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Türme Der Dämmerung

Titel: Türme Der Dämmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt
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kaltem Stahl. Sie ist doppelt so stark wie ihre.«
    Da man Creslin ständig eingebläut hat, der Grund, dass niemand in den östlichen Reichen Stahlklingen führe, sei, dass kalter Stahl Chaos binde, nickt er nur. Fairhaven könnte sein Ziel sein, aber zwischen ihm und der Weißen Stadt liegen viele Meilen, ganz zu schweigen vom Winter, von der Garde seiner Mutter und der Tyrannin von Sarronnyn, deren Schwester er als Gemahl bestimmt ist, ob es ihm gefällt oder nicht. Diese betörende Rothaarige auf der Miniatur, die er in seinem Tornister trägt, hat mindestens ein halbes Jahrzehnt mehr Erfahrung als er.
    »Im Osten sollen Männer …«
    »Barbarisch!« Die Waffenmeisterin tritt einen Schritt zurück. »Sie errichten ein patriarchalisches Imperium, mit Zauberei als Fundament.« Der Abscheu lässt ihre herrscherische Stimme geradezu ätzend klingen. »Sie wollen die Legende wieder beleben – aber diesmal noch schlimmer. Der gesamte westliche Kontinent wird wie Recluce aussehen.«
    Creslin hatte die gleiche Bitterkeit bei seiner Mutter gehört und ebenso auch von den meisten westlichen Herrschern.
    »Du wirst es schon schaffen«, meint die Waffenmeisterin und mustert ihn von Kopf bis Fuß. »Mit dem Schwert wirkst du etwas zu feminin, aber zumindest ist es kein Kampfharnisch.«
    Creslin wahrt eine höfliche Miene. Der Harnisch steckt in dem Bündel, das er mit dem, das Galen gepackt hat, vertauscht hat.
    »Du reitest noch immer wie ein Soldat, nicht wie ein Prinz, aber das hat die Tyrannin wahrscheinlich angezogen. Sie mag weiche Männer nicht, und sie hat nach dir verlangt. Man brauchte jemanden …«
    »Wozu?« unterbricht Creslin, da er das noch nicht gehört hat.
    Das Gesicht der Waffenmeisterin verschließt sich wie das Schloßtor vor einem Sturm. »Ich treffe dich unten, Creslin. Ihre Gnaden wird dich später sehen.«
    Creslin ist nicht sicher, ob er seine Mutter – oder Llyse – jetzt sehen will. Doch er hat keine Wahl, da seine Mutter die westlichen Reiche regiert und Herrscherin über Westwind und sämtliche Gipfel ist, die man vom hohen Schloss aus sieht, ganz zu schweigen von denen, die man nicht sieht.
    Am meisten wünscht er sich, der weichen Seide und den Ledersachen zu entkommen, die für ihn angefertigt wurden. Alles ist gepackt, auch die Gitarre, nur nicht das Schwert und das zeremonielle Gewand, das er jetzt trägt. Er hat die Klinge der Garde aufgehoben, mit der er heimlich für die Reise geübt hat. Er hofft, die Mutter wird ihm das Recht auf eine feste Klinge zur Selbstverteidigung nicht absprechen.
    Die Waffenmeisterin hat den Raum noch nicht verlassen, da streift er das grüne Baumwollhemd und die passenden Lederhosen ab und zieht die Lederkleidung der Garde über. Als er aufschaut, sieht er, wie Heldra ihn missbilligend betrachtet. Dann dreht sie sich brüsk um.
    Creslin schüttelt den Kopf. Sogar Heldra … hatte Fiera recht? Er möchte nicht darüber nachdenken, ob auch seine Mutter recht habe.
    Sobald er angekleidet ist, geht er in den gegenüberliegenden Flügel der Wohngemächer, vorbei an Llyses Tür. Seine Schwester befindet sich zurzeit im Feld, tief im Winter des Dachs der Welt, um zu beweisen, dass sie das Recht und die Fähigkeiten besitzt, der Marschallin nachzufolgen – dieser Prüfung muss sie sich jedes Jahr unterziehen.
    Creslin muss sich lediglich wegen Palastintrigen sorgen oder ob er der Sub-Tyrannin gefalle. Er schnaubt verächtlich. Nein, nicht, wenn er das verhindern kann. Aber er weiß nur wenig über das richtige Leben außerhalb des Dachs der Welt.
    Kaum hat er geklopft, öffnet eine grauhaarige muskulöse Wachsoldatin die Tür zum Arbeitszimmer der Marschallin und lässt ihn eintreten. Missbilligend betrachtet sie seine Klinge.
    »Creslin!« Die Marschallin steht. »Sogar im Leder siehst du gut aus, abgesehen von deinem Haar. Früher oder später musst du es wachsen lassen.«
    »Möglich, aber vielleicht ändert sich alles.«
    Sie lacht. Mit dem Sohn allein im Arbeitszimmer ist sie weniger förmlich als sonst. »Immer noch gegen das Schicksal ankämpfen?«
    Creslin lächelt traurig. »Solange ich nicht weiß, welches Schicksal genau mich erwartet, kann ich wohl kaum sagen, wogegen ich ankämpfe.«
    Sie berührt ihn an der Schulter. »Du wirst es in Sarronnyn gut machen, Sohn, wenn du daran denkst, dass du dem Schicksal entgegeneilen, doch nie ihm entfliehen kannst.«
    »Das klingt wie eine sehr vernunftbetonte Deutung des Schicksals.«
    Sie schüttelt den Kopf.

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