Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Türme Der Dämmerung

Titel: Türme Der Dämmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt
Vom Netzwerk:
Pracht und Macht Westwinds noch übrig ist.«
    »Wie könnte ich mich weigern? Ich nehme alles in demselben Geist an, in dem es mir überbracht wird.« Er blickt Fiera tief in die Augen und senkt die Stimme. »Aber ich hätte mir nie gewünscht, dass es unter diesen traurigen Umständen geschehe. Selbst damals habe ich mir etwas anderes erhofft.« Mehr wagt er hier auf der Pier nicht zu sagen, doch das musste er sich von der Seele reden.
    »Das wissen wir, Euer Gnaden.« Fiera schluckt. »Habe ich Eure Erlaubnis wegzutreten, Regent?« Tränen strömen über ihr blasses Gesicht.
    »Die Feste gehört dir, Führerin. Etwas Besseres haben wir nicht zu bieten. Wir stehen tief in deiner Schuld und in der der Engel und der Legende.«
    »Und wir in Eurer, Regent.« Weiterhin strömen die Tränen über das junge und doch so harte Gesicht. Aber ihre Stimme klingt wie Granit.
    »Garde! Auf der Pier in Aufstellung antreten!« befiehlt Shierra. Ihre Stimme dringt mühelos auf das Deck des Küstenschoners.
    Die Garde verlässt im Gänsemarsch das Schiff. Der Nieselregen hüllt Schiff und Pier ein.
    »Worum ging es eigentlich?« fragt Hyel flüsternd Creslin.
    Creslin wischt sich Stirn und Augen mit dem Handrücken ab. Dann tritt er an die andere Seite der Pier und dreht Fiera und Shierra den Rücken zu, vor denen sich die Garde von Westwind aufstellt. Hyel folgt Creslin.
    Creslin blickt eine Zeitlang stumm aufs Meer hinaus und bemüht sich, seine Fassung wiederzuerlangen. »Das ist … sie sind … alles, was noch übrig ist.«
    »Wovon?« fragt Hyel.
    »Von Westwind.« Sofort macht Creslin kehrt und geht zurück zu den beiden Schwestern und der Garde von Westwind. Die Mannschaft beginnt mit dem Ausladen der Waren.
    Mehrere Karren rollen auf die Pier zu. Mit Sicherheit hat Megaera sie hergeschickt. Gewiss ist auch sie sehr unglücklich, da sie – gezwungenermaßen – das Blei in seinem Herzen spürt.

 
CXXVI
     
    C reslin sitzt in dem hölzernen Armsessel, mit dem Rücken zu den Kojen, und studiert die Pergamente. Gössel studiert Creslin, Megaera schaut an beiden Männern vorbei.
    Schließlich hebt Creslin die Augen. »Dir stehen zehn Goldstücke zu. Die hast du ausgelegt.«
    »Die zehn Goldstücke … so wichtig sind sie nicht.« Gössel räuspert sich. »Die Laderäume waren fast immer voll. Meist sind die Kosten schon mit halber Ladung ausgeglichen.«
    Creslin steht auf. »Du hast mehr als erwartet hergebracht. Vor allem die Eichensetzlinge … Lydya ist darüber hoch erfreut.«
    »Und ich schätze das Kobalt«, fügt Megaera hinzu.
    Gössel blickt auf das in die Tischplatte eingearbeitete Wappen des Herzogtums, das es nur noch in der Erinnerung gibt. »So geht es nicht, Herr. Verzeiht mir, aber, wenn sich nichts ändert, geht es unmöglich so weiter.« Er trinkt einen Schluck aus dem Trinkglas, das neben der Karaffe steht. Beides stammt aus Megaeras Werkstatt.
    »Du scheinst alles durchdacht zu haben«, sagt Megaera. »Worauf gründest du deine Meinung?«
    »Euer Gnaden, ich kenne die Händler, wie die Ruziosis und Klyen – ich habe unter seinem Onkel gearbeitet, bevor Freigr mich als Steuermann an Bord geholt hat. Damals sprach der Herzog noch davon, eine richtige Handelsflotte zu bauen. Also, Klyen hat für mich in Renklaar Geschäfte vermittelt. Doch nur dieses eine Mal, weil der Erlass der Weißen noch nicht herausgegeben war. Er kam erst, als wir – bis auf die Bäume – alles an Bord geschafft hatten. Die mussten meine Männer selbst laden und dann sogar die Pier reinigen. Dieser Erlass über den Diebstahl …«
    »Erlass über Diebstahl?«
    Gössel schaut Megaera an. »Wenn man die Hand erhebt, um Recluce zu helfen, wird man wie ein Dieb hingestellt – und einem wird die Hand abgeschlagen. Das Recht ist außer Kraft gesetzt. Deshalb kann Klyen uns nicht noch einmal helfen, zumindest nicht in Renklaar oder irgendwo östlich der Westhörner. Und was Nordla betrifft – die Greif ist ein hervorragendes Schiff, doch zu klein, um mit ihr das Ostmeer zu überqueren, und …«
    »Wie können wir irgendeine Art von Schutz garantieren?«
    Gössel nimmt einen weiteren Schluck.
    »Wir müssten mindestens bis Südwind oder Suthya fahren, um Handel zu treiben. Ist das so?« fragt Megaera.
    »Jawohl, Euer Gnaden. Vielleicht könnte die Morgenstern …? Freigr verfügt über genügend Frachtraum.« Gössel trinkt noch einen Schluck. »Versteht Ihr, Euer Gnaden, alle wollen das teure Zeug, aber davon gibt es nicht viel. Und

Weitere Kostenlose Bücher