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Türme Der Dämmerung

Titel: Türme Der Dämmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt
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Packmaultiere und die beiden anderen Wächter.

 
XXIX
     
    D ie hellgraue Granitoberfläche der Straße glitzert nicht, allerdings wirken die Steine fast weiß, wenn die Sonne aus einem bestimmten Winkel auf sie fällt. Die Quader sind glatter aneinandergefügt als viele Marmorplatten im Boden eines Palastes. Die Straße ist so breit, dass zwei Wagen bequem nebeneinander fahren können. Sie führt so kerzengerade von Ost nach West, dass zur Mittagszeit kein Schatten auf die Oberfläche fällt, nicht einmal zwischen den Höhenzügen der Osthörner und den niedrigeren Erhebungen östlich und westlich von Fairhaven.
    Gerhards Wagen erreichen auf einer der certischen Lehmstraßen die Zollstation mit weiß gekleideten Posten.
    Derrild hat diese Kontrollstationen nicht erwähnt, doch die wirtschaftlichen und militärischen Gründe der Magier sind offensichtlich. Die Granitstraße ist schon eine Waffe, da auf ihr Kavallerie und Nachschub viel schneller sind als auf den zwar ebenen, aber sich dahinschlängelnden Straßen durch Certis und Gallos. Bis jetzt hat die Straße der Magier die Osthörner noch nicht überquert. Doch hört man Gerüchte, wonach die Magier nach Osten vordringen und prahlen, bald würde der Tag kommen, an dem sie sogar die mächtigen Westhörner bezwängen.
    »Warum ließ Certis die Magier eine derartige Straße errichten?« fragt Creslin Zern.
    »Wer weiß? Gerhard hat es mir mal erzählt, aber ich hab’s vergessen. Irgendwas, das der Vicomte einen Zehnten bekommt und seine Truppen die Straße umsonst benutzen dürften … oder so ähnlich.« Plötzlich verdüstert sich Zerns Gesicht. »Aber warum willst du das unbedingt wissen, hübscher Junge?«
    »Eigentlich ist es mir gleichgültig. Ich habe nur noch nie gesehen, dass man für die Benutzung einer Straße bezahlen muss.«
    »Ich wette, solche Straßen gibt es dort nicht, woher du kommst.«
    »Stimmt«, pflichtet Creslin ihm bei. »So eine Straße habe ich noch nie gesehen.« In der Tat hatte er so großartige Ingenieurskunst noch nie erblickt, doch spürt er das vertraute Gefühl, dass das bösartige Weiße das Gelände beherrscht. Zwar nicht die Straße, wohl aber die Felswände, wenn sie durch die Berge verläuft.
    »Ich wette, es gibt überhaupt nicht viel dort, woher du kommst, oder?«
    »Viel nicht«, antwortet Creslin.
    »Kannst du mit dem Spielzeug auf deinem Rücken überhaupt umgehen?«
    »Ein paar Mal habe ich es benutzt.« Creslin fällt auf, dass die Straße etwas tiefer als die Umgebung verläuft, als wäre sie unmittelbar auf dem darunterliegenden Urgestein errichtet.
    »Für wen? Irgendeinen Gewürzkrämer mit seinen Söldnern?«
    »Einen Händler namens Derrild.«
    »Mit wem hast du zusammengearbeitet?«
    »Hylin.«
    »Oh …« Zern denkt nach. »Warte! Ist das so ein Dünner, mit langer Nase, der gerade aus Suthya zurückgekommen ist?«
    »Ja. Ich bin auf dem Rückweg dazugestoßen.«
    »Mist. Vergiss, dass ich was gesagt habe, ja?«
    »In Ordnung.« Creslin ist in Gedanken noch immer bei der Straße und der Böses verheißenden Weiße daneben.
    Zern lässt sich langsam zurückfallen, bis er Gerhard erreicht, der neben dem Fahrer auf dem ersten Wagen sitzt.
    Creslin begreift die jähe Veränderung in Zerns Haltung nicht und schickt die Sinne mit einer leichten Brise aus. Sie müssen sich durch den unsichtbaren weißen Nebel hindurchkämpfen.
    »… weiß, wer er ist. Der Söldner, der ganz allein Frosee und seine Bande getötet hat.«
    »… dachte ich mir schon.«
    »… gefährlich.«
    »Kaum. Höchstens für jeden, der uns angreift. Ein guter und billiger Schutz.« Gerhard lacht.
    »… uns angreift? Wann …«
    »Vergiss es.«
    Creslin vergrößert den Abstand zwischen sich und dem Wagen. Die Felder und Äcker des südöstlichen Certis haben zu beiden Seiten der Straße bewaldeten Hügeln Platz gemacht.
    Er spürt Augen auf sich geheftet und blickt nach oben, doch kein weißer Vogel fliegt dort – überhaupt kein Vogel.
    Weiter rollen die Wagen auf dem harten Granit, der weißen Stadt entgegen. Creslin hat keine Ahnung, was sich in den Säcken und Kisten befindet. Dann reitet ein anderer Wächter zu ihm. Er heißt Pitlick und schlägt vor, die Plätze zu tauschen. Creslin reitet nun hinter den Wagen. Immer noch spürt er die Augen eines – oder mehrerer – unsichtbarer Beobachter über sich.

 
XXX
     
    S o wie die Wagen auf die Straße der Magier gerollt sind, verlassen sie diese wieder bei einem Kontrollpunkt. Doch

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