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Türme Der Dämmerung

Titel: Türme Der Dämmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt
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heiser.
    Sie schüttelt den Kopf. »Singen in der Öffentlichkeit. Stört die Weiße Magie. Deswegen haben schon etliche das Leben lassen müssen.«
    Jetzt erst nimmt Creslin einen Schluck aus der Flasche. »Danke, was schulde ich?« Er gibt die Flasche zurück.
    »Nichts. Ich bin froh, dass du bei mir warst. Ich stamme ebenfalls nicht aus Fairhaven.« Sie wendet sich zum Grill, hält jedoch inne. »Sei vorsichtig. Du bist ein Ausländer und führst kalten Stahl.« Sie schüttet Wasser über den Grill und packt die Fladenbrote ein.
    Creslin setzt sich auf die Bank, die von der Leiche am weitesten entfernt steht und wo ihn die Mannschaft zur Unratbeseitigung nicht ungehindert sehen kann – wer auch immer das sein mag. Er isst einen Bissen von dem Fladenbrot mit Geflügel. Es ist noch warm und schmeckt hervorragend.
    Die beiden Mädchen gehen vorbei, ohne in seine Richtung zu schauen.
    »… kannst du dir vorstellen … als ob das schon was ist, bei der Weißen Garde zu sein …«
    »… spät. Vater …«
    Inzwischen sitzt Creslin im Schatten, da die Sonne hinter den Bergen im Westen versunken ist. Die drei Karren haben den Platz ebenfalls verlassen.
    Als Creslin aufsteht, erhebt sich auch der alte Mann. Dann wartet er, in welche Richtung Creslin geht. Dieser schlendert nach Süden, zurück zur Prachtstraße. Der Alte geht nach Norden, wohin auch die Fleischverkäuferin ihren Karren geschoben hat.
    Eine von Öl gespeiste Straßenlampe nach der anderen leuchtet auf. Creslin spürt bei jeder Flamme kurz ein rotes Flackern.
    Auch Fairhaven ist von leisem Stimmengewirr erfüllt. Creslin muss gegen den alles einhüllenden Nebel Weißer Magie ankämpfen, um Satzfetzen zu verstehen.
    »… nicht hier. Mein Vater …«
    Er schmunzelt.
    »… dreißig, einunddreißig, zweiunddreißig. Kein schlechter Tag … viele Ausländer, die zahlen mehr.«
    »… viele Weißröcke unterwegs heut Abend.«
    Zwei dieser Weißröcke schlendern langsam dahin und nähern sich Creslin.
    »Wonach suchen wir eigentlich?«
    »… hat er nicht gesagt. Nur, dass wir es wissen, wenn wir es sehen.«
    »Komischer Befehl, wenn du mich fragst.«
    »… habe dich nicht gefragt.«
    Creslin bückt sich und macht sich an den Stiefeln zu schaffen. Die beiden gehen vorbei, ohne den Büschen und ihm Aufmerksamkeit zu schenken. Langsam richtet er sich auf.
    Soll er die Stadt verlassen? Aber weshalb sollten sie ihn suchen? Niemand weiß von dem Zwischenfall auf dem Handelsplatz. Und weder die Marschallin noch die Tyrannin würden je die Magier um einen Gefallen ersuchen.
    Nein, er muss mehr erfahren. Nach geraumer Zeit kommt er wieder auf einen großen Platz mit einer Bank im Schatten. Obgleich sich die Nacht herabsenkt, wird der Lichtschein der Öllampen an den Straßen durch das Glitzern der weißen Steine zehnfach verstärkt. Offenbar ist der rote Schimmer für niemanden – außer ihm – sichtbar.
    Creslin sitzt auf der Bank neben einem Brunnen und bemüht sich, den Plan der Stadt zu ergründen. Auf der einen Seite dieses zentralen Platzes stehen Arkaden mit Läden jeglicher Art. Ein Schreiner, Böttcher, Gold- und Silberschmiede, Korbwaren, Stoffe – nur kaltes Eisen gibt es nicht zu kaufen. Viele, doch nicht alle Läden sind geschlossen. Eine Frau lacht glockenhell aus einem offenen Kaffeehaus am Ende der Prachtstraße.
    Je mehr Creslin sich einprägt, desto mehr verwirrt er sich. Man nennt ihn einen Sturm-Magier, doch kaltes Eisen macht ihm nichts aus, während eine gesamte Stadt voller Magier, alle weit mächtiger als er, dieses Metall scheuen.
    Der Bann des Singens in der Öffentlichkeit ist äußerst seltsam, und ebenso, dass alle wegschauen, wenn die Weiße Garde einen Mann tötet. Es ist, als wollten die Menschen hier die Macht der Garde nicht zugeben.
    Schließlich steht er auf und geht auf ein Haus zu, in das er viele Ausländer gehen sieht und aus dem gedämpfte Gitarrenmusik und Gesang ertönt. Vielleicht erfährt er dort mehr. Vielleicht prüft die Weiße Garde Schenken nicht ganz so genau. Aber womöglich kontrollieren sie diese besonders sorgfältig.
    Niemand hält ihn auf, als er den rauchgeschwängerten Raum betritt. Am Ende befindet sich eine niedrige Bühne. Darauf steht ein Mann und spielt auf der Gitarre; dazu singt er eine Art Lied.
     
    … la, la, la, lala, und die Katze spielt
    mit dem Hund am ersten Tag des Frühlings …
     
    Die Töne sind allenfalls Kupfer. Creslin könnte mühelos besser spielen. An einer Wand ist ein kleiner

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