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Tunnel - 01 - Das Licht der Finsternis

Tunnel - 01 - Das Licht der Finsternis

Titel: Tunnel - 01 - Das Licht der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Roderick & Williams Gordon
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bekommen, werden sie dich, früher oder später, zum Reden bringen – darauf kannst du dich verlassen. Und das würde uns alle in Gefahr bringen«, sagte er düster.
    »Dann müssten wir ebenfalls fliehen, stimmt’s, Onkel Tam?«, meinte Cal in wagemutigem Ton.
    »Du machst wohl Witze!«, fuhr Tam in scharf an. »Wir hätten nicht die geringste Chance. Wir würden sie nicht einmal kommen sehen.«
    »Aber …«, setzte Cal an.
    »Hör zu, Caleb, das ist nicht irgendein Spielchen. Wenn du den Styx ein Mal zu oft in die Quere kommst, wirst du keine Zeit mehr haben, es zu bereuen. Ehe du dich’s versiehst, tanzt du mit dem Leibhaftigen.« Tam schwieg einen Moment. »Du weißt doch, was das bedeutet, oder? Man wird dir die Arme mit Kupferdraht auf den Rücken nähen …« Er rutschte unbehaglich auf seinem Stuhl hin und her. »Dann die Lider abreißen und dich in die finsterste Höhle sperren, die du dir nur vorstellen kannst – stockdunkel und voller Rotglüher.«
    »Rot … was?« ,fragte Will.
    Tam erschauderte, ignorierte Wills Zwischenruf und fuhr fort: »Was glaubst du, wie lange du das durchhältst? Wie viele Tage, denkst du, wirst du in der völligen Finsternis mit dem Kopf gegen die Wände schlagen, während der Staub dir in den trockenen Augen brennt, bis du vor Erschöpfung zusammenbrichst? Bis du die ersten Bisse auf deiner Haut spürst, wenn sie sich über dich hermachen und dich bei lebendigem Leib auffressen? So was würde ich nicht einmal meinem ärgsten Feind wünschen …«
    Die beiden Jungen mussten heftig schlucken, doch dann leuchtete Tams Gesicht wieder auf. »Genug davon«, sagte er. »Du hast doch noch diese Kugel, oder?«
    Will sah ihn, noch immer ziemlich benommen, einen Moment fragend an. Doch dann riss er sich zusammen und nickte.
    »Gut.« Tam holte ein kleines Stoffbündel aus seiner Manteltasche und legte es vor Will auf den Tisch. »Und die hier könnten auch ganz nützlich sein …«
    Zögernd berührte Will das Bündel.
    »Na los, sieh schon nach.«
    Will faltete die Stoffecken auseinander. In der Mitte des Tuchs lagen vier unebene schwarzbraune Steine von der Größe einer Murmel.
    »Luxsteine!«, stieß Cal hervor.
    »Ja. Die sind seltener als Schneckenhautstiefel«, sagte Tam lächelnd. »Man findet sie in den alten Büchern beschrieben, aber außer mir und meinen Männern hat noch niemand sie jemals zu Gesicht bekommen. Imago hat die hier gefunden.«
    »Und was bewirken die?«, fragte Will und inspizierte die seltsamen Steine.
    »Hier unten kann man einen Kolonisten oder, schlimmer noch, einen Styx nicht einfach in einem offenen Kampf besiegen. Dir stehen nur zwei Waffen zur Verfügung: Licht und Flucht« ,erklärte Tam. »Wenn du in die Enge getrieben wirst, dann brich einfach einen dieser Steine auf: Schlage ihn gegen eine harte Oberfläche – aber schau weg! Der Stein wird das gleißendste Licht ausstrahlen, das man sich nur vorstellen kann. Ich hoffe, die hier sind noch funktionsfähig«, fügte er hinzu und wog einen in seiner Hand. Dann sah er Will an. »Und, glaubst du, du schaffst das alles?«
    Will nickte.
    »Gut.«
    »Danke, Onkel Tam. Ich weiß gar nicht, was ich sagen soll …«, setzte Will stockend an.
    »Keine Ursache, mein Junge«, erwiderte Tam und strubbelte ihm durch die Haare. Dann schaute er auf den Tisch und schwieg ein paar Sekunden. Für Will und Cal kam das völlig unerwartet: Stille und Onkel Tam passten einfach nicht zusammen. Noch nie zuvor hatte Will diesen derb-fröhlichen Mann so erlebt, und er hatte nur eine Erklärung dafür: Sein Onkel war betrübt und versuchte, es zu verstecken. Doch als Tam den Kopf hob, war sein breites Grinsen wieder da, und seine Stimme polterte wie eh und je.
    »Ich habe das alles kommen sehen … es musste eines Tages passieren. Die Macaulays sind loyal, und wir kämpfen für diejenigen, die wir lieben und an die wir glauben, ganz egal, welchen Preis wir dafür zahlen. Du hättest ohnehin versucht, Chester zu retten und deinem Vater zu folgen, ob ich dir nun geholfen hätte oder nicht.«
    Will nickte und spürte, wie ihm die Tränen in die Augen stiegen.
    »Hab ich’s mir doch gedacht«, dröhnte Tam. »Genau wie deine Mutter … wie Sarah … ein Macaulay vom Scheitel bis zur Sohle!« Er packte Will fest bei den Schultern. »Mein Verstand weiß, dass du gehen musst, aber mein Herz sagt etwas anderes.« Er drückte Will und seufzte. »Ein Jammer … wir hätten hier viel Spaß haben können, wir drei … wirklich viel

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