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Türme Der Dämmerung

Titel: Türme Der Dämmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt
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weißen Schneefeldern.
    Pfiffe!
    »Aufstehen und raus!« Die Stimme des Morgenwächters klingt noch rauer als sonst.
    Vor dem Wagen fällt leichter Nieselregen in die Schlucht. Doch selbst der enthält Steinstaub, ebenso wie der Brei, der jedem Arbeiter mit einem Löffel in die Schüssel gefüllt wird. Nur das Wasser ist rein und kalt. Die Kälte erinnert ihn an fallende weiße Flocken und ein Lied.
    Seine Holzschüssel fällt auf die Steine, der Brei fließt heraus. Mit offenen Augen sieht er den feinen Regen nicht, auch nicht die Gefangenen um ihn herum, nicht einmal die Wachen.
    »NEIIIIIN!« Der Schrei gellt weiter, endlos. Der silberhaarige Mann wundert sich, dass die Wachen nicht eingreifen, selbst, als ihm klar wird, dass es seine eigene Stimme ist und dass die Soldaten sich ihm langsam nähern.
    Die Kälte und Weiße in seinen Gedanken, die vorbeirauschenden Bilder …
     
    … einer grenzenlosen Schneefläche unter Gipfeln, die den Himmel berühren
    … von silbrigen Tönen, die gegen grauschwarze
    Granitmauern prallen
    … von Essen in grünem Leder an einem Tisch auf
    einer Estrade
    … vom Reiten auf einer schmalen, mit Steinen
    gepflasterten Straße
     
    Auf wackligen Beinen schwankt er hin und her. Er hebt keinen Arm, um sich vor den Schlägen zu schützen. Dann verscheucht ein harter Schlag die Bilder. Er versinkt in Dunkelheit.
    Als er aufwacht, vermag er sich nicht zu bewegen, da er auf einem Tisch festgebunden ist. Über ihm bläht sich nasse Leinwand im Wind. Wassertropfen sickern durch und fallen auf den Tisch und auch auf seinen halbnackten Körper.
    Die dunkelhaarige Heilerin blickt zu ihm herüber. Sie verbindet die Armwunde eines anderen Gefangenen.
    »Das sollte genügen. Versuch, die Wunde sauber zu halten.«
    Der silberhaarige Mann schließt die Augen wieder und bemüht sich, regelmäßig zu atmen.
    »Ist er fertig?«
    »Der da? Ja.«
    »Was ist mit Silberkopf?«
    »Seine Atmung ist regelmäßiger, aber bis er aufwacht, kann ich nichts sagen. Eine zweite Kopfverletzung bekommt niemandem gut.«
    »Kein Verlust. Er weiß nicht mal, wer er ist.«
    »Das wird er auch nie herausfinden, wenn ihr ihm dauernd auf den Kopf schlagt.«
    »Er ist durchgedreht.«
    »Hat er jemanden geschlagen?«
    »Nein, er brüllte plötzlich ›Neeinn‹. Hörte überhaupt nicht mehr auf. Die Magier waren wirklich entsetzt.
    Gero musste ihm eins überziehen. Sie hätten ihm sonst noch Übleres zugefügt.«
    »Gut, ich werde dich benachrichtigen.«
    Der Wächter und der Gefangene verlassen das Zelt.
    »Sie sind fort.«
    Ihre Stimme ist nah bei seinem Ohr. Er zuckt zusammen. »Ruhig. Ich binde dich los.«
    Er entspannt sich soweit wie möglich, während die Heilerin ihm die Fesseln von Händen und Füßen löst. Sein Kopf schmerzt stärker als je seine Muskeln.
    »Setz dich noch nicht auf.«
    Die Heilerin beugt sich über ihn und untersucht seine Augen.
    »Was ist geschehen?« fragt sie.
    »Ich … ich weiß nicht«, murmelt er und spürt das einst vertraute Gefühl, dass sich der Magen verkrampft. »… genau …«, fügt er hinzu, um den Krampf zu lösen.
    Langsam nickt sie. »Du könntest wahrscheinlich morgen wieder arbeiten, aber du musst sehr vorsichtig sein. Du wirst die Dinge nicht mehr genauso sehen wie zuvor. Die Umstellung wird schwierig sein.« Ihre Augen gleiten zur Zeltöffnung und hinaus auf die Straße nach Osten. »Es gibt ein wunderschönes Tal, drei Meilen in Richtung Jellico. Die Magier wollen dort später eine Herberge oder einen Erholungsplatz schaffen. Der Fluss führt zu der Stelle, von der aus man in die Nordtäler von Certis gelangt und weiter nach Sligo.«
    Draußen im Regen werden schwere Schritte laut.
    »Ich muss deine Augen noch mal untersuchen.«
    »Also kommt Silberkopf wieder auf die Beine.« Der Wächter steht im Zelt.
    »Ihm ist noch schwindlig, aber ihr habt ihn nicht hart genug getroffen, um ihn zu töten. Er wird wieder gesund, aber heute muss er unbedingt ruhen. Ihm könnte in den nächsten Tagen immer wieder schwindlig werden. Wenn er sich plötzlich hinsetzt, ist es nicht vorgetäuscht.«
    »Und wie lang kann das dauern?«
    »Vielleicht nur drei oder vier Tage. Wenn er diese überlebt, wird er wieder völlig gesund. Es ist nichts gebrochen, und viel mehr kann ich nicht für ihn tun.«
    »Gut! Er kann auf seiner Pritsche ebenso gut liegen wie hier. Los, gehen wir, Silberkopf!«
    Die Heilerin schaut den Wachsoldaten an. »Noch nicht. Jetzt kann er wahrscheinlich nicht mal stehen,

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