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Türme Der Dämmerung

Titel: Türme Der Dämmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt
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schnaubt verächtlich. »Er weiß nicht einmal, dass er ein Schwarzer ist. Außerdem ist er mit einer Grauen verbunden, die sich für eine Weiße hält.«
    »Bist du dir wegen dieses Lebensbandes sicher?«
    »Du hast es mir doch gesagt.«
    Eine Zeitlang reiten sie schweigend weiter.
    »Was kommt als nächstes?« fragt die Heilerin.
    »Ich muss sehen, was ich mit Creslin anfangen kann. Du … Westwind, würde ich sagen.«
    »Ich hasse die Kälte.« Sie schüttelt sich.
    »Ich bin nicht gerade begeistert, mich mit Creslin und Megaera abzugeben. Möchtest du das tun?«
    »Ich übernehme lieber die Marschallin, danke.« Dann fügt sie hinzu: »Kälte oder nicht.«

 
XLVIII
     
    C reslin soll eigentlich noch nicht aufstehen, aber er hat es satt, in der kleinen Hütte herumzuliegen. Es war ein Fehler, die Schafe zu heilen. Er war selbst noch nicht wieder gesund gewesen und wusste nicht, was er tat.
    Langsam setzt er sich auf und schaut zu dem halboffenen Fenster gegenüber dem Kamin. Der klare blaugrüne Himmel zeigt an, dass es später Nachmittag ist. Er zieht die weite Hose und das dicke Wollhemd an, das er sich vom Schafzüchter geborgt hat, und geht nach draußen zum Zaun, der die Schafe vom Garten fernhält.
    Er blickt auf die cremefarbenen Schafe mit den schwarzen Gesichtern, die das üppige Gras fressen, ohne ihn eines Blickes zu würdigen.
    Im Westen – jenseits der sanften Hügel, der fruchtbaren Äcker in Certis und der Flüsse, die sie überfluten, ehe sie in das Meer im Norden münden – liegen die Osthörner und die Straße der Magier, die dem Erzmagier ermöglichen wird, ganz Candar zu beherrschen oder zumindest den Teil Candars, der östlich der Westhörner liegt.
    »Euer Gnaden …«
    Creslin wäre es lieber, die einfachen Leute würden ihn nicht mit einem Titel ansprechen. Er hat ihn mit Sicherheit nie beansprucht und in seinem geschwächten Zustand nur ein wenig geholfen, indem er ein krankes Schaf geheilt hat. Das war ein Fehler, denn er ist danach zusammengebrochen und erst in der Hütte wieder aufgewacht.
    »Ja, Mathilde?«
    »Da ist eine Dame, die Euch sprechen möchte.«
    »Was?« Er blickt zurück zur Hütte mit dem grauen Reetdach. Daneben wartet ein Dutzend bewaffnete Soldaten hoch zu Ross.
    Und in den Lüften verschwindet vor seinen Augen ein weißer Vogel. Langsam nähert er sich der Hütte und den Soldaten. In Anbetracht dessen, was Andre und seine Familie für ihn getan haben, kann er sie unmöglich den Soldaten preisgeben. Er sammelt soviel Wind wie möglich. Doch ist er noch so schwach, dass nur eine schwache Brise durch sein silbernes Haar streicht.
    »Wartet auf mich, Euer Gnaden.«
    Er bleibt stehen und wartet auf die kleine Mathilde in dem dicken Hirtenmantel. »Haben die Männer gesagt, was sie wollen?«
    »Nur die Dame hat gesprochen. Sie fragte nach dem Meister, der aus dem Westen kam.« Die Kleine blickt ihn vorwurfsvoll an. »Ihr habt nie gesagt, dass Ihr ein Meister seid.«
    »Ich bin auch keiner.« Der Krampf im Magen verrät ihn, deshalb fährt er fort: »Ich mag nicht darüber nachdenken. Manche Menschen halten mich allerdings für einen Meister.«
    »Ich glaube, Ihr seid ein Meister. Papa auch. Mama weiß nicht, warum soviel Wirbel gemacht wird. Sie meint, Ihr seid viel zu feinfühlig, um einer Fliege ein Leid anzutun, und dass das jeder Schwachkopf sehen kann.« Mathilde blickt ängstlich zu ihm auf. »Ist das nicht so?«
    »Ich könnte dir oder deiner Familie nie ein Leid zufügen – oder überhaupt irgendeinem guten Menschen.«
    »Aber schlechten Menschen tut Ihr weh?«
    »Ja«, gibt er zu.
    »Ich wusste es! Ihr seid ein guter Meister. Das habe ich auch der Dame gesagt.«
    Creslin ist vom Glauben und von der Ehrlichkeit des Kindes erschüttert.
    Aus dem Norden wälzen sich schwere Wolken gleich Schlachtrössern heran, die ständig dunkler werden. Er blickt zu den Soldaten im Sattel. Zwei Pferde sind ohne Reiter. Vor Andre steht eine Frau mit langem roten Haar, das sie mit Kämmen zurückgesteckt hat. Ihre Stimme dringt bis zu dem silberhaarigen Mann und dem Kind.
    »… aus dem Unwetter ist er gekommen? Zu Fuß? Und er war nicht nass?«
    »Ja, Euer Gnaden, so war es. Aber verwundet war er und hat geblutet. Und heiß wie ein Kessel war er, und wirr hat er geredet.«
    Beide schweigen und blicken Creslin und Mathilde entgegen.
    »Ich habe ihn gefunden, Papa«, erklärt Mathilde.
    Andre schaut ihm nicht in die Augen, sondern zu Boden. Creslin fängt den Blick der grünen

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