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Türme Der Dämmerung

Titel: Türme Der Dämmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt
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mit Steinen gepflastert und führt an einer langen Anhöhe entlang. Die Gewitterwolken über ihnen haben sich gesammelt und verdunkeln die Sonne.
    »Diese Straße führt geradewegs in die Stadt?«
    »Gewiss, junger Freund. Welche Pläne hast du dort?«
    Creslin zuckt die Achseln. »Alles ansehen, essen und einen Schlafplatz finden.«
    »Hoffentlich hast du ein paar Münzen.«
    »Ja, ein paar.«
    »Die Magier bestrafen Diebstahl sehr hart. Beim ersten Mal wirst du in die Kolonne für den Straßenbau gesteckt, beim zweiten Mal bist du tot.«
    »Straßenbau?«
    »Die große Ost-West-Straße. Es wird erzählt, dass sie eines Tages ganz Candar durchqueren wird.«
    »Aber gewiss nach unserer Zeit«, meint die Frau. Ihre Stimme ist beinahe so tief und rau wie die des Mannes.
    »Ich weiß nicht, Marran. Ich kann mich noch erinnern, als sie in Certis begonnen wurde. Und jetzt führt sie angeblich bereits halb durch die Osthörner.«
    Creslin hört zu und stellt etliche Fragen, während der Karren dahinrumpelt.
    Ein Bote, weiß gekleidet, mit rotem Streifen auf der Tunika, kommt ihnen entgegen und galoppiert weiter.
    »Ist das nicht ziemlich spät, jetzt nach Fairhaven zu kommen?« fragt Creslin.
    »So ist es besser für uns«, erklärt der Bauer. »Morgens suchen sich alle die besten Sachen heraus, und während des Tages verwelkt das Gemüse. Ich weiß nicht warum, aber in Fairhaven hält sich nichts lange frisch. In unserem Keller schon, doch dort nicht. Ich schätze, zuviel Magie. Wie dem auch sei, unsere Kunden wissen, dass wir spät kommen, und ihre Diener warten auf uns. Wir müssen uns nicht durch die Menge drängen und verschwenden nicht den gesamten Tag.«
    Creslin nickt. Demnach gibt es in Fairhaven etwas, wodurch das Gemüse schneller welkt als woanders. Seltsam, aber warum Gemüse? Oder nur einige bestimmte Gemüsesorten?
    Er kniet sich auf die Ladefläche und erblickt zwei Gebäude.
    »Das sind die alten Tore«, erklärt der Bauer. »Aus der Zeit, als die Magier nur über das Tal herrschten.«
    Creslin betrachtet die Tore und die grünen Büsche und Bäume dahinter, dann den weißgebleichten Granit des Torhauses und des Pflasters. Ihm dreht sich der Magen um. »Ich möchte hier absteigen.«
    »Bis zum Hauptplatz sind es aber noch gut zwei Meilen. Bis dorthin können wir dich gern mitnehmen. Von hier ist es noch ein beträchtlicher Fußmarsch.« Der Bauer hält die Zügel lose und wartet, wie Creslin sich entscheidet.
    »Danke, aber ich brauche etwas Zeit«, entgegnet der silberhaarige junge Mann. Er weiß, dass er überdenken muss, was er hofft, in Fairhaven, der Weißen Stadt, zu erreichen, ehe er das Zentrum all dessen betritt, das Candar ausmacht und für die kommenden Generationen, wenn nicht Jahrtausende, Candar ausmachen wird.
    »Wenn du es so willst, werden wir dich nicht abhalten.«
    »Danke.« Dann springt Creslin vom Karren. »Ich brauche etwas Zeit, um nachzudenken.«
    »Gut, aber denke nicht zuviel. Nicht das, was du denkst, zählt, sondern das, was du tust.«
    Dann fährt der Karren nach Osten auf die breite Ost-West-Straße, die beim Eintritt in die Weiße Stadt in der Mitte geteilt ist.
    Weiß ist die Stadt, so weiß wie die Mittagssonne über dem Sand der Vindrus-Wüste, so weiß wie das Licht eines Zauberstabes. Weiß und sauber, mit hellgrauem Granitpflaster, das in der Sonne weiß glitzert.
    Kurz vor den Türmen des Westtors blickt Creslin über das Tal und ist darüber erstaunt, wie sich Weiß und Grün vermengen. Hohe Bäume mit dichtem grünem Laub erheben sich über das Labyrinth weißer Mauern und breiter Straßen. Beherrschend jedoch vierteilen die Ost-West-Prachtstraße und die Nord-Süd-Straße die Stadt wie zwei weiße steinerne Schwerter.
    Langsam geht er an den leerstehenden alten Bauten vorbei, dann über eine unsichtbare Linie, hinter der fast alle Gebäude weiß aussehen. Selbst unter den dahinziehenden, Regen verheißenden grauen Wolken scheinen die Straßen aus weißem Gestein wie aus einem inneren Licht heraus zu glitzern.
    Creslin betritt die breite Prachtstraße, die ein Mittelstreifen teilt. Dieser besteht aus niedrigen Kalksteinmauern, zwischen denen Gras und Büsche wachsen. Trotz des Frühjahrs sieht er nirgends Blumen oder andere Farben, außer dem Grün von Gras und Büschen und dem Weiß der Mauern und des Pflasters. Bei längerer Beobachtung stellt Creslin fest, dass alle Pferde und Karren, die in die Stadt fahren, nur die rechte Fahrbahn benutzen, die auf dem Weg aus

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