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Türme Der Dämmerung

Titel: Türme Der Dämmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt
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eine Schüssel gemalt sind.
    »Wer ist der Fremde?« ertönt eine Stimme hinter der Tür.
    »Etwas mickrig, um sich allein in den Westhörnern herumzutreiben, aber für Frosees Bande ein gefundenes Fressen.« Der bullige Kerl vor der Stalltür betont immer die ersten Silben der Wörter der alten Tempelsprache, ein sicheres Zeichen, dass er ein freier Händler ist, wie Creslins ehemalige Lehrerin stets behauptete. Die Hand des Händlers ruht auf dem Griff des Dolchs im Gürtel.
    Die Tür vor Creslin öffnet sich. Ein dünner Mann in Schaffellweste tritt heraus.
    »Ja, der ist nur noch Haut und Knochen.« Der Dünne trägt ein Schwert auf dem Rücken, ähnlich wie Creslin.
    Creslin blickt vom Dünnen zum Dicken, dann wieder zum Dünnen.
    Der Dicke kommt näher. »Stimmt, aber die Kleidung scheint ihm zu gehören. Besonders kräftig sieht er nicht aus.«
    Creslin weiß nicht, wie er sich verhalten soll. Er nickt höflich. »Du hast recht. Die Kleidung gehört mir. Aber wer ist Frause?«
    »Frosee«, verbessert ihn der Händler. »Er ist ein Bandit.«
    Creslin mustert den Dünnen. Ein schmales Gesicht mit hängendem Schnurrbart – und harte graue Augen. Er vermutet, der Mann trägt unter dem Hemd einen Brustharnisch. Ein kurzer Dolch steckt im Gürtel.
    »Jüngerer Sohn?«
    Creslin nickt. »Es ist etwas verwickelter, aber ich musste fortgehen.« Die unvollständige Wahrheit nagt an seinen Eingeweiden, aber er kämpft dagegen an und lässt den Dünnen nicht aus den Augen, da er ihn für den gefährlicheren der beiden hält.
    »Das Schwert?«
    »Meins.«
    »Lässt du ihn einfach so rein, Hylin?« fragt der Händler.
    »Wenn du willst, kannst du ihn ja aufhalten. Für dich ist er keine Gefahr.« Der Dünne gibt die Tür zur Herberge frei.
    »Also, Bursche, warum bist du hier?« Der Händler watschelt zu Creslin.
    »Weil die Herberge auf dem Weg nach Osten liegt. Und wenn du mich jetzt entschuldigst …« Creslin will an dem Händler vorbeigehen.
    »Ich rede noch mit dir!« Eine schwere Hand packt ihn an der Schulter.
    Blitzschnell reagiert Creslin, wie er es in der Garde gelernt hat, allerdings – diesen Zweck hatten Aemris oder Heldra bestimmt nicht dabei im Sinn. Der Händler liegt flach auf dem Rücken.
    »Ich hol mir deinen Kopf.«
    »Das glaube ich kaum«, erklärt eine grauhaarige, etwas füllige Frau von der Türschwelle aus. »Der junge Bursche war höflich, als du ihn gepackt hast, Derrild. Du hast wirklich keinen Funken Verstand. Hylin hat gesehen, dass der junge Mann zu kämpfen versteht. Jung heißt nicht Nichtskönner.« Sie wendet sich an Creslin. »Und du, junger Mann – Aussehen und Können sind gut und schön, aber mit Münzen kauft man sich Gastfreundschaft.«
    »Ich wollte keinen Ärger erregen.« Creslin verneigt sich tief. »Und der Tarif?« fragt er in der alten Tempelsprache.
    »Tarif?« Die Frau blickt ihn verständnislos an.
    »Wie viel muss ich für Unterkunft und Verpflegung zahlen?«
    »Ach, der Preis. Vier Silberlinge für die Kammer und einen für jede Mahlzeit.«
    Creslin kann zwar für einige Zeit soviel bezahlen, doch weiß er, dass der Preis sehr hoch ist. Deshalb fragt er mit gespielt bestürzter Miene: »Fünf Silberlinge?«
    »Ja, das ist viel, aber auch wir müssen Essen und alkoholische Getränke teuer bezahlen.«
    »Drei wären Diebstahl, teure Dame, aber fünf ist glatte Ausbeutung, selbst wenn es sich um ein Gemach für eine Königin handelt.«
    Sie lächelt, vielleicht über seine Sprache. »Für ein so nettes Gesicht wie deins begnüge ich mich mit Diebstahl und lege noch ein heißes Bad drauf. Bei so wenig Gästen kannst du allein schlafen, allerdings …« Sie mustert ihn von Kopf bis Fuß.
    »Bäder, so ein Blödsinn«, meint der Händler, der inzwischen aufgestanden ist. »Natürlich von Frauen erfunden.«
    »Und eine Mahlzeit?« fragt Creslin hartnäckig.
    »Und eine Mahlzeit, aber ohne alkoholisches Getränk. Und im voraus zahlen.« Ihre Stimme klingt etwas härter als zuvor.
    Creslin blickt zu den Wolken hinauf, dann nickt er.
    »Komm herein, ehe wir die ganze Wärme des Feuers verlieren.«
    Sobald die Doppeltür geschlossen ist, wartet die Frau, dass Creslin ihr die drei Silberstücke gibt. Er ist froh, dass die großen Münzen im Gürtel verborgen sind.
    Dann führt sie ihn in eine Kammer mit einem breiten Bett, einem kleinen Tisch, kaum breiter als zwei Hände, dazu ein Leuchter mit Kerze. Der steinerne Fußboden ist kahl, das Fenster kaum mehr als ein

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