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Türme Der Dämmerung

Titel: Türme Der Dämmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt
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beides auch griffbereit ist. Er löffelt den Eintopf in sich hinein, dazwischen schiebt er immer wieder einen Bissen Brot in den Mund, so lange, bis die Schüssel leer ist. Das lauwarme Ale mit dem leicht seifigen Geschmack hilft ihm, den bitteren Nachgeschmack des so genannten Bäreneintopfs zu bekämpfen. Doch er achtet darauf, dass er nicht zuviel davon trinkt.
    Creslin lässt einen Rest Ale stehen und schickt sich an, sein Bündel zu schultern.
    »Schon fertig, junger Herr?« Die Schankmaid, die zuvor kaum Notiz von ihm genommen hat, steht nun plötzlich neben ihm.
    Creslin unterdrückt ein Lächeln und legt einen Kupferling auf den Tisch. Sie erwartet wohl ein unverdientes Trinkgeld.
    »Vielen Dank, junger Herr«, sagt sie höflich.
    Creslin ist froh, dass er sie richtig eingeschätzt hat, und hängt sich das Bündel über die Schulter. Er schlüpft vorbei an den zwei nach Schaf riechenden Männern und streift dabei mit dem Bündel die Schulter des einen.
    »He …« Der Mann mit dem dünnen schwarzen Ziegenbart starrt Creslin an und macht Anstalten aufzustehen.
    »Entschuldigung«, bringt Creslin leise hervor.
    Der Mann sieht Creslin ins Gesicht, dabei fällt sein Blick auf das Kurzschwert, und er setzt sich wieder hin. »Ist schon gut, mein Junge.«
    Creslin nickt nur und setzt seinen Weg zur Tür fort.
    »Höflich … wie die Mörder des Präfekten.«
    »Ich sage immer noch, er ist ein Magier.«
    Draußen vor der Schenke hält sich Creslin nach links und geht an den Steinmauern entlang zu seiner Schlafkammer. Eine einzige Öllampe erleuchtet den Flur nur halbwegs. Vor seiner Tür hält er inne, um zu erspüren, ob jemand drinnen ist, obwohl er sich nicht vorstellen kann, warum jemand auf ihn warten sollte. Niemand. Er geht hinein. Soweit er sieht, war niemand da. Er setzt sich aufs Bett, zieht die Stiefel aus und den Rest der Oberkleidung. Dann bläst er die Kerze aus, schlüpft unter die warme Decke und schließt die Augen.
    Im Raum ist es immer noch stockdunkel, als er erwacht. Er bewegt sich nicht, denn da ist jemand in der Kammer. Durch die halb geschlossenen Lider sieht er jedoch niemanden. Er tut so, als schliefe er, und rollt sich auf die Seite, um zur Tür zu schauen.
    »Das ist unnötig.« Die Frauenstimme klingt tief und rauchig. »Du weißt, dass ich da bin, und ich weiß, dass du es weißt.«
    Creslin sieht eine Frau in hellem Gewand auf dem Bettrand sitzen. Die Haarfarbe kann er in der Dunkelheit nicht erkennen. Doch ab und zu blitzen winzige rote Fünkchen darin.
    Er setzt sich auf, nicht sicher, ob er nicht doch noch träumt. »Wer bist du?«
    »Du kannst mich Megaera nennen.«
    »Ein seltsamer Name.«
    »Nur wenn du nicht die Legende hinter der Legende kennst.« Sie rückt näher. »Unglücklicherweise gehöre ich dir, und du kennst mich nicht einmal.«
    Bei ihrer Stimme schaudert es ihn. Er greift nach ihr und teilt das helle Gewand. Ihr Körper fühlt sich warm an, ihre Lippen brennen …
    Doch da erwacht Creslin in einem zerwühlten Bett, allein. Die Morgendämmerung erhellt die Schlafkammer.
    Die schattengleiche Frau ist verschwunden. Er blickt zur Tür. Der Riegel ist vorgeschoben. Durch das schmale Fenster passt kein Mensch, selbst wenn es offen stünde. Und wie hätte sie die Tür von draußen verriegeln können?
    War doch alles nur ein Traum? Er wird rot, als er sich an die Einzelheiten erinnert.
    Megaera – heißt sie so? Er erinnert sich an ihre Worte.
    »… die Legende. Unglücklicherweise gehöre ich dir, und du kennst mich nicht einmal. So, harter Magier, selbst wenn du es versuchst, wirst du mir nie entkommen, da ich an deiner Seele wie mit einem Siegel hafte … und dafür wirst du bezahlen.«
    Wer ist sie? Wie hat sie ihn gefunden? Und warum soll er bezahlen? Sie hatte Widerstand geleistet, doch nicht lange, dann hatte sie sein Bett geteilt.
    Er schluckt. Er kann es nicht glauben, dass er ihr Gewalt angetan hat … aber … hat er das wirklich?
    Er stellt die Füße auf den Steinboden. Er hat in der Unterwäsche geschlafen, aber dennoch erinnert er sich an ihre warme Haut auf der seinen. Wieder wird er rot, obwohl er allein ist.
    Megaera?
    Er schüttelt den Kopf und steht auf. Schnell wäscht er sich mit dem eiskalten Wasser aus der Waschschüssel. Dann schaut er durch den Fensterspalt auf das verschneite Feld vor der Herberge.
    Nachdem er sich abgetrocknet hat, hängt er das gefaltete Handtuch über die Tischkante. Er legt die Lederkleidung an. Bei der zweiten Glocke muss er

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