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Tunnel - 01 - Das Licht der Finsternis

Tunnel - 01 - Das Licht der Finsternis

Titel: Tunnel - 01 - Das Licht der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Roderick & Williams Gordon
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vorangegangen sind.«
    Rasch schwang er die Leuchtkugel auf die andere Seite seines Gesichts. »Aber, aber, verehrter Professor, die Beiträge, die Sie auf so vielen Fachgebieten geleistet haben – ich nenne da nur Medizin, Physik, Chemie, Geologie und natürlich vor allem die Archäologie –, sind von unschätzbarem Wert! Sie gelten als einer der größten lebenden Wissenschaftler unserer Zeit. Hätten Sie das je für möglich gehalten, damals, als Sie mit den Grabungsarbeiten zu dem Tunnel in Ihrem Keller anfingen?«
    Dr. Burrows seufzte ein melodramatisches »Hm«, während die Leuchtkugel ein weiteres Mal die Seite wechselte. »Nun, ich wusste natürlich, dass ich das Potenzial zu Höherem besaß … bedeutend Höherem als die Stelle des Museumsdirektors in … in …«
    Dr. Burrows’ Stimme wurde immer leiser, bis er ganz verstummte und stehen blieb. Er starrte mit ausdruckslosem Gesicht vor sich hin. Dann steckte er die Leuchtkugel ein, hockte sich in den Schatten der Steine und dachte an seine Familie. Er fragte sich, wie sie wohl ohne ihn zurechtkamen. Nach einer Weile schüttelte er den ungepflegten Kopf, trottete langsam zum Feuer zurück und starrte gedankenverloren in die Flammen, die vor seinen Augen immer stärker verschwammen. Schließlich nahm er die Brille ab und wischte sich mit dem Handballen die Feuchtigkeit aus den Augen.
    »Ich muss das einfach tun«, sagte er zu sich, setzte die Brille wieder auf und griff erneut nach dem Bleistift. »Ich muss es einfach tun. «
    Der Schein des Feuers strahlte zwischen den Felsblöcken des Steinkreises hindurch und warf tanzende Lichtflecke auf den Boden und die Wände des Tunnels. Die Gestalt, die – vollkommen in die Arbeit vertieft – inmitten dieses Feuerrades hockte, grummelte leise vor sich hin und radierte einen Fehler im Notizbuch aus.
    In diesem Moment gab es niemanden auf der Welt, an den Dr. Burrows auch nur einen Gedanken verschwendet hätte. Er war wie besessen – so derartig besessen, dass nichts anderes mehr zählte. Absolut gar nichts.

29
    Im Kamin brannte ein warmes Feuer. Mr Jerome lehnte sich in seinem Ohrensessel zurück und las die Zeitung. Hin und wieder, wenn die stark gewachsten Seiten eigenwillig nach innen knickten, schüttelte er reflexartig die Handgelenke, um sie wieder aufzurichten. Von seinem Platz am Tisch konnte Will keine einzige Schlagzeile entziffern; weil das offenbar sehr grobe Papier die Druckerschwärze so stark aufsaugte wie Löschpapier.
    Cal deckte eine weitere Karte auf und wartete gespannt auf die Reaktion seines Bruders. Doch Will konnte sich einfach nicht auf das Spiel konzentrieren. Es war das erste Mal, dass er sich mit Mr Jerome im gleichen Raum befand und nicht mit unfreundlichen Blicken oder vorwurfsvollem Schweigen bedacht wurde – ein bedeutender Schritt in ihrer Beziehung.
    Plötzlich flog die Haustür krachend auf, und alle drei schauten auf.
    »Cal, Will!«, rief Onkel Tam, während er durch die Salontür polterte und das Bild scheinbaren Familienglücks störte. Als er Mr Jerome sah, der ihm von seinem Sessel aus böse Blicke zuwarf, riss er sich zusammen.
    »Oh, Entschuldigung, ich …«
    »Ich dachte, wir hätten eine Vereinbarung«, knurrte Mr Jerome, stand auf, faltete die Zeitung und klemmte sie sich unter den Arm. »Du wolltest doch nicht hierher kommen … wenn ich zu Hause bin.« Steif stolzierte er an Tam vorbei, ohne ihn auch nur eines Blickes zu würdigen.
    Onkel Tam verzog das Gesicht und setzte sich neben Will. Mit einer verschwörerischen Handbewegung bedeutete er den Jungen, näher zu kommen, wartete aber, bis Mr Jeromes Schritte in den Tiefen des Hauses verhallt waren.
    »Es ist so weit«, flüsterte Tam, schlug den Mantel auf und holte eine angestoßene Metallbüchse aus seiner Innentasche. Er schraubte den Deckel ab, zog eine zerfledderte Karte daraus hervor und breitete sie auf dem Tisch aus. Dann bog er die Ecken nach hinten, damit die Karte flach lag, und wandte sich an Will: »Chester wird morgen Abend in die Verbannung geschickt.«
    »Oh, Gott.« Will setzte sich ruckartig auf, als hätte er einen elektrischen Schlag erhalten. »Das kommt ziemlich plötzlich, oder nicht?«
    »Ich habe es gerade erst erfahren. Das Ganze ist für sechs Uhr geplant«, erklärte Tam. »Am Bahnhof wird sich eine ziemlich große Menge versammeln. Die Styx lieben es, solche Aktionen in ein Spektakel zu verwandeln. Sie glauben, ein Menschenopfer ist gut für die Moral.« Dann widmete er sich

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