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Türme Der Dämmerung

Titel: Türme Der Dämmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt
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eines Jahres kann man keine neuen Herden aufbauen.« Vor der offenen Stalltür bleibt er stehen.
    »Zuweilen …«
    »Zuweilen was?«
    »Ach, nichts.« Megaera wendet sich Kasma zu.
    Creslin holt den Rappen heraus und schwingt sich in den Sattel. Megaera hat ihr Pferd ebenso schnell gesattelt. Sie reitet an seiner Seite zur Residenz hinauf.
    Creslins Augen schweifen über die Stadt. Auf dem Hang unterhalb der Feste stehen wieder drei neue Häuser, und die Lagerhäuser, die die Steinmetzen versprachen, ragen östlich der Herberge um etwa zweihundert Ellen auf.
    Zuweilen gleicht Landende tatsächlich einer richtigen Stadt.

 
CXXVII
     
    » H allo!« Creslins Stimme hallt durch den leeren Schankraum.
    »Gleich, gleich!« ertönt eine mürrische Stimme.
    Auch wenn keine Gäste da sind, ist der Steinboden frisch gekehrt, und die Tische sind sauber. Stühle und Bänke warten auf die Gäste, die am Nachmittag kommen sollen. Im Hafen liegen keine Schiffe, und aus der Stadt hat niemand Zeit, früher zu kommen.
    »Wir haben noch nicht geöffnet – oh, Euer Gnaden.« Die Frau neigt den Kopf zum Gruß.
    »Ich weiß, aber ich möchte eine Flasche des grünen Saftweines kaufen.«
    »Diesen Grünbeerensaft?«
    Creslin muss lächeln. »Ich möchte sehen, was man damit machen kann. In der Herbheit liegen Möglichkeiten, hat man mir gesagt.«
    »Ach ja? Nun, über Geschmack kann man sich bekanntlich streiten.« Die Frau verschwindet mit einem Eisenschlüssel in der Küche. »Bin gleich zurück, Euer Gnaden.« Creslin hört, wie sich der Schlüssel in einem schweren Schloss dreht, dann klirren Flaschen. Schließlich kommt die Frau zurück und stellt zwei Flaschen vor ihn auf den Tisch. »Zwei reichen für jeden Blitzzauber, Euer Gnaden.«
    »Wahrscheinlich wären sie zu stark. Was schulde ich dir?«
    »Keinen Kupferling, Euer Gnaden. Ich kann doch vom Besitzer kein Geld annehmen.«
    »Danke.«
    Die Frau schüttelt noch immer den Kopf, als Creslin schon hinausgeht.
    Draußen verstaut er die Flaschen in den Satteltaschen und reitet zur Schwarzen Residenz weiter.
    Im Osten lockern die Wolken auf. Der blaue Himmel dahinter wirkt fast so kristallklar wie auf dem Dach der Welt.
    Die Residenz ist leer. Vermutlich kauft Aldonya mit Lynnya Fisch fürs Abendessen, und Megaera ist mit ihren Glasarbeiten beschäftigt.
    Im Arbeitszimmer schüttet Creslin den Inhalt einer Flasche in vier Gläser. Dann konzentriert er sich auf das erste Glas. Kurz darauf ist die Hälfte der Flüssigkeit verschwunden, und auf dem Steinboden wird eine kleine Pfütze sichtbar.
    »Ach, das wische ich später auf«, murmelt er und riecht am halbleeren Glas. »Kein großer Unterschied.« Er nippt vorsichtig. Ihm kommen die Tränen, so bitter schmeckt der destillierte Grünbeerenwein. »Pfui.«
    Dann wiederholt er den Vorgang mit den drei restlichen Gläsern – stets mit dem gleichen Ergebnis. Nachdenklich geht er auf die Terrasse.
    Er hat jetzt ein alkoholisches Getränk, das jedoch so übel schmeckt, dass niemand es trinken wird, ganz zu schweigen davon, dass jemand dafür etwas bezahlen würde. Was nun? Altern ist ein Ergebnis des Chaos, nicht der Ordnung.
    Unten plätschern die Meereswellen an den Strand. Ebbe und Flut schleifen die Kiesel und verfeinern den Sand.
    Verfeinern? Creslin eilt zurück ins Arbeitszimmer und konzentriert sich auf die Ordnungs-Destillation und Verfeinerung.
    Dann gießt er die klare grüne Flüssigkeit aus den Gläsern zurück in die Flasche und reitet zur Feste. Unterwegs hält er mehrmals, um die Freunde zusammenzurufen.
    Am Nachmittag sitzen Shierra, Lydya, Megaera, Klerris und Hyel mit ihm am runden Tisch in der Feste.
    »Weshalb hast du uns herbestellt?« fragt Megaera.
    Creslin schenkt jedem einen Schluck der grünen Flüssigkeit ein. »Kostet das … vorsichtig.«
    Die Frauen blicken sich an, doch Hyel setzt das Glas ohne Zaudern an die Lippen.
    »… stark!«
    »Ziemlich gut … ein bisschen scharf.«
    »Glatt und bitter …«
    »Anständiger Branntwein …«
    »Was ist es?«
    Creslin wartet, bis alle fünf getrunken haben. »Verfeinerter Grünbeeren-Branntwein.«
    »Das hatte ich befürchtet.« Lydya nickt.
    »Was hast du vor?« fragt Hyel.
    »Neulich hat Gössel eine Bemerkung fallenlassen«, sagt Creslin. »Er meinte, die Schmuggler würden nur bestimmte Waren annehmen: Waffen, Juwelen und Alkohol. Und dann behauptete er, aus dem grünen Saft könne man anständigen Branntwein machen. Nun, da habe ich den Versuch

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