Türme Der Dämmerung
Gnaden?«
»Mir ging es schon besser. Wie sieht’s aus?«
»Der Schoner aus Nordla ist ausgelaufen, und Byrem scheint mit dem hamorischen auch bereit zu sein.«
»Und die Lydianer?«
»Ist bald vorüber. Wir haben fast alles verstaut.«
Creslin reibt sich die schmerzende Stirn und sinkt vor dem Ruder zusammen. »Wir müssen vielleicht schnell auslaufen. Gib den Befehl weiter!«
»Alles zum Auslaufen klar machen. Segel setzen!« ruft Freigr.
»Bist du sicher, dass keine Bewaffneten in den Hafen kommen?«
»Ich bin sicher. Wer könnte uns auch auf hoher See verfolgen?«
»Niemand, hoffe ich.«
Creslin sitzt blind auf Deck, als die sieben Schiffe hochbeladen mit den abflauenden Winden nach Norden gleiten.
Auf der Morgenstern blicken nur wenige auf den erschöpften Mann im grünen Leder. Schon bald ist das Kap Frentalia nur noch ein dunkler Schemen in der Ferne.
CXXXV
M egaera sagt nichts, aber das ist auch nicht nötig.
Creslin spürt ihre aufgewühlten Gefühle und die Missbilligung, noch ehe seine kleine Flotte in Landende einläuft.
Jetzt sitzen sie sich am Tisch gegenüber.
Lydya blickt auf Megaeras angespannte Züge und dann zu Creslin. Hyel und Shierra kommen herein und nehmen Platz.
Creslin mustert Shierra scharf. Sie errötet und legt eine kunstvoll verzierte Schriftrolle auf den Tisch.
»Die Brigg aus Suthya hat gestern ein Ultimatum überbracht, das der Herrscher von Hamor, der Rat Nordlas und der Rat der Magier unterschrieben haben. Entweder geben wir die gekaperten Schiffe zurück, oder alle drei erklären uns den Krieg. Fairhaven verlangt außerdem Schadensersatz für die Zerstörungen, die du dort angerichtet hast.«
»Welche Zerstörungen?« Lydyas Stimme klingt gequält.
»Das Unwetter hat die neue Feste der Magier in Lydiar in Schutt und Asche gelegt«, erklärt Shierra.
»Du kannst doch nicht weiterhin …«, meint Hyel tadelnd.
Megaera hebt nur die Brauen. »Doch, das wird er, bis er völlig blind ist.«
»Die Blindheit ist vergangen.«
»Diesmal. Wie lange kannst du bis an die Grenzen der Belastbarkeit weitermachen? Jeder andere wäre längst tot.« … und ich will nicht sterben, weil du …
»Das mag sehr wichtig sein, Megaera, doch jetzt müssen wir über das Ultimatum sprechen«, wirft Shierra ein.
Hyel runzelt die Stirn und räuspert sich. »Haben wir eine Wahl?«
»Selbstverständlich haben wir die. Es gibt immer eine Wahl.« Lydya rutscht auf dem Stuhl hin und her.
»Warum jetzt?« fragt Creslin.
»Liebster, machst du Scherze? Du zerstörst ihre Feste, plünderst ihren Hafen, stiehlst Schiffe dreier Nationen und …« Sie schüttelt den Kopf.
»Nein, das habe ich nicht gemeint. Warum machen sie sich die Mühe mit dem Ultimatum? Bis jetzt haben sie doch nie derartig offizielle Spielchen getrieben.«
»Sie sind verzweifelt«, meint Hyel. »Etwas anderes fällt mir dazu nicht ein.«
»Wie wäre es mit Angst?« schlägt Shierra vor. »Zuerst versenkt Creslin die hamorische Flotte. Dann baut er ein Heer auf, verstärkt durch Westwinds Garde, das jedem gleich großen bei weitem überlegen ist. Und jetzt kapert er über ein halbes Dutzend Schiffe. Mit dieser Flotte kann er jedes Schiff versenken, das sich weigert, mit Recluce Handel zu treiben. Sie können dir doch nur Einhalt gebieten, wenn sie Recluce zerstören.« Ihre Augen hängen an dem silberhaarigen Regenten.
»Also eine derartige Bedrohung sind wir nun wirklich nicht«, wirft Klerris ein.
Megaera schnaubt verächtlich.
Klerris zieht eine Braue hoch. »Hältst du Recluce für so wichtig? Mit höchstens tausend Seelen auf diesem riesigen leeren Eiland? Und kaum Gold?«
»Das ist wohl kaum die Frage, Klerris, und das weißt du. Es geht nicht darum, was wir sind, sondern darum, welche Gerüchte die Weißen Magier über uns verbreiten lassen. Mein Liebster hat es geschafft, dass die halbe Welt sich vor dem mächtigen Schwarzen Recluce fürchtet, obgleich sie weiß, dass wir nicht so mächtig sind. Da fällt die Entscheidung leicht, Hilfe nach Fairhaven zu schicken, zumal die Weißen geholfen haben, Montgren wieder aufzubauen, und in Kyphros Dämme errichten und für Getreide aus Hydlen Spitzenpreise bezahlen. Ryessa hat Soldaten in die Ruinen Westwinds entsandt. Wollt ihr ein starkes Sarronnyn und gleichzeitig den Glauben an die Legende und dann noch die Angst vor dem zerstörerischen Schwarzen Magier Creslin?« erklärt die Rothaarige theatralisch.
»Es geht um mehr als das«, meint Shierra.
»Ja, um
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