Türme Der Dämmerung
zu bekommen, was er braucht, und sorge dafür, dass andere für unsere Verluste zahlen.«
Hartor schnaubt verächtlich. »Das ist leichter gesagt als getan.«
»Er braucht Geld, Werkzeug und mehr Nahrung. Ferner braucht er Holz und fähige Handwerker. Da er nicht genug Gold hat, muss er es stehlen oder etwas anderes stehlen, das er in klingende Münze verwandeln kann.«
»Und ich soll ihn gewähren lassen?«
»Nein. Doch würde ich nicht versuchen vorauszuahnen, wo er zuschlagen wird. Er wird sämtliche Kräfte vernichten, die du gegen ihn ausschickst. Deine beste Verteidigung wird sein, den wohlwollenden Herrscher zu spielen. Hilf, Montgren wieder zusammenzuschmieden. Schick Nahrung dorthin. Gib wiederum Creslin, dem abtrünnigen Schwarzen, der ein Imperium errichten will, die Schuld an allem. Versuche einige Schwarze mit Geld dazu zu bringen, die Obstgärten in Kyphros wieder in einen guten Zustand zu bringen. Und biete geringfügig höhere Preise für Handelswaren aus Hamor und Nordla … doch nur nach Lieferung in Candar.«
Hartor zieht eine Braue hoch.
»Damit kommen ihre Waren hierher, doch ihre Schiffe bleiben auf See. Gold haben wir mehr als genug.«
»Gold kann man nie genug haben.«
»Denk über alles nach.« Gyretis steht auf. »Die Entscheidung liegt bei dir, nicht bei mir. Du hast mich um Vorschläge gebeten. Diese habe ich dir damit vorgebracht.«
CXXIX
» G idman, gehe ich recht in der Annahme, dass dieses grüne Gebräu von dir stammt?«
»Verzeiht, Herr, so ist es, doch nur, weil es hier keine Trauben gibt, die diesen Namen verdienen.« Der schwergewichtige grauhaarige Söldner blickt Creslin an. »Hier wächst nichts, woraus man einen ordentlichen Wein machen kann, höchstens Branntwein aus Birnenäpfeln.«
»Kannst du aus dem grünen Saft Branntwein destillieren?«
»Destillieren … Grünbeeren? Das Zeug wird so herb, dass es einem die Gedärme aus dem Leib zieht.«
»Das weiß ich. Aber kannst du es?«
»Wenn jemand mir die Röhren besorgt und ich genug Zeit habe … ja. Aber schmecken würde es wie die Blitze, die … die Regentin herbeiruft, Herr.« Gidman leckt sich die Lippen.
»Was ist mit der Reife? Würde ihn das milder machen?«
»Falls Ihr nicht irgendwo Fässer versteckt habt, Herr, gibt es hier nichts, worin wir ihn lagern können. Reife mildert alles. Das grüne Blitzwasser könnte dann schlicht zu Gift werden.«
»Ich nehme an, dir schmeckt es nicht.«
»Manche Leute trinken einfach alles, ich nicht.«
»Gut, Gidman, Röhren und Zeit gebe ich dir, sowie einige Wannen. Du braust soviel Grünbeerensaft, wie du kannst, und verwandelst diesen in grüne Blitze. Ich werde mir überlegen, wie ich ihn trinkbar mache.«
»Wenn Ihr das tut, Herr, ist das viel mehr wert als sämtliche Stürme, die Ihr herbeigerufen habt.«
»Wahrscheinlich hast du recht.« Creslin seufzt. »Gut, mach dich ans Werk. Hyel wird dir zeigen, wo wir anfangen.«
»Verzeihung, Euer Gnaden. Lasst mich das mit den Steinmetzen selbst aushandeln, so geht es schneller, und ich bekomme dann genau das, was ich brauche.«
Creslin grinst. »Gut. Falls du Probleme hast, kannst du zu mir oder Hyel kommen. Zufrieden?«
»Ja, Euer Gnaden. Doch wird das Zeug grünes Gift bleiben.«
Creslin lacht und geht in Hyels und Shierras Amtsraum hinauf. Hyel ist nicht da, nur Shierra.
»Gidman, der Graukopf, der den Grünbeerensaft macht, wird außerhalb der Feste eine richtige Brennerei bauen. Würdest du Hyel sagen, dass ich meine Einwilligung gegeben habe?«
»Creslin?« Shierras Stimme klingt sanft.
»Ja.«
»Wir wissen alle, dass du dir große Mühe gibst.«
»Im Augenblick zählt das Mühegeben jedoch nichts, richtig?«
»Sag das nicht zu Fiera.«
Creslin seufzt. »Ich nehme an, das habe ich verdient. Nie kann ich ihr vergelten, was sie getan hat.«
»Nein.«
»Was soll ich tun? Sie hat die Garde hergebracht, weil … weil …« Er schüttelt den Kopf.
»Sie war nicht sicher, ob du das begriffen hast.«
»Was soll ich tun? Ich erinnere mich immer noch an das eine Mal, als wir uns küssten. Ich wünschte, ich wäre klüger gewesen oder tapferer oder kühner. Doch damals … nun, dann wäre wohl alles anders gekommen.« Er macht eine Pause. »Ich stehe in ihrer Schuld. Wie wir alle, doch ich schulde ihr mehr, als ich zugeben kann, und ich weiß nicht, wie ich diese Schuld abtragen kann. Es gibt keine Möglichkeit. Nichts, was ich sage …«
»Du hast es gerade getan.«
»Ich weiß nicht. Die
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