Türme Der Dämmerung
Schlitz.
»Sogar ein Kissen und eine richtige Bettdecke!« ruft die grauhaarige Wirtin.
»Ihr habt ein Bad erwähnt.«
»Ach ja. Das Bad gehört zur Kammer.«
»Und ein gutes Handtuch, wette ich«, fügt Creslin fröhlich hinzu.
»Du wirst uns arm machen.«
»Vielleicht sollten wir mit dem Bad anfangen«, schlägt Creslin vor.
»Wie du wünschst.«
Creslin nimmt Bündel und Schwert mit in die Badestube. Zwei Steintröge stehen darin, in die aus einem zweispundigen Hahn warmes Quellwasser fließt. Trotz des leichten Schwefelgeruchs genießt Creslin das warme Wasser. Er schabt sich auch den spärlichen Bart vom Gesicht und wäscht die Unterwäsche.
Frisch gekleidet geht er zurück in seine Schlafkammer, hängt die nassen Sachen über das Fußende des Betts, legt sich hin und ist im nächsten Augenblick tief eingeschlafen.
Lautes Klingeln reißt ihn aus dem Schlaf. Er fährt hoch. Wie lange hat er wohl geschlafen? Die ganze Nacht? Draußen ist es dunkel. Er zündet die Kerze an. Seine gewaschenen Kleidungsstücke sind noch nass. Es kann noch nicht Morgen sein.
Er zieht die Stiefel an und geht durch den spärlich erleuchteten Korridor zum Schankraum.
Vier der Dutzend Tische dort sind besetzt. Creslin setzt sich an einen kleinen Tisch für zwei Personen, schiebt sein Bündel darunter und beachtet die Blicke des dicken Händlers und eines Mannes mit rotem Bart nicht, der an einem runden Tisch mit einer Frau und drei Männern mit Schwertern sitzt.
Eine andere grauhaarige Frau, etwas dünner als die Wirtin, wischt sich die Hände an einer früher einmal weißen Schürze ab und kommt zu Creslins Tisch. »Wir haben Bäreneintopf oder Geflügel in Brotkruste, dazu entweder Ale oder Wein. Der Wein kostet extra.«
»Was würdest du essen?«
»Beides schmeckt gleich gut. Für einen weiteren Silberling gibt es Lammrippchen.«
Der junge Mann mit den silberblonden Haaren lächelt. Für ein Silberstück kann er bestimmt ein ganzes Lamm kaufen. »Eintopf und Ale.«
»Das ist alles?«
Creslin nickt. Als die Frau zur Küche geht, blickt er zu dem Rotbart, der sich seinem Fleisch widmet, wahrscheinlich Lamm. Einer der Schwertträger, ein älterer Mann mit grauem Bart und nur einem Ohr, blickt Creslin feindselig an. Dieser lächelt nur höflich.
Der Dünne, der mit Creslin an der Tür gesprochen hat, unterhält sich mit dem Händler. Derrild schüttelt mehrmals den Kopf. Schließlich nickt er. Der Dünne steht auf und geht zu Creslin.
»Ist es recht, wenn ich mich kurz setze? Ich heiße Hylin und bin Wächter für Derrild. Er ist ein Händler.«
Creslin deutet auf den zweiten Stuhl.
»Du bist mit Derrild sehr forsch verfahren.«
»Leider«, antwortet Creslin. »Ich habe nicht lang überlegt.«
»Du kommst wohl aus dem Westen, richtig?«
Creslin zieht die Brauen in die Höhe, doch möchte er nicht gern etwas zugeben.
»Du sprichst die Tempelsprache wie einige Burschen, die ich aus Suthya kannte. Aber du hast helles Haar. Ich habe noch nie jemanden mit echtem Silberhaar gesehen«, bemerkt Hylin.
»Ich auch nicht.« Creslin lacht, obwohl sich ihm der Magen umdreht, weil er an Llyse und einen silberhaarigen Mann denken muss.
»Wir sind auf dem Weg nach Fenard und dann weiter nach Jellico. Derrild wäre nicht abgeneigt, eine weitere Klinge zu seinem Schutz dabeizuhaben. Doch er ist ein Geizkragen. Wahrscheinlich zahlt er dir nicht mehr als einen Kupferling pro Tag, aber er hat ein Reservepferd. Berlis ist in Cerlyn geblieben.« Der Dünne blickt auf den Fußboden. »Besser als zu Fuß gehen … auf alle Fälle ist es schneller.«
»Machst du dir Sorgen?« Creslin spürt, wie bei dem älteren Mann Sorge wie ein dunkler Nebel hinter den Augen liegt.
»Ich? Bei allen Teufeln, ja, verdammt. Ein Wagen, zwei Packmaultiere, ein fetter Händler und nur eine Klinge.«
Creslin nickt. »Zwei wären besser.«
»Richtig. Bei drei Wächtern wissen alle, dass Derrild Juwelen und Parfüme mit sich führt. Ein Wächter und ein leerer Sattel verrät, dass wir Probleme haben.«
Creslin begreift zwar diese Logik nicht, sagt aber: »Ich bin interessiert.«
»Sei bei der zweiten Morgenglocke zur Stelle.«
Wieder hebt Creslin die Brauen.
»Du kommst wirklich von weit her. Die zweite Glocke läutet gleich nach dem ersten Frühstück für eilige Reisende. In sämtlichen Herbergen an der Straße ist das so, zumindest östlich der Westhörner. Ich bin nur bis Cerlyn nach Westen gelangt.«
»Gut, bei der zweiten Glocke«, erklärt
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