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Türme Der Dämmerung

Titel: Türme Der Dämmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt
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Nordbucht lauern bestimmt zwei Schiffe, und ich verfüge nur über diese elende Schaluppe.«
    »Wie lange?« fragt Creslin müde.
    »Was?«
    »Wie lange, bis sie auftauchen?«
    »Frühestens übermorgen, vielleicht aber auch erst am darauf folgenden Abend. Alles hängt vom Wind im Golf ab – und ob sie einen eigenen Wind-Magier an Bord haben.«
    Wieder taucht das Schiff in ein Wellental. Creslins Magen befindet sich nicht mehr dort, wo er hätte sein sollen. Sein Inneres will sich nach außen stülpen. Er schluckt und wehrt sich gegen die Seekrankheit. Er kann wilde Pferde reiten, Steilhänge auf Skiern hinabsausen … warum nur muss ihm auf so einem einfachen Schiff derart schlecht sein?
    Er hängt sich über die Reling und lässt sich vom Wind das Gesicht kühlen.
    »Alles in Ordnung?« fragt der Schwarze Magier. Vorsichtshalber hält er sich luvseitig von Creslin.
    »Nein.«
    »Kannst du mir dennoch zuhören?«
    »Ich glaube schon.« Gischt sprüht vorbei.
    »Na schön. Die Wolken, die Winde, der Regen … alle sind miteinander verwandt. Jedes Mal, wenn du nach den kalten Winden in der Höhe greifst, veränderst du etwas. Das Unwetter, das du heraufbeschworen hast, um Montgren zu erreichen, verwehrte den Bauern von Kyphros über zwei Achttage lang den wichtigen Regen. Der Nebel und das Gewitter, mit deren Hilfe du dich nach Tyrhavven vorgekämpft hast, wird wohl einem Großteil Sligos einen harten und frühen Winter bescheren. Der stete Regen seit unserem Auslaufen ist dein Werk.«
    »Mein Werk?«
    »Hörst du nicht zu? Wenn du die Winde von einem Ort abziehst, muss Luft von woandersher einfließen.«
    »Oooh!«
    »Stell es dir so vor«, fährt Klerris mit harter Stimme fort. »Die Luft, die wir einatmen, ist wie der Ozean. Ein Luft-Ozean. Kannst du einen Eimer Wasser aus dem Ozean schöpfen, ohne dass das Wasser sofort den Raum einnimmt, den du geleert hast?«
    Creslin denkt nicht gern an einen Ozean aus Luft. Der Ozean aus Wasser macht ihm genügend Schwierigkeiten. »Nein«, gesteht er ein.
    »Wenn du die Winde umleitest, veränderst du den Luft-Ozean. Je mehr du veränderst, desto größere Verwirrung richtest du an.«
    »Sollte ich sie uns umbringen lassen?« Creslin vergisst den Aufruhr in seinem Magen.
    »Das habe ich nie behauptet. Es ist deine Schuld, nicht die meine.«
    »Was verlangst du?«
    »Dein Verständnis. Und ich will dich lehren, wie du deine Gaben einsetzen sollst.«
    »Ich werde darüber nachdenken.«
    Klerris lächelt traurig. »Wie du willst.« Er dreht sich um und lässt Creslin an der Reling stehen.
    Creslin betrachtet die Wellen und lässt sich die kalte Luft um die Nase wehen. Langsam nähert sich der Tag dem Ende.

 
LXII
     
    » D as hat Korweil getan?« fragt die Marschallin ruhig und blickt von ihren Aufstellungen über die Vorräte auf.
    Llyse nickt. »Das besagt die Botschaft. Es war eine private Zeremonie. Aber die Mitregentschaft hat mich wirklich überrascht.«
    »Welche Mitregentschaft?«
    »Er hat Creslin und Megaera zu Mitregenten über Recluce ernannt.«
    »Nein!«
    »Doch.«
    »Er ist ein Sturkopf, aber nicht so verschlagen.« Die Marschallin markiert die Seite ihres Buches und schließt es sodann. »Ohne die Armspangen wird Megaera sich nie und immer einem Mann unterordnen. Zumindest hat Ryessa das angedeutet. Allerdings hat sie nie gesagt, warum sie es für nicht sicher hielt, Megaera die Fesseln abzunehmen.«
    »Traust du der Tyrannin?« fragt Llyse.
    »Nein. Doch eine derartige Lüge würde ihr keinerlei Vorteil bringen. Ich vermute, dass sie ihre Schwester irgendwie mit Creslin verknüpft hat, mit einem magischen Band, das die Sub-Tyrannin zwingt, Creslin zu folgen … und ihn am Leben zu erhalten.« Sie schüttelt den Kopf. »Creslin hat von irgendwoher Hilfe erhalten, wahrscheinlich von den Schwarzen aus dem Osten. Aber die Mitregentschaft – das muss Creslins Werk gewesen sein. Ich hoffe nur, dass das Risiko nicht zu hoch ist, auf das er sich eingelassen hat.«
    Llyse schweigt und wartet. Vor den Fenstern des Schwarzen Turms heult der Wind und fällt der Schnee.
    Die Marschallin hebt die Brauen. »Hast du noch Fragen?«
    »Creslin war es nie bestimmt, nach Sarronnyn zu gehen.«
    Dylyss blickt durch die vereisten Scheiben.
    »War es nicht?« fragt die Marschallin.
    »Nein.«
    »Allerdings. Man hat ihn, wie mich, alles gelehrt, doch man sagte ihm das nie, oder?«
    Die Marschallin blickt weiter auf die Schneeflocken, die vor dem Schwarzen Turm

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