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Türme Der Dämmerung

Titel: Türme Der Dämmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt
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sowie weitere Ladung.
    Nach einem letzten Blick auf die Pier schwingt Creslin sich aus dem Sattel und führt Vola in den Schuppen, der als Stall der Herberge dient. Dann marschiert er durch den Nieselregen zum Schankraum.
    Megaera unterbricht die Unterhaltung mit einer Soldatin der Garde. »Du bist zornig. Ich habe gespürt, dass du kommst«, sagt sie.
    »Stimmt, so ist es.«
    »Was hat Klerris gesagt, dass du jetzt so durcheinander bist?«
    »Setzen wir uns dort drüben hin. Dann berichte ich dir.«
    … hätte ich einen Esel, gäbe ich ihn einem Narren. Und hätte er ein Messer, wäre sie nicht seine Frau!
    Söldner und Garde drängen sich um den runden Tisch und lachen, als die dünne Soldatin der Garde den Schlussakkord schlägt. Megaera und Creslin setzen sich an einen kleinen Tisch in der Nähe der Küche.
    »Etwas zu trinken, Euer Gnaden?«
    Der höfliche Ton der Schankmaid verrät Creslin, wie sehr sich die Schenke zu ihrem Vorteil verändert hat. »Was gibt es?«
    »Schwarzen Blitz, Wein, Met und Grünbeerensaft.«
    »Grünbeerensaft?« fragt Megaera.
    »Aus den grünen Beeren auf den Klippen. Ziemlich herb, aber manche mögen ihn.«
    »Gut, dann Grünbeerensaft«, erklärt Creslin.
    Megaera unterdrückt ein Lächeln und nickt. »Ich probiere ihn, auch wenn er herb ist.«
    »Danke, Euer Gnaden.«
    »Willst du andeuten, dass Herbes mich anzieht?« fragt Creslin.
    »Die meisten Männer scheinen davon ungemein angetan zu sein«, erwidert Megaera.
    Er schüttelt den Kopf, muss jedoch lächeln.
    Megaera drückt ihm kurz die Hand. »Die Herberge war eine gute Idee.«
    »Eine der wenigen.«
    »Du bist noch immer zornig.«
    »Ja. Klerris hat mich darüber belehrt, dass ich das Gleichgewicht zwischen Chaos und Ordnung schöpferisch vermeide und …«
    »Oh.«
    »Ich weiß. Du machst dir deshalb schon lange Sorgen, aber ich habe stets um Hilfe gebeten. Klerris hatte jedoch keine Ideen, abgesehen von der alten Leier über Geduld. Was sollen wir tun? Alle verhungern lassen? Die Weißen anflehen, uns die Rückkehr zu erlauben? Quilla-Wurzeln essen, bis wir jeden Kaktus auf Recluce ausgegraben haben?«
    Megaera lächelt.
    »Es ist gut und schön, absolute Ordnung zu predigen, aber damit ernährt man keine Menschen oder bezahlt Werkzeug und Waffen.«
    »Deshalb sind wir Regenten, Liebster.« Ihre Stimme klingt überhaupt nicht zynisch.
    Creslin blickt in ihre grünen Augen.
    »Glaubst du, deine Mutter hat dich allein in die Welt schicken wollen?« fragt sie. »Oder dass Ryessa mich gern in Eisen legte?«
    »Ich dachte, du würdest sie deshalb hassen.«
    »Ja, auch jetzt hasse ich sie noch, doch nicht, weil sie es getan hat, sondern, weil sie um mich nicht besorgt war. Sie glaubte, keine Wahl zu haben, aber sie hätte sich um mich sorgen können.«
    »Oh …«
    »Verstehst du?«
    Creslin begreift, dass er alles Erforderliche tun muss, doch nie die Schmerzen vor sich verbergen … und auch nicht andere verfluchen darf, weil sie keine Antworten haben.
    Creslin blickt zu der Sängerin. Sie stimmt ein neues Lied an.
    … mit dem Schwert in der Hand stürmen wir durchs ganze Land. Doch für ihn war das Schwert bloß ein Spaten …
    Obwohl die Töne nicht reines Silber sind, klingt ihre Stimme angenehm. Aber in Creslins Kopf gellt jeder Ton falsch.
    »Fühlst du dich wohl?« fragt Megaera.
    »Eigentlich schon, aber der Gesang …«
    »Ihre Töne sind aufrichtig.«
    »Ich weiß.«
    Die Schankmaid stellt zwei dickwandige Gläser auf den Tisch und geht sogleich weiter zum runden Tisch, wo etwa zehn Männer und Frauen sitzen.
    »Wir müssen uns Gedanken über eine einheitliche Uniform machen«, erklärt Creslin.
    »Das kann warten.«
    »Ich weiß. Ich weiß.« Creslin nimmt einen kleinen Schluck von der klaren Flüssigkeit.
    »Oh!« Er verzieht den Mund.
    Megaera lächelt. »So herb kann es doch nicht sein.«
    »Versuche es.«
    Er wartet, bis auch sie die Lippen verzieht. »So herb kann es doch nicht sein«, wiederholt er.
    »Trinkst du den Rest aus?«
    »Selbstverständlich. Wir Männer lieben alles Herbe.«
    Megaera versetzt ihm einen Stoß mit dem Ellbogen.
    Dann trinken sie langsam den Grünbeerensaft und lauschen der Sängerin. Ihre Töne bleiben versilbertes Kupfer, aber aufrichtig.
    Nach einigen Liedern steht die Sängerin auf und tritt vor Creslin hin. »Möchtet Ihr singen, Euer Gnaden?«
    Creslin lächelt gequält. »Ich fühle mich geehrt, doch kann ich es leider nicht. Nicht heute Abend. Ich wünschte, ich könnte

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