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Tunnel - 01 - Das Licht der Finsternis

Tunnel - 01 - Das Licht der Finsternis

Titel: Tunnel - 01 - Das Licht der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Roderick & Williams Gordon
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den Kater bastelte, den das jedoch nicht zu stören schien.
    »Es riecht schlecht. Das muss doch gegen das Gesetz sein«, sagte Cal im Brustton der Überzeugung.
    »Da muss ich dich enttäuschen«, erwiderte Will und führte sie durch die dunkle Straße. Er musste zusehen, dass sie sich von den großen Straßen fernhielten und möglichst in den Seitengassen blieben, auch wenn ihre Route dadurch noch schwieriger und umständlicher wurde.
    Und so machten sie sich auf den langen Weg nach Norden. Während sie die City durchquerten, begegnete ihnen nur ein einziger Polizeiwagen, aber Will konnte Cal und den Kater gerade noch rechtzeitig um eine Ecke schieben.
    »Sind die Polizisten wie die Styx?«, fragte sein Bruder.
    »Nicht ganz«, erwiderte Will.
    Mit dem Kater auf der einen Seite und Cal, der immer wieder nervös zusammenzuckte, auf der anderen, trotteten sie weiter. Von Zeit zu Zeit blieb sein Bruder plötzlich unvermittelt stehen, als hätte man ihm eine unsichtbare Tür direkt vor der Nase zugeschlagen.
    »Was ist los?«, fragte Will bei einem dieser Zwangsaufenthalte.
    »Hier liegt was in der Luft … Ärger … und Angst«, sagte Cal angespannt und schaute nervös zu den Fenstern über einer Ladenfront hoch. »Es ist ganz deutlich. Das gefällt mir überhaupt nicht.«
    »Ich kann nichts sehen«, erwiderte Will, da er nicht verstand, was seinen Bruder beunruhigte. Über dem Geschäft lagen ganz normale Fenster, durch deren Vorhänge ein schmaler Lichtstreifen fiel. »Hier ist nichts. Das bildest du dir nur ein.«
    »Nein, tue ich nicht. Ich kann es riechen«, sagte Cal nachdrücklich, »und der Geruch wird immer stärker. Ich will hier weg.«
    Nachdem sie mehrere Kilometer auf umständlichen und verschlungenen Wegen zurückgelegt hatten, erreichten sie schließlich die Kuppe eines Hügels, an dessen Fuß sich eine viel befahrene Hauptverkehrsstraße mit sechs Spuren befand.
    »Jetzt weiß ich, wo wir sind. Es ist nicht mehr weit. Vielleicht noch zwei oder drei Kilometer, mehr nicht«, rief Will erleichtert.
    »Ich geh da nicht rüber. Ich kann einfach nicht – nicht bei dem Gestank. Der bringt uns alle um«, sagte Cal und wich einen Schritt zurück.
    »Jetzt stell dich nicht so an!«, fauchte Will. Er war zu müde für irgendwelche Diskussionen, und seine Frustration schlug in Wut um. »Wir sind doch gleich da.«
    »Nein«, sagte Cal bockig, »ich bleibe hier!«
    Will versuchte, seinen Bruder am Ärmel zu ziehen, doch Cal riss sich los. Schon seit mehreren Kilometern hatte Will mühsam gegen seine Erschöpfung angekämpft, und das Atmen fiel ihm immer noch schwer – er konnte diesen Zirkus nun wirklich nicht gebrauchen. Plötzlich wurde ihm alles zu viel. Er hatte das Gefühl, im nächsten Moment zusammenzubrechen und loszuheulen. Es war einfach nicht fair. Vor seinem inneren Auge erschien bereits sein Zuhause mit seinem einladenden Bett. Will wollte nichts anderes, als sich hinzulegen und zu schlafen. Selbst wenn er sich bewegte, schien sein Körper immer wieder durchzusacken, als würde er durch ein Loch fallen und an einem Ort landen, wo alles wunderbar warm und weich war. Doch er riss sich jedes Mal wieder zusammen, versuchte, sich wach zu rütteln, und zwang sich zum Weitergehen.
    »Okay«, fauchte Will, »wie du willst!« Er machte sich auf den Weg den Hügel hinab und zog Bartleby an der Leine hinter sich her.
    Als sie die Straße erreichten, hörte Will die Stimme seines Bruders über das Verkehrsgetöse hinweg.
    »Will!«, brüllte Cal. »Warte auf mich! Es tut mir leid!«
    Cal kam den Hügel hinuntergerannt. Will konnte sehen, dass er zu Tode verängstigt war. Er schaute sich wie wild um, als würde er jeden Moment von einem unsichtbaren Angreifer überfallen.
    An der Ampel überquerten sie die Straße, aber Cal hielt sich eine Hand über Mund und Nase und nahm sie erst wieder herab, nachdem sie sich bereits ein ziemliches Stück von der Kreuzung entfernt hatten. »Ich halt das nicht aus«, murmelte er niedergeschlagen. »Früher fand ich Autos ja toll, als ich noch … noch da unten war … aber in den Broschüren stand nichts davon, wie sie riechen.«
     
    »Habt ihr mal Feuer?«
    Erschrocken wirbelten die beiden Jungen herum. Sie waren einen Moment stehen geblieben, um eine kurze Pause zu machen, und plötzlich, wie aus dem Nichts, war ein Mann mit einem schiefen Grinsen dicht hinter ihnen aufgetaucht. Er wirkte nicht besonders groß, trug aber einen eng sitzenden dunkelblauen Anzug mit Hemd und

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