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Türme Der Dämmerung

Titel: Türme Der Dämmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt
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Messing steht, die jedoch nicht brennt.
    Beinahe lautlos gleitet die schwere, mit Eisen beschlagene Tür auf. Obwohl es im Schloss nicht kalt ist, trägt die Frau, die hereinkommt, einen weiten Umhang mit Kapuze. Sie tritt ans Bett.
    Creslins Fähigkeit, nachts zu sehen, ist durch die Schwäche nicht beeinträchtigt. Es ist dieselbe Dame, die ihn von Andre geholt hat, obgleich ihre Gewänder jetzt schwarz, weiß und grau sind.
    »Guten Abend.« Er bemüht sich, nicht zu krächzen.
    »Ich freue mich, dass du endlich ins Land der Lebenden zurückgekehrt bist.« Sie schiebt einen Sessel ans Bett und nimmt Platz.
    »Dann sind wir schon zu zweit. Doch welches Land der Lebenden?«
    »Oh, dies ist Schloss Vergren, uralter Stammsitz des Herzogs von Montgren, und du bist sein geehrter Gast – wie auch ich.«
    »Ich fürchte, ich hatte noch nicht das Vergnügen … auf dem Ritt waren meine Gedanken nicht besonders klar.«
    »Wir haben uns bereits früher getroffen«, sagt sie. »Doch wurden wir nicht geziemend vorgestellt. Du hast vielleicht meinen Namen gehört. Aber du hast dich auch noch nicht vorgestellt.«
    Creslin bewegt sich. Funken stieben hinter den Augen auf. »Ich weiß nicht, ob das klug ist.«
    Sie wartet.
    »Nun, welchen Unterschied macht es schon. Ich heiße Creslin.«
    »Kein Vatername? Keine großen, illustren Titel?«
    Er schnaubt verächtlich. Sofort flammen Feuerblumen auf. Erschöpft sinkt er zurück in die Kissen.
    »Du bist schwächer, als du glaubst. Du hast Glück, dass du hier bist. Nur wenige schaffen solch eine Reise und noch weniger, wenn sie so krank sind wie du.«
    Krank? Hatte sich sein Fuß auf der Flucht vor den Magiern wieder entzündet? Was hatte er gesagt? Auf dem Ritt nach Vergren hatte er doch nicht etwa von seinen Reisen gesprochen?
    »Ich wollte nur sehen, wie es dir geht.« Sie steht auf und legt ihm die Hand auf die heiße Stirn.
    Trotz des Augenflimmerns sieht er die weiße Narbe am Handgelenk. Doch ehe er ein Wort herausbringt, ist sie gegangen.
    Kaum hat sich die schwere Tür geschlossen, fallen auch ihm die Augen wieder zu.

 
L
     
    » W arten?« fragt der Herzog von Montgren. »Wie lange muss ich warten? Das ist Wahnsinn. Mit jedem Tag, den er auf Vergren verbleibt, vergrößert sich die Chance, dass sie ihn finden.« Er läuft im Kreis umher.
    »Diese Chance besteht ganz und gar nicht. Für dich ergibt sich nur ein Risiko, wenn sie ihn fangen. Und das würdest du selbst herbeirufen, wenn du ihn zwingst wegzugehen, ehe er wieder bei Kräften ist.« Megaera lehnt sich auf dem gepolsterten Ledersessel zurück.
    »Warum habe ich …?«
    »Weil du, mein lieber Vetter, gerade die Pferde bitter nötig hast, die mit dem nächsten Küstenschiff von Westen her eintreffen – und die Bogen und Schäfte aus kaltem Stahl. Außerdem brauchst du den Protest meiner lieben Schwester beim Erzmagier. Dir bringt doch der Ärger der Marschallin von Westwind Gewinn.«
    »Das alles nützt mir gar nichts, wenn die Magier ihn hier finden.«
    »Das glaubst du doch selbst nicht.« Sie lächelt und zeigt dabei ebenmäßige weiße Zähne. Ein Funkeln vertreibt die Müdigkeit aus den Augen. »Die Magier können es sich nicht leisten, in dein Land einzufallen, um herauszufinden, ob er hier ist oder nicht. Du bist sicherer, solange wir hier sind, als später. Er allein ist gewiss mehrere Kavallerieabteilungen wert, vorausgesetzt, dass er die Last des Todes zu tragen vermag.«
    »Ich wünschte, er wäre gesund und ihr beide fort, auf dem Weg zu den Taten, die ihr tun zu müssen glaubt.« Der Herzog macht eine Pause. »Was sollst du eigentlich tun?«
    Sie lächelt. »Ich weiß es nicht, lieber Vetter. Nur, dass ich westlich der Osthörner nicht willkommen bin und dass er nirgends willkommen zu sein scheint.«
    »Verdammt!« Der Herzog schließt den Mund, öffnet ihn jedoch gleich wieder. »Du planst doch nicht etwa …«
    »Zu bleiben?« Ihr Lächeln scheint wie weggeblasen. »Dieser Gedanke war mir gekommen.«
    Er starrt auf die Glut im Kamin. Von einer Kohle flackert einen Herzschlag lang ein weißes Licht auf.
    Megaera lächelt wieder. »Das wäre aber nicht möglich. Meine liebe Schwester hat zu viele Menschen an deinem Hof gekauft. Und sie möchte, dass wir den Magiern – sagen wir – Schwierigkeiten bereiten.«
    »Du stimmst ihren wahnwitzigen Plänen zu?«
    »Spielt das eine Rolle?« Megaera reibt sich das Handgelenk, sagt aber nichts.
    »Ich glaube nicht, soweit es Ryessa betrifft.« Der Herzog

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