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Türme Der Dämmerung

Titel: Türme Der Dämmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt
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herabfallen.
    Schließlich senkt Llyse die Augen, verbeugt sich und verlässt den Raum.

 
LXIII
     
    C reslin schenkt den spöttischen Blicken des Steuermanns keine Beachtung, als er schwankend zum Heck geht. Der Gang ist dunkel, dennoch führen ihn seine geschwächten Sinne zur Kajütentür. Er tritt ein. Megaera atmet tief und gleichmäßig in der unteren Koje.
    »Creslin?« fragt sie schlaftrunken.
    »Ja.«
    »Leg dich hin und schlafe. Überlasse die Sorge für deinen Körper dem Verstand. Gute Nacht.«
    Creslin entledigt sich des Schwertgurts, lässt sich auf einen Sessel fallen und zieht Stiefel, Tunika, Hemd und Hose aus. Dann klettert er in seine Koje. Megaera hat die Decke zurückgeschlagen.
    »Danke«, sagt er leise.
    »Schlaf jetzt.«
    Trotz des leichten Modergeruchs in der Kajüte schläft er sogleich ein. Als er die Augen wieder öffnet, fällt helles Tageslicht durch die Bullaugen. Megaera schläft noch.
    Creslin setzt sich auf. Rumms! Er reibt sich den Kopf. Die Decke auf dem Schiff ist fast so niedrig wie im Gefangenenlager. Vorsichtig lässt er sich hinab. Er will den Rotschopf nicht wecken und zieht sich ganz leise an.
    »Du hast einen ansprechenden Körper, das muss ich zugeben.«
    Creslin wird rot und zieht schnell die Hose hoch. »Ich wollte dich nicht wecken.«
    Rumms. Creslin grinst.
    Megaera reibt sich ebenfalls den Kopf. »Das ist nicht komisch. Es tut weh!«
    »Ich weiß. Ich habe mir auch den Kopf gestoßen.«
    »Oh.«
    Creslin überlegt, ob er es wagen kann, sich auf dem schwankenden Deck zu rasieren. Er nimmt das Rasiermesser und das dünne grüne Handtuch, das zusammengefaltet auf der Kommode liegt. Trotz der wirren Locken sieht Megaera beneidenswert frisch aus.
    »Ich suche mir einen Platz zum Rasieren und Waschen.«
    Megaera bleibt in die Decke eingehüllt.
    Creslin geht an Deck. Es ist ein klarer windiger Tag.
    Klerris steht am Bug und blickt nach Südosten.
    Creslin findet den Ort, um die dringenden Bedürfnisse zu erledigen. Dann schaut er sich suchend nach einer Gelegenheit zum Rasieren um. Frischwasser gibt es nicht, aber an der Reling hängen zwei Eimer. Er holt Wasser an Deck und benetzt das Gesicht. Beim Rasieren schneidet er sich zweimal.
    Dann lässt er den Eimer ein weiteres Mal nach unten und schöpft Wasser. Er sammelt sich. Auf der Reling erscheint eine dünne weiße Kruste. Er taucht den Finger in den Eimer, kostet, lächelt zufrieden und wäscht den Schmutz der vergangenen Tage ab. Danach holt er nochmals einen Eimer herauf, entfernt das Salz und trägt ihn in die Kajüte.
    Megaera ist bereits angekleidet und kämmt ihr rotes Haar.
    »Frischwasser«, erklärt Creslin.
    »Danke.«
    Als er den Eimer abstellt, wandern seine Augen zu dem Nachttopf, der nun an einer etwas anderen Stelle steht. »Soll ich …?«
    Megaera lächelt spöttisch. »Ein bisschen Zerstörung schaffe ich gerade noch. So ist es viel einfacher.«
    Creslin errötet und verstaut das Rasiermesser. Das Schwert lässt er an dem Haken neben der Kommode hängen.
    »Zum Frühstück gibt es Zwieback und Trockenobst.«
    »Trockenobst?«
    »Gedörrte Früchte. Wenn du lieber frische hast, könnte ich das einrichten.«
    »Oh?«
    »Deshalb bin ich beim Bau der Straße der Magier gelandet.«
    Sie lacht. Manchmal kann sie so warmherzig und zugänglich sein.
    »Eigentlich dumm, wenn man bedenkt, was ich sonst noch getan habe.«
    Megaera nickt. Dann gehen beide in die Messe. Freigr ist nicht da, aber ein Mann, der eine gewisse Autorität ausstrahlt, erhebt sich an einem der Tische und lädt sie ein, Platz zu nehmen. Am anderen Tisch sitzen drei Matrosen.
    »Gössel, Steuermann«, stellt er sich vor. »Ich freue mich, wenn Ihr hier Platz nehmt.«
    Sie setzen sich dem Mann mit dem braunen buschigen Haar gegenüber, das er zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden trägt. Auf dem Tisch stehen Trockenobst, gelber Käse, harter Zwieback und zwei dicke braune Krüge in Halterungen.
    Gössel lehnt sich zurück und holt zwei Becher von einem Bord. »Hier.«
    »Danke«, sagen sie wie aus einem Mund. Creslin schüttelt den Kopf, Megaera lächelt.
    »Könntest du tatsächlich …?« Megaera deutet auf einen getrockneten Pfirsich.
    »Ich kann es versuchen.«
    Gössel runzelt die Stirn, als Creslin einen getrockneten Pfirsich in die Hand nimmt. Der junge Prinz mit den Silberhaaren versucht, das Gefühl in sich wachzurufen, das er beim Most empfunden hatte. Plötzlich verwandelt sich der verschrumpelte Pfirsich in eine samtene

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