in der Residenz. Er entschließt sich, auf Vola hinabzureiten. Die Stute braucht Auslauf, außerdem ist es schneller.
    Mit jedem Schritt drückt sie das Hufeisen in den weichen roten Lehm. Er blickt zurück.
    Die Schwarze Residenz stellt für Creslin die Hoffnung der Ordnung dar. Schnell schiebt er diesen hoffärtigen Gedanken beiseite. Über ihm ziehen die grauen Wolken dahin. Nur ein feiner Nebel hüllt die Stadt und den Hafen ein. Die Fischerboote sind auf See. Nur die Morgenstern und das halb versunkene Boot liegen an der Pier. Eines Tages will Creslin sich um dieses Boot kümmern.
    Megaera steht im Eingang der Feste. Sie hat die Lippen zusammengepresst. »Hast du dir angesehen, was wir erreicht haben, Liebster? Wirklich angesehen?« Ihr Gesicht ist blass, beinahe leer, verglichen mit dem Kampf, der in ihrem Inneren tobt.
    »Sollte ich das?« Er schüttelt den Kopf. Er wollte sie nicht verletzen.
    »Du solltest es tun!« Dann spürt sie seine Qual. »Verzeih, ich habe nicht verstanden, was du meintest.«
    Creslin ringt sich ein Lächeln ab. »Ich meinte nur …«
    »Ich weiß.«
    »… dass ich dir nicht mehr weh tun möchte.«
    »Ich vermag es zu ertragen. Ich bin stark.« Sie hebt den Arm und zeigt ihm die weiße Narbe am Handgelenk. »Ich möchte, dass du das Chaos siehst und fühlst, was du mit reiner Ordnung hervorbringen kannst.«
    »Deshalb bin ich gekommen. Ich habe es bereits gesehen. Die Magier brennen Montgren nieder.«
    Megaera zieht eine Braue in die Höhe … hast du weniger erwartet …
    »Nein. Sie zündeln Hunderte kleiner Feuer in den trockenen Wiesen und Feldern und Häusern«, berichtet er ihr.
    »Jeder, der den Unterschied zu erkennen vermag, würde als Schwarzer Magier erkannt werden, richtig?« fragt sie.
    »Äußerst gerissen von ihnen. Entweder ändere ich das Wetter wieder und wecke Stürme, die alles einebnen und überschwemmen, oder Montgren brennt.«
    »Könntest du das Wetter zurückverwandeln?«
    »Ich habe mit Klerris an neuen Mustern gearbeitet. Darunter ist eines mit weniger Regen hier und mehr in Candar, doch nicht soviel wie früher. Wenn ich versuche, die Feuer auszulöschen … nein, ich glaube nicht, dass ich es schaffe.« Die Ruhe in seinem Magen bestätigt ihm die Richtigkeit dieser Annahme. Es sei denn, er hätte sich tatsächlich geirrt. Diese Möglichkeit macht ihm zusätzliche Sorgen. Klerris hat recht: Ehrlichkeit bedeutet nicht Unfehlbarkeit.
    Megaera schaut ihn an. »Offenbar haben sie gewartet. Aber sie hätten ohnehin den lieben Vetter in Bedrängnis gebracht.«
    »Ja, das glaube ich auch.« Creslin denkt weniger an Korweil als an den Schafzüchter Andre und dessen Tochter Mathilde, die darauf bestanden hatte, Creslin sei ein ›guter Magier‹.
    »Das macht es nicht leichter«, fügt sie hinzu … soviel Tod …
    »Nein. Ich werde mit Klerris sprechen, doch zuvor wollte ich, dass du es weißt.« Er muss ihre Gefühle über den Tod beiseite schieben. »Woran arbeitest du zurzeit?«
    »Abgesehen von meinen Ritten mit den Winden, um Montgren zu betrachten? Abgesehen davon, den Magiern zuzuschauen, wie sie dich benutzen, um Montgren zu zerstören? An einem Plan für den Handel mit der Morgenstern.«
    »Vielleicht sollte sie die Jungfernfahrt nach Osten machen oder weit in den Westen hinein, bis Suthya.«
    »Geplant war Suthya. Woher wissen wir, dass die Nordlaner oder Hamoraner sie nicht einfach kapern würden? In Candar fürchten sie dich zumindest – und auch in Fairhaven.«
    Wie hatte es so schnell dazu kommen können, dass man ihn mehr als die Weißen Magier fürchten musste, damit Recluce weiterlebte?
    Megaera lächelt und drückt seine Hand. »Wir müssen den Plan für den Handel fertig stellen. Lydya hat ein paar Ideen, was man sammeln könnte. Es gibt eine Muschel, die Pupurfarbe hervorbringt …«
    »Ja, erst der Plan. Dennoch muss ich mit Klerris sprechen.«

 
CXIX
     
    E ine Schaluppe mit zerfetzten Segeln kämpft sich nordöstlich von Tyrhavven durch die Wellen, um Kap Kherra zu umrunden, ehe der Kriegsschoner ihr den Weg abschneiden kann.
    Creslin vermag mit seinen ausgeschickten Sinnen die Weiße des Kriegsschoners zu fühlen und weiß, dass höchstens eine Handvoll Schaluppen sich auf

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