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Türme Der Dämmerung

Titel: Türme Der Dämmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt
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beunruhigender als die Feindschaft der Magier Fairhavens.
    Die Dämmerung senkt sich langsam herab. Creslin schickt einige Worte hinaus in die Dunkelheit.
     
    … Harfensaiten erzählen von der Engel Los,
    als diese entflohen dem himmlischen Schoß.
    Du singst, die Wahrheit sei stark,
    doch jeder Ton, den du anstimmst, klingt falsch und arg.
     
    Soll ich vertrauen deinem Gesang?
    Hat der Hass solch silbernen Klang?
     
    Die Worte des Liedes klingen nicht richtig. Er wünscht, er hielte seine Gitarre in der Hand. Doch sie liegt irgendwo in Westwind.

 
LIII
     
    C reslin klopft an die schwere Tür und wartet. Aldonya hat ihm beim Mittagessen eine Botschaft überbracht, die jetzt in seinem Gürtel steckt. Megaera war nicht anwesend. In wenigen säuberlich geschriebenen Worten teilt sie ihm mit, dass sie und er zusammenarbeiten müssen.
    »Komm …«
    Megaeras Tür ist wie seine mit Eisen beschlagen. Dann öffnet sie sich. Aldonya steht vor ihm. »Tretet ein. Ihre Gnaden wird gleich hier sein. Sie erwartet Euch.«
    Creslin tritt ein und blickt umher. Die geschlossene Tür rechts führt wohl ins Schlafgemach. Ein niedriger Tisch steht zwischen einem Diwan mit hoher Lehne und einem Armsessel. Zwei Becher und ein Topf mit Deckel stehen auf dem Tisch.
    Ansonsten gleichen die Täfelung an den Wänden, die Messinglampen, der Tisch und die Armsessel vorm Fenster denen in seinem Gemach. Nur die Farben sind anders. Bei ihm ist alles grün und gold, bei Megaera blau und cremefarben.
    »Möchtet Ihr heißen Tee?«
    »Nein … nein, danke.« Er macht eine Pause. »Bist du schon lange bei Megaera?«
    »Nein, Euer Gnaden. Ich … ich bin erst hier in ihren Dienst getreten.«
    »Hast du vorher zum Haushalt des Herzogs gehört?«
    »Nein, Euer Gnaden. Ihre Gnaden selbst … hat mich gefunden.« Sie schlägt die Augen nieder. Er fragt sich, wie viel der Wahrheit sie verschweigt.
    »Sie ist … reizend.«
    »Ja, Euer Gnaden.«
    Wieder verbergen ihre Worte mehr, als sie enthüllen, obgleich sie aufrichtig klingen.
    »Guten Tag, Creslin.« Megaeras Stimme klingt nicht so rau wie sonst. Ihr Klang erinnert ihn an die Ereignisse in jener Nacht, die vielleicht nie stattgefunden haben. Konnten sie je so geschehen sein, wie sie in seiner Erinnerung bestehen? Bei Megaeras jetziger Einstellung ihm gegenüber?
    Sie schreitet zum Fenster. Auf dem achteckigen Tisch davor steht ein Spiegel. Creslin folgt ihr. Zum ersten Mal wird ihm bewusst, wie zart sie ist.
    »Setz dich. Ganz gleich, was geschehen wird. Ein paar Dinge musst du wissen. Aldonya, du kannst gehen.« Die letzten Worte spricht sie sanft, beinahe liebevoll, ganz im Gegensatz zu dem Ton Creslin gegenüber.
    Beide setzen sich. Creslin dreht dem halboffenen Fenster den Rücken zu. »Es tut mir leid wegen neulich, aber ich mag dich immer noch nicht besonders.«
    »Das verstehe ich nicht, zumal du nicht die Wahrheit sagst. Auch dir gegenüber bist du nicht ehrlich.« Er macht eine Pause. »Wenn es hilft … deine Meinung über mich trifft wahrscheinlich zu. Ich habe nicht vieles durchdacht.«
    »Ich versuche mich zu entschuldigen, aber du greifst mich sofort an.« Sie blickt zum Spiegel. »Gut, großer Sturm-Magier, sage mir, was ich fühle.« Die Worte gleichen Eisblöcken.
    »Ich wollte dich nicht angreifen. Du weißt nicht, was du in Bezug auf mich fühlst.« Er wartet auf ihre Antwort. Sein Magen bleibt ruhig, ein Zeichen dafür, dass er zumindest glaubt, was er sagt.
    Megaera bleibt stumm und blickt ihn mit kalten grünen Augen an.
    »Du hasst deine Schwester«, fährt er fort. »Und du hasst die Tatsache, dass du an mich gebunden bist. Du hast das Gefühl, du müsstest mich hassen, doch tief im Innern tust du es nicht. Und das hasst du ebenfalls.« Er hebt die Hand, für den Fall, dass sie ihm wieder eine Ohrfeige geben will.
    »Ich schulde dir etwas, Creslin. Hass gehört nicht ins Bild.«
    »Ich habe nicht gesagt, dass du mich magst oder insgeheim in mich verliebt bist. Ich habe nur gesagt, dass du mich nicht hasst.«
    »Wegen deiner überheblichen Mutmaßungen könnte ich dich mit Leichtigkeit hassen.«
    »Wie du willst …« Er seufzt. »Du wolltest mir etwas mitteilen?«
    »Nur, weil ich leben will, und das ist nicht möglich, wenn du nicht lebst. Ich hege keinesfalls den Wunsch, ohne Verstand zu sein.«
    »Warum suchen wir nicht einen Magier, der dieses Lebensband zu lösen vermag?« schlägt er vor.
    »Weil es zu spät ist. Meine teure Schwester war äußerst gerissen. Sie hielt

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